Dienstag, 31. Juli 2018, 18:50 Uhr. Am Getränkestand vor dem Zenith ist mehr los als im Einlass-Bereich, das Wetter hat die 30 Grad längst überschritten, kühler wird es erst in rund zwei Stunden. Grund für die Pilgerreise etlicher schwarz-gewandter Metalheads ist niemand geringeres als Judas Priest. Die Heroen des Heavy Metal begeben sich nach sieben Jahr wieder einmal für eine Headliner-Show ins Zenith, das bereits Monate im Voraus restlos ausverkauft war. Das Interesse an den Althelden ist ungebrochen riesig, auch der Hitzewall, der drinnen nur noch intensiver werden sollte, hält die Menschenscharen nicht davon ab, dieses Spektakel zu verpassen.
Zuvor startet aber erst einmal um 19:50 Uhr der Support: Black Star Riders. Wer sich nun fragt, wieso manche Städte Megadeth als Opener bekommen und München mit einer No-Name-Band abgespeist wird, muss sich nicht lange grämen, denn BSR, wie man abgekürzt schreibt, sind letztendlich nur eine Abwandlung von Thin Lizzy, der legendären irischen Rockband. Die Besetzung ist daher annähernd identisch, der wesentliche Unterschied besteht darin, dass vorrangig die neueren Werke gespielt werden und nur einige alten Nummern, genauer gesagt: zwei. Vielleicht liegt es daran, vielleicht aber auch einfach an der zu langen Spielzeit von 60 Minuten, aber der gesamte Auftritt mag einfach zu keiner Zeit zünden. Zu stereotypisch der Rock, zu überzeichnet das Acting, zu langweilig die Lieder – nicht einmal der Thin Lizzy-Klassiker „The Boys Are Back In Town“ kann überzeugen. So spielen sich die fünf Musiker in der Hitze zwar ihre Seele aus dem Leib, bekommen aber erschreckend wenig zurück. Immerhin, der Abschluss „Bound For Glory“ motiviert ein wenig und so findet der Auftritt um 20:50 Uhr sein Ende.
Setlist: All Hell Breaks Loose / Jailbreak (Thin Lizzy Cover) / Finest Hour / Heavy Fire / Soldierstown / The Killer Instinct / Before The War / When The Night Comes In / Bloodshot / The Boys Are Back In Town (Thin Lizzy Cover) / Kingdom Of The Lost / Bound For Glory
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Die folgende Umbauzeit dreht sich vor allem darum, dass der Vorhang vor der Bühne nicht so recht halten will, weshalb letztendlich auf den Effekt verzichtet wird und Judas Priest gegen 21:20 Uhr einfach ganz normal auf die Bühne mit „Firepower“ starten. Der Sound ist unbeschreiblich laut, garantiert 15-20dB über dem, was sonst die Anlage hergibt – aber das sind immerhin Priest! Wenn die nicht laut aus den Boxen dröhnen, welche Band dann? Und so wummern bereits bei den ersten Liedern Schlagzeug, Bass und Gitarren um die Wette, wer wohl am lautesten in die Ohrgänge dringt. Am Ende des Konzerts lässt sich sagen: die Mischung macht es, selbst am nächsten Tag brummt noch alles. Aber völlig egal – Metal!
Eine Grenzerfahrung ist dabei vor allem die Temperatur. 6.000 Metal-Maniacs haben ihren Weg ins Zenith gefunden – im Zusammenspiel mit der Temperatur bedeutet das letztendlich, dass innerhalb der Fabrikhalle ein Backofen sein Unwesen treibt. Das Kompositum „Firepower“ hat sich wohl vor allem im ersten Wort wohlgefühlt, irgendwelche Flammen auf der Bühne sind überhaupt nicht nötig, alles brodelt ja sowieso schon vor sich hin. Band und Publikum hält das nicht ab – es gibt ein buntes Sammelsurium der letzten Jahrzehnte, von „Saints In Hell“ bis „Rising From Ruins“ ist alles dabei, natürlich auch die üblichen Smasher „You’ve Got Another Thing Comin‘“ und „Turbo Lover“, genauso wie „Metal Gods“ und „Breaking The Law“ im Zugabenblock, der kurzerhand als Überraschung mit Priest-Urgestein Glenn Tipton dargeboten wird. Ein großer Jubelpunkt für alle eingeschworenen Fans, dass der an Parkinson erkrankte Gitarrist doch noch für ein paar Lieder mit auf die Bühne kommt.
Im Mittelpunkt, wie sollte es auch anders sein: Frontmann Rob Halford. Der „Metal God“ ist mit seinen knapp 67 Jahren fit wie eh und je und gesanglich auf einer viel höheren Leistung wie noch vor einigen Jahren – man kann getrost sagen, dass er vielleicht so gut singt wie noch nie zuvor. Selbst die allerhöchsten Töne, wie der Abschluss-Ton bei „Night Comes Down“ oder das bekannte „Painkiller“, scheinen noch problemlos aus seiner Kehle zu klingen, wenngleich auch nicht mit Leichtigkeit. Man sieht Halford deutlich an, wie ihm die Hitze zu schaffen macht, und ja, die hohen Töne sind nun einmal Schwerstarbeit. Diese ist allerdings mehr als gelungen – hiermit wird Rob Halford von uns als KiM zum besten lebenden Metal-Sänger der Welt gekürt! Nach 100 Minuten Vollgas in der Hitze endet der Auftritt dann auch mit „Living After Midnight“. What a ride!
Setlist: Firepower / Grinder / Sinner / The Ripper / Lightning Strike / Bloodstone / Saints In Hell / Turbo Lover / Tyrant / Night Comes Down / Freewheel Burning / Rising From Ruins / You’ve Got Another Thing Comin‘ / Hell Bent For Leather / Painkiller – Zugaben: Metal Gods / Breaking The Law / Living After Midnight
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Bericht: Ludwig Stadler