He Is – Ghost im Zenith (Konzertbericht)

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Noch gar nicht lange ist es her, dass die Ghost in München waren, zuletzt als Support von Metallica im August, wie wir berichteten. Nun begeben sich Cardinal Copia und seine Ghoul-Gefolgschaft wieder auf Europa-Tour unter dem Namen „The Ultimate Tour Named Death“. Deutschland ist dabei nicht sonderlich präsent vertreten, aber eine exklusive Show schafft es dann doch in den Schedule der Band: München. Am 15. Dezember 2019 im Zenith folgt ein langer Abend, eröffnet von gleich zwei Support-Bands: All Them Witches und Tribulation.

Man muss wohl auch tatsächlich Sympathie oder letztendlich Gefallen an der Musik finden, um Tribulation etwas abzugewinnen, die um 18:30 Uhr ihren 40-minütigen Auftritt beginnen, davor aber bereits ein über zehn Minuten langes, nervtötendes Intro laufen lassen. Seit mittlerweile 15 Jahren zelebrieren die Schweden ihren eigenwilligen Mix aus Hard Rock, klassischen Rock’n’Roll und Death Metal-Vocals – und sind damit die etablierteste Band im Billing. Dennoch mag weder Performance noch Musik so recht überzeugen, es bleibt recht eintönig und blutleer.

Setlist: Nightbound / Melancholia / The Lament / The World / Cries From The Underworld / The Motherhood Of God / Strange Gateways Beckon

Anders dagegen All Them Witches, die sich zwar musikalisch auch nicht unbedingt als klügste Vorband-Wahl herausstellen, aber immerhin mit druckvollem Sound und doomigen Riffs gesegnet sind. Natürlich sind 7-minütige Lieder ziemliche Brocken als Support-Act, aber mit satten 50 Minuten Spielzeit lässt sich so etwas auch wunderbar im Vorprogramm unterbringen – ganz zur Freude der Fanschar der Amerikaner, die sich in den letzten Jahren deutlich vergrößert hat. Denn egal ob Blues oder Doom, das Trio weiß einfach zu gefallen – wenn man das nötige Stehfleisch für die langen Gitarrenparts mitbringt.

Setlist: Funeral For A Great Drunken Bird / 3-5-7 / 1×1 / Diamond / Charles William / Workhorse / Blood And Sand / Milk And Endless Waters / When God Comes Back / Swallowed By The Sea

So vergeht eine halbe Ewigkeit, bis um 21 Uhr endlich zum letzten Mal das Licht ausgeht und Ghost mit „Ashes“ und dem folgenden „Rats“ starten. Bereits als der Vorhang fällt, ist das Staunen groß – was für ein imposantes Bühnenbild! Eine riesige Empore bietet Platz für die insgesamt siebenköpfige Band an Keyboards, Schlagzeug, Bass und Gitarren – zusätzlich angeführt von Mastermind und Frontmann Cardinal Copia. Dass sich der schwedische Musiker Tobias Forge hinter dem Projekt versteckt, war lange unklar – überraschend, dass das Geheimnis überhaupt so lange gehalten hat, bedenkt man, welche mediale Größe die Band mittlerweile erfahren hat. Aber auch ohne die Mystik hinter Band funktioniert deren satanisch gute Musik immer noch prächtig, zudem fantastisch durch leichte, aber nicht ausufernde Pyro-Effekte verstärkt. Ein gesamtes Show-Konzept, das bis ins letzte Detail choreografiert ist und dabei auch noch mit einem würdigen Sound glänzt – alles perfekt. Oder?

Nicht ganz, denn dramaturgisch verpokert sich die Band doch ein wenig – ein ausufernd langes Gitarrenduell kommt direkt nach dem zweiten Song, Ansagen gibt es erst so richtig gegen Ende des Konzerts, da dafür maßlos zu lange, sodass man den Auftritt doch noch auf 120 Minuten streckt – mit umgerechnet 16 Songs. Das hätte man durchaus etwas kompakter gestalten können, zudem nicht alle Spielereien einen großartigen Mehrwert bieten und nach der langen Vorband-Zeit doch eher ermüdend wirken. Nicht zutreffend allerdings für den abermals sympathischen Gast-Auftritt vom Zombie-Pfarrer-Saxophonisten beim Instrumental-Stück „Miasma“. Allgemein erweist sich der Auftritt einer Rockshow mehr als würdig und kommt dem mit knapp 60€ relativ hohem Ticketpreis in vollem Maße nach – der Ghost-Konzertbesucher bekommt fraglos etwas für sein Geld geboten und weiß, woran er ist, besucht er ein Konzert der Schweden. 2020 beginnen die Arbeiten an einem neuen Album – wird es nur halb so gut wie das Durchbruch-Album „Meliora“, sind die Aussichten für die Zukunft von Ghost bestens.

Setlist: Rats / Absolution / Faith / Mary On A Cross / Cirice / Miasma / Ghuleh/Zombie Queen / Spirit / From The Pinnacle To The Pit / Ritual / Satan Prayer / Year Zero / He Is / Mummy Dust / Kiss The Go-Goat / Dance Macabre / Square Hammer

Bericht: Ludwig Stadler