„Die große Weihnachtsgala der Musicalstars“ im Deutschen Theater (Bericht)

Veröffentlicht in: Konzerte, Musical, Sonstiges, Theater | 0

Weihnachtszeit! Das heißt nicht nur Christkindlmärkte, trublige Fußgängerzonen und Plätzchen in Massen, sondern auch Weihnachtslieder überall. Und dabei einhergehend: allerlei Weihnachtskonzerte. Das lassen sich ein paar A-List-Musicaldarsteller*innen nicht zweimal sagen und präsentieren „Die große Weihnachtsgala der Musicalstars“. In Wien gab es dieses Format bereits, nun wandert das Konzert auf kleine Tour und beginnt am 16. Dezember 2024 im Deutschen Theater München.

Neben einer sechsköpfigen Band sind gleich sechs Sänger*innen dabei, die den Abend gesanglich gestalten: Missy May, Jan Ammann, Annemieke van Dam, die Gastgeber Lukas Perman und Mark Seibert und, kurzfristig für erkrankte Ana Milva Gomes eingesprungen, Wietske van Tongeren. Passend dazu starten alle zusammen sechsstimmig das Konzert, bevor es unverblümt zu den ganz großen Weihnachtshits geht: „Little Drummer Boy“, „All I Want For Christmas Is You“, „Driving Home For Christmas“. Den großen amerikanischen Weihnachtsliedern will man sich verschreiben, aber auch ein paar Werke aus Österreich und Deutschland landen im Programm, wenngleich das Ursprungsland nicht immer klar ist, wie Perman in seiner Moderation zu scherzen beginnt. Mittendrin schleichen sich auch ein paar Musical-Lieder ein: „Gold von den Sternen“, „Lass jetzt los“ oder das ergreifende „Ich hab geträumt vor langer Zeit“ aus „Les Misérables“, das Wietske van Tongeren, die das Musical auch gerade am Gärtnerplatztheater singt, grandios vorträgt.

Leider gelingt diese Begeisterung nicht bei jedem Song, so rutscht eine wirklich holprige Interpretation von „Let It Snow“ ins Programm, auch das Lied „Engel“ von Rainhard Fendrich mag nicht wirklich zünden. Das liegt wohl auch an ein paar Metriken, die dem Abend wirklich zu schaffen machen. Über alledem schweben Sound & Licht: Oft sind Mikrofone schlichtweg nicht an oder werden erst einige Sekunden nach Gesangsbeginn hochgedreht, die Band ist viel zu präsent und laut im Vordergrund, das Licht ist kaum auf dem Saal eingestellt und blendet mehr, als dass es Akzente setzt. Zur Untermalung gibt es eine Leinwand mit netten Weihnachtsmotiven, die ein Best-Of der Weihnachts-Stockfoto-Galerie präsentieren. Ärgerlich ist es vor allem deswegen, weil wirkliche Kleinigkeiten den Abend problemlos auf ein viel höheres Level gehoben hätten.

Gesanglich glänzen vor allem die Damen: Missy May bringt ein starkes „Lass jetzt los“ und gewinnt das Publikum mit ihren humorvollen Ansagen, Annemieke van Dam überzeugt einer etwas anderen Version von „Last Christmas“ und Wietske van Tongeren singt sich mit wirklich jeden einzelnen ihrer Stücke in die Herzen der Münchner*innen – was für eine Stimme, was für eine Wucht auf der Bühne! Der spontane Ersatz erweist sich als absoluter Glücksfall. Lukas Perman und Mark Seibert bieten gekonnt ihre Nummern dar, wobei man vor allem Seibert noch seine erst kürzlich auskurierte Erkältung anhört. Jan Ammann kommt direkt aus Shanghai und ist sicherlich etwas müde, aber stimmlich in Bestform – was er allerdings in keinem seiner Auftritte zeigen kann, denn seine Liederauswahl ist recht blass und unspektakulär. Am Ende bleibt eine solide Weihnachts-Musicalgala, die viel wollte und gekonnt hätte, aber doch hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt. Schade.

Bericht: Ludwig Stadler

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert