Deichkind sind zurück in der Stadt! Im Rahmen ihrer „Kids in meinem Alter“-Tour besucht das Hamburger Kollektiv am 3. Dezember 2024 auch die bayerische Landeshauptstadt und bringen ihre beeindruckende und immer wieder bestaunenswerte Show samt allerlei basslastigen Beats zurück auf die Bühne. Das letzte Hemd für die Karten vom Konzert muss man glücklicherweise nicht verkaufen, aber sich ranhalten allemal, denn lediglich ein paar Sitzplätze gibt es zum Showstart noch, die restlichen knapp 12.000 Plätze der Olympiahalle sind belegt und bester Stimmung.
VJ Wasted sorgt traditionell für das Vorprogramm, bevor um 20:10 Uhr das Hallenlicht ausgeht und Deichkind die Bühne betreten. Schattenspiele kündigen die Truppe an, bevor der Vorhang fällt und die Boxen zu wummern beginnen. Im Fokus: die drei Stimmen des Kollektivs, Kryptik Joe, Porky und Roger Rekless. Für letzteren ist München Heimspiel, weshalb er den Großteil der Ansagen übernimmt und bei „Keine Party“ einen wunderbaren, tiefbayrischen Grant-Anfall bekommt. Besonders eindringlich auch gleich zu Beginn die Worte von Rekless an die Münchner*innen: Gerade die Zusammenkunft der verschiedenen Persönlichkeiten und Personen an diesem Abend, die gemeinsam Freude für eine Sache empfinden, macht Deichkind-Konzerte so besonders. Denn sie alle gehören zusammen, wie im folgenden Song „Porzellan und Elefanten“ besungen.
Ansonsten jagen die Songs in rasender Geschwindigkeit den vorherigen hinterher, Pausen gibt es in dem zweistündigen Show-Komplex kaum, lediglich, wenn die unlängst ikonisch gewordenen Trapezblöcke umherfahren und sich in neue Positionen bringen, wie in „Wer sagt denn das?“ oder dem immer wieder eindrucksvollen „Arbeit nervt“. Allgemein schafft die Setlist einen gelungenen Querschnitt über das Schaffenswerk der Hanseaten, einschließlich Ausflug in die Anfangszeit mit „Komm schon!“, „Bon Voyage“ und „Limit“. Mit kleineren Showelementen mit wechselnden Kostümen, Bannern, einer Rodeo-Handtasche für „Auch im Bentley wird geweint“ und dem fahrenden Fass, das für „Roll das Fass rein“ und „Niveau Weshalb Warum“ durchs Publikum tuckert, gelingt reichlich Abwechslung und stetige Begeisterung – ganz ohne Pyrotechnik oder Feuer.
„Könnt ihr noch?“ ist nicht nur der Name ihrer aktuellen Single, sondern auch ein sprechender Songname, als das Stück gegen Ende ihres Konzerts gespielt wird. Zu diesem Zeitpunkt tobt der Moshpit schon locker eine Stunde pausenlos – anfangs noch verhalten, spätestens zu „Wutboy“ mit epochaler Wucht eröffnet. Es ist ein glückliches Umherspringen in bester Stimmung und Personen verschiedener Altersklassen und Geschlechter – ein Anblick, den man nicht zu oft im Epizentrum der Energie von Live-Shows sieht. Finale des exzessiven Herumhüpfens: die Zugabe „Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)“, in welcher auf der Bühne von Hüpfburg bis „Leider geil“-Luftballons ein Potpourri an Gimmicks geboten ist, die an einen Erwachsenen-Kindergeburtstag erinnern. Vielleicht sind Deichkind-Shows eben auch genau das – und dabei jedes Mal wieder eine Freude.
Setlist: 99 Bierkanister / So ne Musik / Geradeaus / Auch im Bentley wird geweint / Porzellan und Elefanten / Die Welt ist fertig / In der Natur / Wer sagt denn das? / Wutboy / Ich bin ein Geist / Kids in meinem Alter / Komm schon! / Bon Voyage / Bück dich hoch / Leider geil (Leider geil) / Richtig gutes Zeug / Oma gibt Handtasche / Arbeit nervt / Könnt ihr noch? / Bude voll People / Roll das Fass rein / Niveau Weshalb Warum / Hört ihr die Signale / Keine Party / Limit – Zugabe: Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)
Bericht: Ludwig Stadler
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