Was ist das, die Liebe? Diese Frage stellt sich die Menschheit schon, seit sie begonnen hat, Menschheit zu sein, und bis heute waren alle Antworten wohl eher unbefriedigend. Nun nimmt sich das Metropoltheater mit der Inszenierung des Stücks „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“ von Jöel Pommerat an, und hat dabei zwar kein Bühnenbild, aber dafür eine Menge schauspielerische Leistung zu bieten.
Immerhin sind gleich neun Schauspieler*innen mit von der Partie: Butz Buse, Vanessa Eckart, Paul Kaiser, Nikola Norgauer, Hubert Schedlbauer, Thomas Schrimm, Dascha von Waberer, Eli Wasserscheid und Lucca Züchner – und alle geben ihr bestes, um diesem doch sehr schwierigen Episodenstück Leben einzuhauchen. Bei fast 20 Szenen wird auch schnell klar, warum. Denn geht es zwar in jedem Einzelnen auf die eine oder andere Weise um die Liebe, aber es gibt sonst keine Zusammenhänge: jede Szene ist eine ganze Geschichte für sich, ein eigenes kleines Drama. Ob es nun um einen Pastor geht, der einer Prostituierten zu viel Aufmerksamkeit geschenkt hat; um eine Hochzeit, die völlig aus den Fugen gerät; oder ganz klassisch um ein Paar, denen die Liebe einfach nicht genug ist – ständig wird man mit einer neuen Situation konfrontiert, muss sich neu einfinden, sich neu entscheiden. Zwar kommt dabei keine Langeweile auf, aber auch die Konzentration fällt schwer: Das Stück geht mit Pause fast 2,5 Stunde und das verlangt sowohl den Zuschauern als auch den Schauspielern einiges ab. Trotzdem erfüllen jene ihre Rollen mit Bravour, und es gelingt ihnen, dass man tatsächlich kaum noch die Schauspieler sieht, sondern nur noch die verkörperten Rollen, was aber auch an den fantastischen Kostümen von Sanna Dembowski liegt, die wirklich herausstechen und jede Szene sehr gut zur Geltung bringen. Zwischen den einzelnen Abschnitten gibt es noch etwas gute Musik – Oldies, die die Liebe nochmals zeigen und es Einem erlauben, etwas abzuschalten und das Gesehene auf sich wirken zu lassen.
Jochen Schölch ist mit „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“ wirklich ein starkes Stück gelungen, dass man so wahrscheinlich nicht alle Tage sehen wird und einem dank seiner gelungen Intensität noch lange im Kopf bleiben wird.
Kritik: Cedric Lipsdorf