Sonntag, 16. Dezember 2018, gab es wieder etwas auf die Ohren, denn die legendäre MTV Headbangers Ball Tour machte Halt in der Landeshauptstadt. Es war das letzte Konzert der fast drei Wochen langen Tour und das Backstage Werk sollte an diesem Abend ein mehr als würdiger Abschluss sein. Nach Jahren der etwas fragwürdigen Kombinationen, wie im Vorjahr mit u.a. Return to Roots der Cavaleras und Insomnium, nun endlich ein schlüssiges Konzept, denn dieses Jahr dreht sich alles rund um den Thrash! Suicidal Angels, Death Angel, Sodom und die Bay Area-Legenden Exodus sind ein objektiv starkes Billing, aber hält die Tour, was sie verspricht?
Den Anfang machen die Griechen Suicidal Angels. Ganze 40 Minuten dürfen die Jungspunde der Tour ran und überzeugen auf ganzer Linie. Ein messerscharfer Sound trifft auf gut gelaunte und am letzten Tourtag überraschenderweise kaum geschlauchte Angels. Normalerweise gilt Thrash Metal ja eher als ein schnelles, dreckiges Genre und ist nicht zwingend für hohe Soundansprüche bekannt, aber hier wird die Messlatte verdammt weit hochgesetzt. Ja, sie sind etwas leise, aber dafür unglaublich gut ausgemischt, jeder Ton kommt hart, aber klar aus den Boxen, es ist wahrscheinlich der beste Sound des noch jungen Abends. Die Setlist geht einmal querbeet durch die Diskographie und umfasst quasi ein Best-Of der Band. Die ersten Pits brechen los, die Halle füllt sich sichtlich, ein wirklich herausragender Startschuss! Kein Wunder, dass am Ende der Tour das heiß begehrte Tourshirt der Suicidal Angels nur noch in einer Größe verfügbar ist.
Setlist: Capital Of War / Bleeding Holocaust / Front Gate / Eternally To Suffer / Bloodbath / Seed Of Evil / Moshing Crew / Apokathilosis
Doch Moment, es folgen ja noch 3 Bands! Mit dem nächsten Angel geht es gleich weiter, nämlich Death Angel! Die haben schon einige Jahre mehr auf dem Buckel und auch wenn sie in den Memoiren des Bay Area-Thrash gerne übersehen werden, haben sie den Legendenstatus längst erreicht und mit ihrem Set zeigen sie auch, warum. 50 Minuten pure Energie, auch nach 17 Shows eine gesangliche Höchstleistung und keine Spur von Müdigkeit. Die Band gilt mittlerweile als fester Stammgast in München und das Publikum dankt es ihnen, denn so etwas wie eine schlechte Death Angel-Show scheint es nicht zu geben. Auch heute flitzen sie über die Bühne, feuern aus allen Rohren und spielen ein Best-Of Set, allerdings mit Schwerpunkt auf den eher neueren Werken. Man sieht ihnen einfach an, wieviel Spaß sie auf der Bühne haben und das ist mit das Wichtigste einer guten Live-Performance. Nach dem Auftritt hat sich das Ticket eigentlich schon rentiert, denn bisher gibt es wirklich ein makelloses Programm.
Setlist: Evil Priest / Left For Dead / Claws In So Deep / Mistress Of Pain / The Ultra-Violence / Thrown To The Wolves / Kill As One / The Mouth
Dabei sind wir noch nicht einmal bei der Hälfte angelangt und Erschöpfung ist genau jetzt deutlich fehl am Platz, denn die Teutonen-Thrasher Sodom sind an der Reihe. Die Truppe um Tom Angelripper ist quasi komplett neu formiert mit alten und neuen Mitgliedern und jetzt kein Trio mehr, sondern als Quartett unterwegs, was auch musikalisch neue Möglichkeiten eröffnet. Man merkt Tom schon ein wenig an, dass er doch am Ende der Tour etwas ausgepowert ist, was er auch des Öfteren betont, doch er zieht es knallhart durch und legt ein hohes Maß an Professionalität an den Tag, auch wenn Fan-Favouriten wie „M-16“, „Napalm in The Morning“ oder „Ausgebombt“ heute ausbleiben. Leider ist auch der Sound im Vergleich zu den wirklich stark ausgemischten ersten Bands deutlich abgesunken, was sicherlich auch mit dem doch sehr Death-lastigen Klang der Band zusammenhängt. Allen Mankos entgegen sind Sodom auf dieser Tour ein mehr als würdiger Vertreter der hiesigen Szene und werden zurecht vom Publikum gefeiert. Mit dem einstündigen Set von Sodom gibt es also bisher schon zweieinhalb Stunden puren Thrash, doch eine Band fehlt noch.
Setlist: Proccession To Golgatha / Blasphemer / Sodomy And Lust / Partisan / Agent Orange / One Step Over The Line / Conflagration / Outbreak Of Evil / Tired And Red / Remember The Fallen / Bombenhagel
Die legendären Exodus beehren München bereits zum zweiten Mal dieses Jahr – und wie. Ab Minute eins gibt das Publikum noch einmal alles, was es kann, wobei die meisten Headbanger wahrscheinlich schon ein Schleudertrauma haben. Exodus und das Publikum pushen sich gegenseitig bis ins Nirvana und die Luft knistert vor Synergie. Frontmann Souza macht früh klar, die Band hält das Set einmal mehr Old-School. Dabei ist ihr letztes Album doch ein riesiger Erfolg gewesen? Klar, die meisten Thrasher sind heiß auf die Klassiker, aber oft hat man das Gefühl, Bands dieser Ära trauen ihrem neuen Material einfach nicht zu, mit den alten Werken mithalten zu können, was definitiv nicht der Fall ist. Glücklicherweise haben Exodus eine mehr als ausreichend mit Hits gefüllte Diskographie und schöpfen diese auch ordentlich aus, natürlich wie immer mit Schwerpunkt auf „Bonded By Blood“. Bis auf wenige Abweichungen ist es leider hauptsächlich dieselbe Setlist wie ein paar Monate zuvor, das ist allerdings auch der einzige Kritikpunkt. Ein mehr als würdiger Headliner einer endlich wieder legendären Tour.
Setlist: Bonded By Blood / Exodus / And Then There Were None / Body Harvest / Impaler / Fabulous Disaster / Piranha / A Lesson In Violence / Blacklist / The Toxic Waltz / Strike Of The Beast
Fazit: Endlich findet die Headbangers Ball Tour zu ihrem Glanz zurück! Es war definitiv die beste Entscheidung, sich diesmal auf ein Genre zu fokussieren, als wie in den Jahren zuvor einfach wild drauf loszumischen. Metal-Fans sind oft auch anderen Metal-Genres abgeneigt und sehen es oft eher als einen Grund, nicht hinzugehen als andersherum – oft eine recht unvorteilhafte Herangehensweise, wie man schon bei der European Apocalypse Tour sehen konnte. Man hat auch gemerkt, wie sehr die Bands in der Zeit der Tour aneinandergewachsen sind und was für eine freundschaftliche und gelassene Atmosphäre in der Tour steckt, da schlägt jedes Fan-Herz höher. Ein besseres Package für diesen Preis gibt es selten bis nie zuvor und man kann gespannt sein, wie sie diesen Wahnsinn 2019 noch toppen wollen.
Bericht: Luka Schwarzlose