Bumblebee – Filmkritik

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Regisseur/in: Travis Knight

Genre: Action, Abenteuer, Sci-fi

Produktionsland: USA

Kinostart: 20. Dez. 2018

Laufzeit: 1 Std. 53 Min.

 

Elf Jahre nach seinem ersten Filmauftritt in dem Blockbuster Transformers (2007) und nur ein Jahr nach seinem letzten in Transformers: The Last Knight (2017) kehrt unser Lieblings-Autobot Bumblebee (zu Beginn gesprochen von Dylan O’Brien) nun für einen Solo-Film zurück auf die Großleinwand. In diesem wird die herzerwärmende Geschichte seiner Landung auf dem Planet Erde im Jahre 1987 erzählt. Endlich erfährt der Zuschauer, wie Bumblebee zu seinem Namen kam und seine Fähigkeit zu Sprechen verlor. Dabei lernt er die 18-jährige Charlie (Hailee Steinfeld) kennen, mit der ihn eine ganz besondere Freundschaft verbindet. Als Zuschauer sollte man sich daher bewusstmachen, dass es sich hier nicht um einen typischen Film der Transformers-Reihe handelt. Es ist mitnichten ein reines Action-Explosions-Spektakel, das dem Kinogänger hier präsentiert wird. Die Geschichte konzentriert sich vielmehr auf Charlie und ihren Kampf ums Erwachsenwerden. Dass dieser Kampf teilweise mit Waffen und Munition ausgetragen wird, ist dabei eher schmuckes Beiwerk.

Inmitten einer Schlacht zwischen Autobots und Decepticons auf deren Heimatplaneten Cybertron, wird der gelbe Autobot Bumblebee von seinem Anführer Optimus Prime entsandt, um auf dem Planet Erde einen sicheren Stützpunkt für die unterliegenden Autobots vorzubereiten. Bumblebees Ankunft auf dem Planeten Erde bleibt jedoch von den Decepticons nicht unentdeckt und in einer eindrucksvollen Kampfszene schafft unser gelber Autobot es zwar die Angreifer abzuwehren, wird aber so schwer beschädigt, dass er sich nur noch in eine letzte Transformation in einen alten gelben VW Käfer retten kann. Außer Gefecht gesetzt verbringt er einige Zeit auf einem Schrottplatz in Californien, wo er von der 18-jährigen Charlie gefunden und als ihr erstes eigenes Auto wieder in Stand gesetzt wird. Als der Autobot wieder zum Leben erwacht, werden der lädierte Bumblebee und die mechanisch versierte Charlie Freunde. Doch der Frieden währt nicht lang, denn die Decepticons sind Bumblebee bereits auf den Fersen und zusammen mit seiner neuen kleinen Freundin stellt er sich der Gefahr…

In der ersten Szene sehen wir uns inmitten einer pompös animierten 3D-Schlacht zwischen Autobots und Decepticons, der beiden verfeindeten Linien der Transformer auf deren Heimatplaneten Cybertron. Eindrucksvolle Roboter-Kampfszenen in traditioneller Transformers-Manier versuchen den Zuschauer davon zu überzeugen, dass es sich hierbei um einen weiteren Action-Sci-Fi-Film der Transformer-Filmreihe handelt. Die schnellen Bilder der Schlacht auf Cybertron sind jedoch nur ein kurzes Vergnügen für das Fanauge, denn allsbald wird der Autobot Bumblebee auf die Erde entsandt, um das Eintreffen der Autobots vorzubereiten, die sich auf diesem entlegenen Planeten einen sicheren Stützpunkt versprechen. Die Kampfszene auf der Erde zwischen Bumblebee und den Decepticons, die ihm gefolgt sind, involviert dann auch das amerikanische Militär, welches ausschließlich aus Agent Burns (John Cena) zu bestehen schein. Dieser Eindruck verfestigt sich im Laufe des Filmes nur noch und stellt auch gleich einen der größten Kritikpunkte dar. Der gesamte Streifen scheint mit einer Handvoll Darstellern auszukommen. Der einzige Auftritt des allseits beliebten Anführers der Autobots Optimus Prime und der actiongeladenste Teil der Geschichte sind damit auch gleich zu Beginn des Filmes verbraten.

