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Home – Three Days Grace im Zenith (Bericht)

Als Three Days Grace im vergangenen Oktober kryptische Teasertrailer mit dem Titel „2X“ veröffentlichten, stellte sich ein wenig die Hoffnung auf einen Feature- oder Kollabo-Song der aktuellen Bandformation mit dem ehemaligen Sänger Adam Gontier ein. Was dann kam, hat mehr als überrascht: Gontier kehrt nach knapp zwölf Jahren als Sänger zurück, aber Frontmann Matt Walst bleibt dennoch erhalten. Eine Doppelspitze aus zwei Sängern von zwei Ären einer großen Rockband? Neuland, aber dass es funktioniert, hat auch das gemeinsame neue Album „Alienation“ gezeigt. Nun kommt die neue Formation erstmals nach Europa. Das Zenith am 2. Dezember 2025 ist ausverkauft.

Anstatt gleich mit einem riesigen Tourpaket anzurücken, setzt man auf lediglich eine, dafür namhafte und selten in Deutschland anzutreffende Vorband: Badflower. Die Amerikaner waren zuletzt 2019 in München zu Gast, im Gepäck haben sie daher auch reichlich neu veröffentlichte Lieder. Mit rund 50 Minuten Spielzeit können sie auch einen beachtlichen Querschnitt präsentieren, richtig zünden mag der Auftritt aber nicht. Die Songs sind solide, aber ohne großen Wiedererkennungswert oder fesselnden Moment. In Erinnerung bleibt aber die wilde Interaktion von Sänger Josh Katz, der sich mitten im Set schon in die Zuschauermenge wirft.

Setlist: Drop Dead / Number 1 / Don’t Hate Me / Family / Move Me / Stalker / Heroin / The Jester / Ghost / 30

© Matt Barnes

Auf Tuchfühlung mit dem Münchner Publikum gehen Three Days Grace zwar nicht, aber mit einem Steg haben sie einen kleinen, aber wirkungsvollen Effekt im Zenith, den sie ab ihren Startschuss um 21:20 Uhr mit „Dominate“ sofort ausnutzen. Und was für ein Bild, wenn da plötzlich zwei Sänger auf der Bühne stehen, die zwei verschiedene Zeitpunkte der kanadischen Band so sehr geprägt haben, sich nun aber sichtlich hörbar bestens ergänzen: Die kratzig-grungige Stimme von Gontier und die eher klare, höhere Stimme von Walst, der mit Akzenten auch Screams einsetzt, kombinieren sich fantastisch, auch dank ihres immer wieder zweistimmigen Arrangements. Dabei stiehlt aber keiner dem anderen das Rampenlicht: Songs wie „I Hate Everything About You“ oder „Pain“ performt Gontier allein, während Walst an die Gitarre wechselt, genau andersrum sieht es dagegen bei Stücken wie „Painkiller“ oder „The Mountain“ aus.

Eine nennenswerte Produktion haben Three Days Grace nicht dabei, lediglich eine stabile Lichtshow und zwei kleine Leinwände, die austauschbare Projektionen zeigen und genauso gut fehlen könnten. Ins Gewicht fällt das aber gar nicht, weil die Harmonie und Melodien von der Bühne völlig ausreichen: Die Band performt astrein, die Spiel- und Singfreude ist förmlich spürbar und die Stimmung im Publikum, diesem Querschnitt aus Songs aller Epochen, gepaart mit immerhin fünf Songs aus dem neuesten Album, funktioniert grandios. Die Kanadier sind ein Paradebeispiel dafür, neue Wege zu beschreiten, die eigene Bandhistorie zu feiern, aber dabei zu keiner Nostalgieshow zu verkommen, sondern stets kreativ zu bleiben. Man kann nur hoffen, dass hier kein Ego dazwischenkommt und dieses einzigartige Projekt sprengt, denn in der jetzigen Formation sind Three Days Grace eine unaufhaltbare Wucht.

Setlist: Dominate / Animal I Have Become / So Called Life / Break / Home / The Mountain / Mayday / Pain / Kill Me Fast / I Hate Everything About You / Time Of Dying / Apologies / Creep (Radiohead cover) / Don’t Wanna Go Home Tonight / I Am Machine / The Good Life / Painkiller / Never Too Late / Riot

Bericht: Ludwig Stadler

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