Im GOP Varieté-Theater München kann noch bis zum 5. März 2023 diese abgefahrene Show von Regisseur Detlef Winterberg bestaunt werden. Ursprünglich für Mai 2020 geplant, wurde Freaks aufgrund der Pandemie wenig spektakulär auf ihrer letzten Station und ohne, dass die Artisten, die bereits voll eingespielt waren, ihr Können zeigen konnten, eingestellt. Nun wurde den Freaks doch noch die Chance gegeben, einen würdigen Abschluss im schönen Münchner GOP am Max II. Denkmal zu finden.
Diese Show ist, so ehrlich muss man sein, sicherlich nichts für die woke Gen-Z Generation, die auf absolute political correctness und maximale Integration Wert legt. Dennoch wird man nach anfänglicher Skepsis, die man sicherlich zurecht dem Titel der Show Freaks entgegenbringt, schnell merken, dass wirklich nichts Verwerfliches an diesem Format zu finden ist. Ganz im Gegenteil, denn diese Show schreibt sich gerade auf ihr Banner das Anderssein zu zelebrieren, subtile Skurrilität zu zeigen und den inneren „Freak“ in jedem von uns zu feiern. Und das muss man zugeben, gelingt doch ganz vortrefflich.
Die Idee selbst mag keine neue sein – die Freakshow als Attraktion stellte im 19. Jahrhundert einen festen Bestandteil eines jeden guten Jahrmarkts dar. Nun hat sich die Menschheit ja Gott sei Dank ein wenig als Zivilisation weiterentwickelt und die Zurschaustellung von etwa kleinwüchsigen Menschen oder solchen mit physischen Behinderungen, ist nicht mehr nur nicht angebracht, sondern schlichtweg nicht tolerierbar. Aber keine Sorge, das ist auch ganz sicher nicht Inhalt der neuen Show des GOP -Varieté Theaters.
So wird zwar mit dem stärksten Mann der Welt, der Spinnenfrau und der bärtigen Lady geworben, hinter diesen Namen verbirgt sich jedoch so manch akrobatische oder komödiantische Nummer, die schlicht einen kurzweiligen Abend versprechen. So steckt etwa hinter der bärtigen Frau, Gabriel Drouin, der die CO-Regie führt und das Publikum am Cyr Wheel begeistert. Mit teils akrobatisch hochkarätigen und erfrischend neuartigen Nummern, wie den verrückten Schwestern an Luftring UND Drehteller wird dem Publikum mit Freaks ein Programm geboten, dass einer klaren Linie folgt und ein stimmiges Konzept ergibt. Ein Highlight ist dabei ganz sicher das ukrainische Duo Prime (Kateryna und Vlad), die ein Stück spektakulärer Partnerakrobatik auf die Bühne bringen, bei der einem die Hände vor lauter wildem Geklatsche schmerzen.
Die einzelnen Acts werden zuweilen unterbrochen von Skizzo, einem italienischen Comedian, der das Publikum mit herrlich albernen und Slapstick-artigen Einlagen zum Prusten bringt. So hört man vom Nebentisch leise den Kommentar: „Ich habe das Konzept Clown bisher nie verstanden, aber das ist wirklich witzig“. Und so kann man ihn wohl auch beschreiben – ein moderner Clown, der auf herrlich chaotische Weise einfach erfrischend lustig ist. Der menschgewordene Comic Relief-Moment sozusagen.
Geleitet wird das Publikum durch die Aufführung von dem vortrefflichen Zeremonienmeister Elyas Khan, der mit seiner live gespielten musikalischen Untermalung von Show und Zwischensequenzen das ganze fast zu einem kleinen Konzert-Erlebnis erhebt. Noch aus der originalen Besetzung stammend, hält der Brite die Spannung der Show durch seine Einlagen auch in den Übergängen der einzelnen Nummern am Laufen und stellt wirklich ein absolutes Highlight des Ensembles dar. Mit seiner Energie und einer kreativen Mischung aus eigenen Kompositionen und Medleys bekannter Nummern elektrisieren die kraftvollen E-Gitarren-Riffs des, auch für die musikalische Leitung der Show verantwortlichen Zeremonienmeisters das Publikum.