Ab diesem Zeitpunkt wandelt sich der Film zu einem reinen Teenager Coming-Of-Age Film und das Hauptaugenmerk liegt sodann bei der 18-jährigen Charlie (Hailee Steinfeld). Es ist 1987 und ganz der aktuellen Mode entsprechend versuchen die Macher des Filmes auf die 80er Welle aufzuspringen, die die Jugend von heute zurzeit reitet. So gibt es Nahaufnahmen von Walkman und einen ganzen Haufen 80er-Platten und Klamotten zu bestaunen, denen es jedoch an Authentizität fehlt. Es wirkt alles eher wie bei einer großen Motto-Party, als in einem tatsächlichen Rückblick. Alles ist neu und künstlich auf die 80er-Jahre getrimmt, wie die Jeans-Weste von Charlie, die genau so auch bei H&M zurzeit angeboten wird. Das alles lässt jedoch ein wenig verwundern, wo man doch merkt, dass viel Geld in die Produktion gesteckt wurde, angesichts der aufwändigen CGI-Technik, insbesondere der Interaktionen zwischen dem animierten Autobot und seiner neuen Freundin. Auch in Charlies Welt scheint es im Übrigen nur eine Handvoll Menschen zu geben: Ihre Familie, die älteren Herren vom Schrottplatz und natürlich ihr Sidekick, der Nachbarsjunge Memo (Jorge Lendeborg Jr., bekannt aus Spider-Man: Homecoming). An einer Stelle musste scheinbar an Kosten gespart werden.

In jedem Fall nimmt die Beziehung zwischen Bumblebee und Charlie einen großen Teil der Story (Christina Hodson) in Anspruch und man kommt nicht umhin, das Gefühl zu entwickeln, dass man sich hier die Realverfilmung von WALL-E – der letzte räumt die Erde auf ansieht. Zum Großteil wird dies der Tatsache geschuldet sein, dass die Macher sich mit Travis Knight als Regisseur jemanden ins Boot geholt haben, der eher für andere Genres als klassische Actionfilme bekannt ist. Die andere seiner zwei Produktionen bisher war KUBO: Der tapfere Samurai; trat er zuvor doch hauptsächlich als Zeichner für Filme wie Die Boxtrolls und Coraline auf. Mit großen Kulleraugen und ängstlicher Haltung schleicht sich Bumblebee ganz in Kinderfilm-Manier in das Herz des Zuschauers und lässt diesen zeitweise vergessen, dass ein großer Showdown mit den nahenden Decepticons noch aussteht. Jedoch nicht für lang, denn eines ist dieser Film ganz sicher, nämlich vorhersehbar. Die Entwicklung Charlies in ihren Beziehungen, ihren Entscheidungen und dem Umgang mit ihren Ängsten ist genau jene, die man sich in den ersten Momenten bereits denken konnte. Das lässt den Film vor allem gegen Ende langweilig wirken. Da es sich hierbei auch noch um ein Prequel handelt, ist auch der Ausgang der letzten „Schlacht“ (wenn man das so nennen kann) bekannt, was es noch ein wenig anstrengender macht, im Kinosaal sitzen zu bleiben, um sich alles bis zu Ende anzusehen. Da machen es die seltsam komödiantischen Auftritte Jorge Lendeborg Jr.s und die überspitzten Wrestling-tauglichen Auftritte John Cenas auch nicht besser…

Fazit: Bumblebee ist ein süßer Film über das Erwachsenwerden, der sicher das Herz eines jeden 18-jährigen Mädchens höher schlagen lässt, das mit ein paar Baller-Szenen kein Problem hat. Wer jedoch in Erwartung eines soliden Action-Filmes den Kinosaal betritt, der wird vielleicht nach dreißig Minuten wieder herausstürmen wollen, um sich erstmal einen Mission Impossible Film anzusehen, um das Gesehene zu vergessen. Alles in allem also ein Film, der einem gefallen kann, wenn man weiß, was einen erwartet und man auch genau das sehen will.

 

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