In Munich We Trust – Jeremias im Zenith (Bericht)
Ein Abend, so facettenreich wie die Gefühle, die er weckt: Mal ganz nahbar, mal pulsierend und wild im Takt der Techno-Beats – dieses Konzert lässt sich nicht in eine emotionale Schublade stecken. Die Musik wechselt mühelos zwischen Intimität und Ekstase, bleibt dabei aber stets authentisch. Die Botschaft des Abends ist klar – bleib dir selbst treu. Du musst keinem gefallen. Am 15. Oktober 2025 war die Band Jeremias live im Zenith zu erleben.
Leere Bühne, ein Schreibtisch, auf dem eine Lampe brennt und ein Stück Papier. Jeremias Heimbach, Frontsänger und Namensgeber der Band, betritt die Bühne und wendet sich zunächst schriftlich an das Publikum. In Form eines Tagebucheintrags beschreibt er seine Vorfreude auf den Abend, aber auch die unsicheren Gefühle über das nahende Ende der Tour. Echt, nahbar, direkt – genau so begegnet Jeremias dem Publikum. Und genau deshalb fühlt sich das Konzert trotz der Größe des Raumes überraschend persönlich an.
Für dieses persönliche, ehrliche Gefühl sorgt bereits der Support Act Katha Pauer. Für die gebürtige Münchnerin ist der Abend ein Heimspiel. Ihre intimen Texte über alltägliche Unsicherheiten und Selbstfindung bieten gepaart mit ihrer sanften, wohligen Stimme einen passenden Start in den Konzertabend. Zusätzlicher Pluspunkt, der ihre Anwesenheit an diesem Abend umso schöner macht: Das mit Jeremias gemeinsam herausgebrachte Duett Leih mir deine Tränen findet ebenfalls Platz auf der Setlist.

Das Publikum: textsicher und laut wie eh und je. Die Band hat hauptsächlich Songs ihres im Mai erschienenen Albums trust dabei. Bekanntester Song dieser Platte ist mit Sicherheit meer, aber auch bei älteren Liedern wie Grüne Augen lügen nicht oder Egoist sind die Zuschauer*innen wahnsinnig textsicher. So textsicher, dass Jeremias Heimbach über weite Teile der Songs gar nicht mitsingen muss, sondern sich ganz in den Gesang des Publikums hineinfallen lassen kann. Überall liegen sich Menschen in den Armen, es wird sich gegenseitig angesungen und die Stimmung ist perfekt.
Doch neben diesen emotionalen Mitsing-Momenten bietet der Abend auch vielerlei Anlass zum Tanzen und Springen. Die fünf Mitglieder der Band Jeremias sind alle versierte Instrumentalist*innen und beweisen in solchen Zwischenspielen immer wieder ihr musikalisches Können. Neben Jeremias Heimbach (Gesang, Piano) stehen Oliver Sparkuhle (Gitarre), Ben Hoffmann (Bass), Jonas Hermann (Schlagzeug) sowie Käthe Johanning (Piano) auf der Bühne. Auch das Lichtdesign trägt seinen Teil zur Atmosphäre bei – und das mit beeindruckender Wirkung: Beim Song luna etwa taucht ein überdimensionaler Mond die Bühne in flackerndes Stroboskoplicht und erzeugt das Gefühl, mitten in einem nächtlichen Clubkosmos zu stehen. Insgesamt dominieren kräftige Farben und fließende Farbverläufe, die sich perfekt in die Klangwelt der Band einfügen. Ein visuell durchdachtes Konzept, das die Musik nicht nur begleitet, sondern erweitert.
Am Ende sind es aber vor allem die Texte, die bei Jeremias im Mittelpunkt stehen. Auch mit trust ist ihnen erneut ein Album gelungen, das nicht nur gehört, sondern gefühlt wird – auf ganz unterschiedliche Weise. Ob laut mitsingend, tanzend, schweigend oder in die Arme des Nachbarn gehüllt: Alles hat Platz, alles ist erlaubt. Dieser Abend bietet Raum für Echtheit – ohne Erwartung, ohne Maske. Denn eines gilt mehr denn je: Du musst keinem gefallen.
Setlist: Sag mir was ich nicht weiß / ein mensch / ich mags / hdl / Pillen / golden hour / reich / luna / Ein Vogel / Egoist / Grüne Augen lügen nicht / FIN / schon okay / paris / Julia / Sommer / Verrückt / Wir haben den Winter überlebt / Meer / Mit dir kann ich alleine sein / Trust / Fallen


