Ein Tisch, vier Flaschen Wasser, zwei Hocker und zwei Männer, die sich unterhalten. Mehr braucht es an diesem 8. Mai 2019 im Backstage Werk nicht – DAS PODCAST UFO ist auf dem vorletzten Halt ihrer “Gibt’s auch später noch umsonst als Podcast”-Tour 2018/2019.
Die zwei Männer, die sich unterhalten, sind Moderator Florentin Will und Autor Stefan Titze. Bekannt aus dem Böhmermann-Umfeld – beide arbeiten bei der bildundtonfabrik, die „Neo Magazin Royale“ produziert. Will ist zusätzlich regelmäßig auf dem YouTube-Kanal Rocket Beans TV zu sehen, Titze hat zuletzt an einem deutschen Netflix Original gearbeitet, das Ende Mai erscheinen soll. Zusammen betreiben sie das DAS PODCAST UFO, normalerweise bei Streamingdiensten zu hören, jetzt aber zum zweiten Mal bei Live-Auftritten.
Um 20:00 Uhr richtet sich das Licht auf die Bühne, die Intro-Musik ertönt und die beiden betreten die Bühne. Nebel und bunte Lichter, Titze merkt gleich an, dass er absolut niemanden aus dem Publikum sehen kann. Für Will ist München ein Heimspiel, er droppt ein paar bayerische Ausdrücke und schimpft gegen das Wort „gell“ – das sei einfach sehr hässlich und klinge überheblich. Die bayerischen Abiturienten, die eine Petition gegen die angeblich zu schweren Abituraufgaben gestartet haben, kommen auch nicht gut weg. Titze ist von der Leinwand irritiert, die er durch die Eingangstüren des Werks sehen kann und auf der das Champions League-Halbfinale Ajax Amsterdam gegen Tottenham Hotspur läuft (Anmerkung: Tottenham ist weiter). „Ich halte euch da auf dem Laufenden.“
Die Themen sind wie in jeder Folge wild durcheinander: Will träumt von einer Tätigkeit als „Bahnhofsnazi“, bei der er mal für Ordnung beim Anstehen vor den Bahnhofs-Geschäften sorgen kann, er hinterfragt den Harz beim Handball (seine Theorie: die Bälle sind einfach zu groß), erzählt davon, wie er sich trotz Sehschwäche durchs Leben gemogelt hat. Titze berichtet von dem Kauf eines 200 Euro-Bilderrahmens, den ihm eine „urige“ Verkäuferin angedreht hat und seinen Sehtest beim Augenarzt, bei dem er sich die Zahlen davor gemerkt hat.
Beide sind schlagfertig und einfach sehr lustig – sie wissen, wie sie auf den Witz oder die Erzählungen des jeweils anderen eingehen müssen, um die Pointe weiter aufzubauen. Nur in ein, zwei Momenten ist kurz zu spüren, dass sie um Worte ringen, aber bevor das einem richtig bewusst wird, liefern sie doch schon die nächste Geschichte. Wills Mimik und Gestik reicht oft schon für einen Lacher.
Besonders witzig ist es, wenn sie das Publikum spontan miteinbeziehen. Titze ertappt eine Zuschauerin beim Filmen. Es folgt die Idee, ein Skandalvideo zu faken. Sie wiederholt das Filmen, die zwei inszenieren einen Ausraster, zwei Menschen aus dem Publikum spielen die Rolle der Security, die die Zuschauerin rausführen. Wenn ihnen bestimmte Begriffe nicht einfallen, kommen Zwischenrufe aus dem Publikum, die sie in das Gespräch mit aufnehmen. Ergebnis: „Zünsler“ zerstören Buchsbäume und „Gumpen“ sind Strudeltöpfe bei Wasserfällen.
Skepsis, ob es sich lohnt, zwei Menschen beim Gespräch live zuzuschauen und zuzuhören, ist unbegründet. Es ist wie ein Impro-Comedyabend, der durch den Gesprächscharakter noch persönlicher und sympathischer wird. Will und Titze verabschieden sich nach 100 Minuten von der Bühne, zehn Minuten später stehen sie schon am Merchstand. Eine lange Schlange bildet sich, sie machen mit jeder und jedem Fotos, unterschreiben Tourposter und quatschen noch mit ihren Hörern.
Wer die Live-Aufzeichnung nicht miterlebt hat, kann sie aber trotzdem noch hören: Demnächst als Podcast.
Bericht: Katharina Holzinger