Samstagabend, 23. November 2019. Die Alternativen in München sind schier endlos, viele sind ausverkauft – da können nicht alle Optionen anschlagen. Die Amerikaner von Welshly Arms sind eine der vielen Möglichkeiten und auch für ausreichend Leute die vielversprechendste. Dennoch muss die Muffathalle abgehängt werden, ganz hat es dann doch nicht gereicht. Im Vergleich zum ausverkauften Strom-Auftritt im Frühjahr aber eine absolute Steigerung. Kein Wunder, sind ihre Songs „Legendary“ und „Sanctuary“ weiterhin unverwüstliche Radio-Hits.
Zuallererst beehren aber The Glorious Sons die Bühne der Muffathalle um 20 Uhr. Die Kanadier werden bereits bei der Ankündigung als fantastischer Support gefeiert und machen bereits ihren Vorschusslorbeeren mit dem Opener „Wild Eyes“ alle Ehren. Sechs Mann sind da an den Instrumenten und spielen sich durch einen angenehmen Retro-Rocksound, der am ehesten an eine Highway-Autofahrt erinnert, im Radio eine Kassette der Glorious Sons. Zwar präsentieren sich die Musiker wortkarg, was aber nicht allzu schwer ins Gewicht fällt – Musik und Performance sind grandios, insbesondere Frontmann Brett Emmons, der sich auch für den Großteil der Lieder verantwortlich zeichnet. Dem letzten Song „Kill The Lights“ wird dann aber doch nicht gefolgt – nach 40 Minuten ist der Auftritt rum, das Saallicht geht an.
Setlist: Wild Eyes / The Ongoing Speculation Into The Death Of Rock And Roll / My Poor Heart / White Noise / Spirit To Break / Godless, Graceless And Young / A Funny Thing Happened / S.O.S. (Sawed Off Shotgun / Kill The Lights
Zwangsläufig also, dass es bei Welshly Arms etwas ruhiger wird – die Gitarren erlangen auch bis zum Schluss nicht das wuchtige Auftreten der Glorious Sons, aber das ist auch nicht weiter störend, denn den Anspruch explosiver Rockmusik bringen die Amerikaner weniger mit. Eher ist es die Kombination aus Soul und feinsinniger und melodischer Rockmusik, die diese Band so unverwechselbar macht – eine Kombination, wie sie im aktuellen Musikmarkt kaum zu finden ist. Dabei sind es genau die Radio-Songs wie „Sanctuary“, die zu den schwächeren Werken der Musiker zählen, aber natürlich lautstark vom Publikum gefeiert werden. Wahre Perlen zeigen sich aber eher in „Leave It All Behind“ und „Love In A Minor Key“ – denn Soul-Pop gibt es zu genüge, aber mit dem gewissen Rock-Faktor nun einmal eben nicht.
Welshly Arms setzen auf das volle Live-Erlebnis – es gibt keine Samples oder Interludes, alles wird auf der Bühne erzeugt. Mit Frontmann und Gitarrist Sam Getz und den beiden Background-Sängern Bri und Jon Bryant setzt man aber auch auf eine extrem starke und ausgewogene Vokalwand, die selbst so schwierige Nummern wie „Down To The River“ gut bewältigt. Der Band gefällt es letztendlich dann sogar so gut mit den Münchner, dass sie „X“ spontan in die Zugaben mit aufnehmen – eine kluge Wähl, zählt dieses Lied doch fraglos zu den einprägsamsten und vor allem eindrucksvollsten Songs der Bands. So kommen sie nach 19 Lieder und knappen 90 Minuten zu einem beeindruckenden Abschluss. Gegen Ende hin eine große Rockshow – zu Beginn vielleicht doch etwas zu viel Pop. Aber die Mixtur, die ist es dann eben doch das, was die Welshlys ausmacht. Bis zum nächsten Mal!
Setlist: Never Be The Same / Who We Are / Wild / Indestructible / Sanctuary / Proud / Leave It All Behind / Unspoken / Legendary / Dirty Work / Stand / Trouble / Something (The Beatles cover) / Love Of The Game / Down To The River / Learn To Let Go – Zugaben: X / Love In A Minor Key / Bad Blood
Bericht: Ludwig Stadler