All Of This – A Tale Of Golden Keys im Milla (Konzertbericht)

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München, Glockenbach, Samstagabend, 19. Mai 2018. Es schüttet wie aus Eimern. Das Milla in der Holzstraße ist eine eher kleine, aber dadurch auch sehr charmante Location im Herzen des Viertels. Heute Abend gibt sich das Nürnberger Trio A Tale Of Golden Keys die Ehre, um ihr neues Album „Shrimp“ vorzustellen. Als Support ist Der Herr Polaris aus Augsburg zugegen und auch er hat seinen aktuellen Tonträger „Mehr Innen als Außen“ auf Vinyl dabei. Es verspricht, ein bunter Abend zu werden.

Es ist 20 Uhr, das Milla füllt sich nur langsam – noch ist alles überschaubar. Ein Blick auf die Bühne lässt erahnen was die Auftritte später bestätigen werden: technische Geräte, wohin das Auge reicht. Effektboards, mehrere Verstärker, einige Gitarren, ein Keyboard, ein Midi-Keyboard, ein Laptop, ein Bass und ein silbernes Drumset mit ungewöhnlich tiefer Bass-Drum und alles ist ausreichend mikrofoniert.  Die Technical Rider der Bands sehen wirklich durchdacht und professionell aus. Die Location ist schlauchförmig, der Boden steigt etwas nach hinten zur Bar, sodass man auch von dort einen guten Blick zur Bühne hat.  Auch die Lichtperformance passt bestens zum Raum und der Stimmung.

Der Herr Polaris

Um ca. 20:40 betritt Der Herr Polaris mit einem weiteren Musiker, Martin an der Trompete und dem Flügelhorn, das Geschehen. Mit einer Art Meeresrauschen, welches über zwei Mikros und diverser Effekte kreiert wird, eröffnet der Fuggerstädter sein Set. Mit seiner Halbakustik-Gitarre spielt Bruno Tenschert (so sein bürgerlicher Name) den ersten Song „Bier meiner Jugend“ und macht damit sofort klar, dass er sowohl lyrisch als auch musikalisch einiges zu bieten hat. Der Raum füllt sich, die Menschen richten sich interessiert in Richtung der Künstler. Manche seiner Songs spielt Bruno alleine, bei anderen steht ihm Martin zur Seite. Der Singer/Songwriter greift auf der Gitarre daneben und entschuldigt sich lächelnd beim Publikum. Das Eis ist gebrochen und die Sympathie ist ihm sicher. Das Publikum lauscht gespannt seinen Texten: „Ich ziehe der Zeit an den Haaren, doch länger wird sie nicht“; und seinem Spiel, welches durch Martins Trompete noch an intensiverer Atmosphäre gewinnt. Nach etwa 40 Minuten beenden Der Herr Polaris ihren gelungenen Auftritt mit dem Song „Hallo liebe Dämonen“, indem Bruno auch seine raue Stimme zeigt. Er verweist noch einmal auf sein Album und dass er für jedes Lied ein Foto mit den passenden Textzeilen am Merchandise-Stand bereithält, wenn jemand eine Hommage an eine berühmte Band (Joy Division) in seinem ersten Song erkennt.

Setlist: Bier meiner Jugend / Mehrere Leben führen / Denk nicht / Uns verbindet / Gewohnheiten / Wir melden uns / Hallo liebe Dämonen

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A Tale Of Golden Keys

Um kurz vor zehn betreten die Jungs der heutigen Hauptband die Bühne. Sie nicken ins Publikum und legen gleich mit ihrem ersten Song „Three Weeks“ los. Die Location ist mittlerweile besser gefüllt und die Leute rücken nach vorne, um der Band ihr Interesse zu bekunden. Hannes Neunhoeffer am Gesang, Keyboard und der Gitarre, Florian Dziajlo am Bass und Jonas Hauselt an den Drums, der übrigens barfuß spielt, zeigen, dass sie ihre Instrumente und auch den dreistimmigen Gesang bestens beherrschen. Hervorzuheben ist die Stimmfarbe des Sängers Hannes, welche sehr angenehm ist und, wenn er lauter singt, den ganzen Raum einnimmt. Stilmittel der Band scheint zu sein, dramatische Kurven zu erzeugen, indem sie immer wieder das Tempo rausnehmen und den Gesang über eine Fläche legen, um dann später mit groovigen Beats und manchmal auch angezerrten Basslines einzusteigen und die Songs so zum Höhepunkt zu treiben. Und das funktioniert bestens.

Einziger Kritikpunkt, wenn man auf ganz hohem Niveau jammern will, ist, dass trotz des wirklich gut abgemischten Sounds manchmal der Hall auf den Stimmen und den Melodie-Instrumenten etwas weniger sein könnte und man sich gelegentlich einen direkteren Klang wünscht. Die Band hat die Zuschauer im Griff, viele Leute schauen und lauschen dem Geschehen und lassen sich bei den schnelleren Passagen zum Tanzen animieren. Ansagen macht die Band wenige, aber wenn, kommen sie sehr smart und sympathisch rüber. Sie überzeugen durch gekonnte Übergänge, überhaupt wirken die Abläufe alle sehr durchdacht und intelligent umgesetzt.  Hannes berichtet vom neuen Album und sie spielen mit Punk Rock Hit dessen ersten Song, welcher wirklich Hit-Charakter hat, an. Nicht aktuell, aber einer ihrer besten Songs mit fast 25000 Klicks auf einem gängigen Videoportal, ist Another Chapter. Auffallend ist, dass die Musiker oft die Augen geschlossen halten und sich voll in die Musik fallen lassen. Auch einige Zuschauer konzentrieren sich nur auf die Klänge. Nach etwa 75 Minuten beendet das Trio ihren Auftritt. Doch das Publikum will mehr und die „Keys“ lassen sich nicht lange bitten und spielen zwei weitere Songs.

Setlist: Three Weeks / Waves / In the Far Distance / Punk Rock Hit / Writings on the Wall / Another Chapter / Tired of Me / Gospel / White / Restless / Will I be the Last / Exhale / Open the Door / To Think – Zugaben: All of This / Disappearing

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Es ist 23:00 – das Konzert ist vorüber. Die Band versprach, ihren Fans am Merchandise-Stand Rede und Antwort zu stehen und sie halten ihr Wort. Bei einem Bier kann man sich bestens mit ihnen unterhalten und eine CD oder Platte mitnehmen.
Fazit: Es war ein sehr musikalischer Abend mit viel kreativer Energie in einer sehr intimen Location, mit tollem Vorprogramm und einer Band, die enorm großes Potential hat und hoffentlich so weiter macht.

Bericht: Dennis Jakobi
Fotos: Thomas Steinbrunner