Vorhang Auf! – apRon in der Backstage Halle (Bericht)

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Sucht man das Metal-Aushängeschild Münchens, wären das wohl die Emil Bulls. Vor ein paar Jahren hat diesen Ruf aber eine Crossover-Kombo streitig gemacht und sich einen ehrenwerten Platz auf nationaler Ebene erspielt: apRon. Das Quartett, das in einer anderen Form sogar schon vor rund zwanzig Jahren angefangen hat und auf wilde Ereignisse, wie das offiziell längste Konzert aller Zeiten gespielt zu haben, zurückblicken kann, hat 2014 mit ihrem neuen Frontmann Till Herence den Umschwung gewagt: deutschsprachig, mehr Genre-Vielfalt und ein Konzeptalbum, „Der Punch“. Bis heute hat dieses Album große Spuren hinterlassen, die mit den Folgealben „Auf dem Ponyhof“ und „Der Calamari Cult“ noch einmal größer werden. 2019 dann aber das Aus. Die schöne Nachricht: Es gibt eine Rückkehr! Am 18. Januar 2025 in der Backstage Halle – ausverkauft.

Der Rahmen ist nichts geringeres als ihre eigene Eventreihe in München, das Punchfest, erstmals 2014 aufgezogen. Nun also die siebte Ausgabe, gepaart mit einer Reunion. Dazu hat man sich reichlich befreundete Verstärkung geholt: die NuMetal-Band Safran Jacket (bereits 2019 dabei gewesen), die kreativen Modern Rocker Tanertill (bereits 2014 dabei gewesen) und die deutschsprachige Indie-Rock-Band farbfilter., die an den Drums den Mann haben, der sich seit 2014 für die Visuals und zu den Alben veröffentlichten Comics verantwortlich zeichnet: Andi Papelitzky. Ein Konzert unter Bekannten und Freunden also, die den Abend um 19 Uhr starten, bevor es schlussendlich zu der Reunion geht, für die das Publikum ins Backstage gekommen ist.

21:45 Uhr ist der Startschuss für apRon – und passenderweise natürlich mit „Vorhang Auf!“, dem geborenen Opener für das Konzert. Gitarrist Sebi Weiniger im tropisch-hellblauen Beach-Hemd, Bassist Marvin Fourty im schlichten T-Shirt, Sänger Till Herence im weißen Anzug mit Hut, Drummer Medusa mit Gesichtsbemalung, Latzhose und einer Tonne Konfetti – ein altbekanntes Bild, das einem gleich wieder vertraut vorkommt. Fast vergessen hat man in der langen Pausenzeit auch die ganzen Gimmicks und Einlagen: einen „Luftrüssel“ bei „Taktstock“, Wett-Crowdsurfen auf dem aufblasbarem Krokodil, riesige Ballons und, natürlich, Konfetti über Konfetti während des ganzen Konzerts und vor allem beim Song „Hangman“. Auf der Bühne prangt ein gebastelter Calamari auf dem Mikroständer, die E-Gitarre leuchtet zum Schluss.

Und zwischen und mit alledem: eine Vielzahl von grandiosen Songs der letzten drei Alben von apRon. Fast hat man wieder vergessen, wie stark viele Lieder der Münchner sind. Gerade Perlen, die schon zur aktiven Zeit kaum gespielt wurden („Pinocchios Nasen-OP“), zaubern Fans ein Lächeln ins Gesicht, mit „Oben“ und „Kaleidoskop“ gibt es noch Live-Premieren obendrauf. Die Hits von „Gefällt mir nicht mehr!“ bis „Mr. Punch“ fehlen natürlich auch nicht – und alle Lieder klingen vielleicht so gut wie nie. Die vier Musiker präsentieren sich in Bestform, sind mit wunderbarem Live-Sound gesegnet und bestens aufgelegt. Bessere Voraussetzungen für dieses erste Konzert seit über fünf Jahren könnte es also gar nicht geben. So vergeht die Zeit wie im Flug, als „So leer“ den Abend abschließt und nach einem knapp 90-minütigen Ritt durch etliche Subgenres der Auftritt ein Ende findet. Damals wie heute hat sich eine Sache aber nicht geändert: „Wenn der Damm bricht“ bleibt das Highlight von jedem Auftritt und ist ein so mächtig-intensiver Song, dass er auch acht Jahre nach dem Release immer noch einiges an Eindruck hinterlässt. Was für ein wuchtiges Meisterwerk – und was für ein gelungener Wiedereinstand von apRon!

Setlist: Vorhang Auf! / Showtime / Luftschloss / Gefällt mir nicht mehr! / Pinocchios Nasen-OP / Oben / Taktstock / Mensch aus Glas / Kaleidoskop / Leinen los / Das Krokodil / In Cerebrum Cacatur / Wenn ich mal groß bin / HangmanZugaben: Alice D. / Wenn der Damm bricht / Mr. Punch / So leer

Bericht: Ludwig Stadler

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