Invasion der Eisköniginnen – „Disney in Concert“ in der Philharmonie

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Der Gasteig: voller kleiner Mädchen in blauen Prinzessinnen-Kostümen. Invasion der Eisköniginnen? Kann man wohl so zusammenfassen, denn an diesem wunderbaren Samstagnachmittag, 27. Januar 2018, findet die erste von insgesamt zwei Vorstellungen der Reihe „Disney in Concert“ statt, mit keinem geringeren Film als „Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“, der Animationsüberhit aus dem Jahr 2013. Der insgesamt erfolgreichste Animationsfilm aller Zeiten und auch weltweit der neunterfolgreichste Film, der jemals existiert hat, ist also bester Anlass, mit Orchester und Solisten in der Philharmonie für ein einzigartiges Erlebnis zu sorgen.

Die Philharmonie ist an diesem Nachmittag bereits sehr gut gefüllt und wartet gespannt auf den Beginn. Auf der wirklich großen Leinwand über dem Orchesterpodium erstrahlt bereits übergroß die Prinzessin Elsa, darunter ein schier endloses Aufgebot von Stühlen und Instrumenten. Das Filmorchester Babelsberg, wie sich herausstellt, sollte gar nicht die einzige musikalische Begleitung sein, auch das Vocalconsort Berlin, ein Chor aus der Hauptstadt, ist mit angereist, um u.a. gleich die Eröffnungssequenz darzubieten. Dass es nicht „nur“ der Film mit Live-Musik werden würde, hat der Dirigent Gottfried Rabl bereits angekündigt, viel mehr sollen die Szenen zum Leben erwachen, ein klein wenig Choreografie und die Kostüme visualisieren den Effekt. Und außerdem sei Klatschen, Lachen und Mitsummen selbstverständlich erlaubt – damit hat er gleich zu Beginn eine Lanze gebrochen, denn im Ambiente der Philharmonie traut man sich womöglich nicht, selbst als riesengroßer Frozen-Fan, wie der Film im Original heißt, die bekannten Melodien ein wenig mitzusummen.

Zum Live-Aspekt kommen kleine Licht-Effekte, beispielsweise beim Schneesturm, einige Eisblöcke, die den Solisten als alternierende Bühnendekoration helfen, und eben die riesengroße Leinwand, in der in glasklarer Qualität das Bild des Erfolgsfilmes erscheint und tatsächlich so angebracht ist, dass man von jeder Position wunderbar sehen dürfte. Toll gelöst.
Der Sound selbst ist insgesamt sehr laut, aber noch im Rahmen, allerdings wird es bei den spannenderen Stellen teilweise wirklich grenzwertig laut, dass man Gesang eigentlich kaum mehr versteht. Ein wenig schade, sind doch das sonst die eindrucksvollsten Momente, wenn das Orchester sich austoben kann und der Zuschauer staunend zwischen Film und Musikern wechseln muss.

© Disney

Besonders hervorzuheben sind natürlich die Solisten. Kurzum hatten alle Vier ihre großen Momente, wenngleich Veit Schäfermeier als Hans lediglich, neben dem Schluss, nur einen Einsatz hatte. Dorothea Baumann als kleine Schwester Anna könnte wohl kaum besser perfekt gewählt sein, passt ihre Stimme doch wunderbar zur aufgeweckt-neugierigen Persönlichkeit der Prinzessin. Zwar kann sie vom Stimmvolumen nicht mit ihrer Schwester Elsa mithalten, aber das muss sie auch überhaupt nicht, denn Nazide Aylin in der Rolle als gefühlsverwirrte Eiskönigin kann mit Kraft und einer wunderbaren Stimmfarbe absolut glänzen und trägt auch das fantastische „Let It Go“ (im Film in deutscher, am Schluss in englischer Sprache) mit so einer Wucht vor, dass wohl zurecht einigen im Saal Tränen in den Augen stehen. Das Highlight an sich dürfte aber Milan van Waardenburgs Einsatz als Schneemann Olaf mit seinem Sommer-Lied kurz vor der Pause sein – der sympathische Holländer hat in der Pause vom Musical „Der Glöckner von Notre“, was gerade von München nach Stuttgart umzieht, die Chance ergriffen und mimt neben Olaf auch Gehilfe Christoph. Seine Gesangsleistung ist an diesem Nachmittag so enorm, dass er abschließend absolut berechtigt den größten Applaus bekommt.

Der Abspann, sicherlich nicht der aufregendste Teil eines Filmes, erst recht nicht als Konzert, wurde kurzerhand als großes Finale mit allen Sängern gestaltet, die gemeinsam den Überhit „Let It Go“ darbieten, während die Kinder zur Bühne vorstürmen dürfen und die lebendig gewordenen Filmstars bestaunen, was auch fleißig getan wird. Beim Verlassen der Philharmonie sieht man in hunderte glückliche, verzauberte Kindergesichter und nicht weniger zufriedene Eltern – kein Wunder, bei so einem magischen Erlebnis.

Bericht: Ludwig Stadler

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