„Wann haben wir zum letzten Mal, etwas zum ersten Mal gemacht?“, fragen sich die Killerpilze auf ihrem neuesten Album „Nichts ist für immer…“ und kommen wohl zum Entschluss: viel zu selten. Daher werden nach 17 turbulenten und kraftvollen Jahren Bandhistorie die Instrumente vorerst bei Seite gelegt und sich stattdessen auf andere Dinge im Leben fokussiert. Nicht aber ohne eine ausgiebige Deutschland-Tour zum achten Album, das das Trio zum Abschied abliefert. Das aktuelle Ende findet die Tour und damit auch die Geschichte der Killerpilze am 21. Dezember 2019 im Backstage Werk.
Statt den Abend extrem früh beginnen zu lassen und unzählige Vorbands einzuladen, beschränkt man sich einzig auf die Jungs von Youth Okay, die um 20 Uhr ihr vollgepacktes 30-Minuten-Set starten. Bis vergangenes Jahr traf man die Gruppierung noch unter dem Namen Naked Superhero auf den Bühnen in und um München, aber Stil-, Namens- und Besetzungswechsel lassen die Band vollkommen neu erfinden und musikalisch in Richtung Alternative Rock gehen – statt Ska-Elementen übernehmen Posaune und Trompete mit Effekten nun die Rollen der Synthesizer. Das alles ist irre kreativ, spannend umgesetzt und weiß absolut zu gefallen. Einzig der Sound kommt dem Sechsergespann nicht so recht zugute, aber das stört nicht weiter – die Musiker präsentieren sich mitreißend und bestens gelaunt. Wir sind gespannt, wohin die Reise noch geht!
Setlist: Turn Around / World On Fire / Quite A Lot Alone / For A Moment / We Are (Naked Superhero song) / What’s It All About / Beggars (Krewella cover)
Die Reise der Killerpilze wiederum ist an ein aktuelles Ende gelangt. Dass es eine Auflösung sei, dementiert Frontmann und Bassist Jo Halbig mehrfach. „Wir beenden ein Kapitel, das Buch ist noch lange nicht fertig!“ Dennoch wird man ein wenig sentimental, als die drei Musiker mit „Planet B“ um 20:50 Uhr einen langen und ausgedehnten Abend starten. Anfangs mit technischen Problemen (weshalb man „Planet B“ später als erste Zugabe einfach noch einmal spielt), pendeln sich die drei Musiker schnell ein und fegen nur so durch die schier endlose Setlist. Acht Alben aus satten 17 Bandjahren gibt es vorzustellen – inklusive ihrer Kids- und Teenie-Hype-Zeit 2005/2006. Lange Zeit haben sie versucht, diese Ära vollkommen abzustreifen in ihrer Wiederfindungsphase – aber auch dieser Teil gehört eben zu den beiden Halbig-Brüdern und Gitarrist Mäx Schlichter. Das schließt ihren allerersten Song „Schönes Mädchen“ mit ein, der an diesem Abend mit dem ehemaligen Bassisten Schlagi performt wird. Das erste Mal seit 12 Jahren stehen die Musiker hierbei gemeinsam auf der Bühne – ein großer Moment.
Aber rein nostalgisch soll sich dieses „größte, beste und vorerst letzte Konzert“ nicht aufbauen, im Gegenteil: fast das gesamte neue Album steht auf der Setlist. Dennoch kommen andere Werke nicht zu kurz, letztendlich sogar in Medley-Form, um mehreren Wünschen gerecht zu werden. Insgesamt 150 Minuten werden die Drei auf der Bühne stehen und sich die Seele aus dem Leib spielen, zum tatsächlich starken und ausgeglichenen Sound, was beim 2017er-Gastspiel nicht so recht gelingen wollte, wie wir berichteten. Nun aber: laut, kräftig, pointiert. Aber auch leise, wie eine Einlage mitten im Innenraum zeigt, bei der „SchneeSonneSchnee“ und „Besser“ akustisch in teilweise sitzender, teilweise stehend-feiernder Menge zelebriert werden. Der Moshpit ist an diesem gesamten Konzert im Dauereinsatz – kein Wunder, denn der Punk und Rock stehen deutlich im Vordergrund. Wenn man sich verabschiedet, dann eben mit einem Knall. Oder mit ihrem wohl heimlich immer noch größten Hit: „Ohne dich, denkst du, kann ich nicht. Da draußen gibt’s noch so viel mehr“. Und die Musik der Killerpilze, die bleibt ja erhalten, bis sie glorreich auf die Live-Bühnen des Landes zurückkehren werden. Wir machen es kurz: Danke!
Setlist: Planet B / Lieben wen ich will / Drei / Grell / High mit dir / Nimm mich mit / Ticken anders als die Zeit / Gegenparty / Rendezvous / Sommerregen / Geschenk von oben / LaLaLa / Mutausbruch / Gefahr / Richtig Scheiße (auf ne schöne Art und Weise) / Liebmichhassmich / Medley (Mantra / Richtig oder Falsch / Boom / Stubenrocker / Komm mit / Wenn Blicke treffen) / Schönes Mädchen / Am Meer / Wie Fremde / Immer noch jung – Zugaben: Planet B / Die Stadt klingt immer noch nach uns / Letztes Leben / SchneeSonneSchnee / Besser / Nachtronauten / Springt hoch / KOMM KOMM.COM / Ich kann auch ohne dich
Bericht: Ludwig Stadler