Neben Paris, Berlin und Brüssel machen Bullet For My Valentine auf der 2023er Tour auch im Münchner Zenith Halt. Die eigentlich für 2022 geplante Tour wurde einmal verschoben, für das Konzert in München hat sich das Datum auf den 8. Februar 2023 geändert. Aber nun sind alle da und sind in großer Vorfreude.
Seit über 15 Jahren haben Bullet For My Valentine eine internationale Fangemeinde, die sie regelrecht anbetet. Der walisische Metalcore besticht dabei sowohl mit charakteristischen Gitarrenriffs und aggressivem Sound als auch mit melodischen Passagen. Besonders diese reißen das Publikum mit. Die in Metal-Fanware gekleidete Fangemeine steht andächtig da und singt inbrünstig mit bei Songs wie ‘All These Things I Hate (Revolve Around Me)’. Im Allgemeinen ist das Publikum ergriffen. Bei jeder Ansage von Sänger Matthew Tuck hängen die Menschen an seinen Lippen, auf jedes ‚Seid Ihr gut drauf?’ folgt ein Sturm der Begeisterung, um zu beweisen, wie gut man hier drauf ist. Natürlich bleiben die obligatorischen Moshpits nicht aus, die an diesem Abend nicht zu kurz kommen dürften.
Diese einzigartige Stimmung kommt jedoch nicht von ungefähr. Bereits die erste Band des Abends Atreyu schafft kräftige Stimmung im Zenith, besonders ‚Save Us‚ vom 2021er Album Baptize bringt die Menge mit schnellem Gitarrenspiel und hohem Energielevel in Fahrt. Die fünf Kalifornier gehen musikalisch in Richtung Melodic Metal und holen die Menge damit genau auf dem passenden Level ab. Hier wird bereits ein Motiv deutlich, das sich durch den Abend zieht: mitreißende Melodien, gepaart mit aggressiven dunklen Metalcore-Elementen.
Nach diesem gelungenen Auftakt übernehmen Jinjer und legen noch mal drei Schippen drauf. Die vier Ukrainer bringen so richtig Stimmung! Frontfrau Tatiana Shmailyuk wird, wie bei früheren Touren, bereits als Zentrum der Aufmerksamkeit inszeniert. Im Gegensatz zu den typischen dunklen Outfits der Bandmitglieder, beeindruckt sie in einem eng anliegenden Anzug, der im Schwarzlicht grün fluoresziert. Wie die Superheldin aus einem Zeichentrickfilm ist sie damit im wahrsten Sinne des Wortes die strahlende Ikone der Show. Sie steht und leuchtet in der scheinbar unendlichen Dunkelheit der Halle. Typisch auch für den musikalischen Stil der Band: nach den melodischen Parts, die engelsgleich gesungen werden, growlt Tatiana wieder ins Mikrofon, als wollte sie einem die Seele ausreißen. Beispielhaft dafür: ‚Who´s Gonna Be The One‚ aus dem Jahr 2014. Jinjer haut die Halle wahrlich um, nicht nur mit der Show, sondern auch musikalisch. Leider nicht selbstverständlich für Vorbands, ist hier alles top abgemischt und die Songs erklingen statt zu schrammeln. Wo sich sonst viele Fans bei den Vorbands noch an den Bars aufhalten, drängen hier viele in die Mitte, um sich ganz der Band zu widmen.
Als um 21:15 Uhr dann der Hauptact kommt, drängen alle zur Bühne wie Durstige und die Spannung ist deutlich spürbar. Mit so einer Crowd hat jede Band einen Glückstreffer! Wenngleich alle drei Acts an diesem Abend seit Jahren im Geschäft sind, liefern BFMV am routiniertesten ab. Diese Männer wissen genau, was sie tun, dennoch schaffen sie es, Leidenschaft in ihre Musik zu legen. Das spüren die Fans und es entwickelt sich eine ganz besondere Dynamik. Am Gitter vor der Bühne streckt die erste Reihe sehnsüchtig die Hände nach ihren Idolen aus; Bilder, die man sonst eher von Boybands und kreischenden Mädels kennt.
Doch auch weiter hinten in der Halle sind alle mit ganzem Herzen dabei: Wäre Headbanging ein Sport, wäre das hier Olympia. Immer wieder werden Fans zum Stagediving auf Händen zur Bühne getragen, wie menschliche Opfergaben, die dann noch nur vom Security-Personal abgefangen werden. Das Publikum besteht dabei recht vielfältig aus Teenagern, Mitfünfzigern, Kumpels, die einen Männerabend machen, bis hin zu Pärchen. Und als Sänger Matthew Tuck nach ‘You Want a Battle? (Here’s a War)’ von seiner Gitarre ablässt, die Arme ausbreitet, den Kopf nach hinten legt und die Aufmerksamkeit genießt, da eröffnet sich das Bild einer Halle voller Jesus-Kopien, die ihren unreinen Götzen anbeten. Der Abend geht musikalisch durch die gesamte Bandgeschichte; dabei ist die Auswahl und Dramaturgie der Titel bemerkenswert. Auf schnelle heftige Titel folgen melodischere, dann wieder steigert sich die Energie Song um Song auf einen Höhepunkt, um bei der Zugabe natürlich ‚Tears Don’t Fall‚ und ‚Waking the Demon‘ zum Besten zu geben. Für eingefleischte Fans ist dieser Abend die reinste Ekstase.
Bericht: Jana Taendler