Hello Heaven, Hello – Yungblud im Zenith (Bericht)
Yungblud als Shooting-Star und Neuentdeckung zu bezeichnen, das wäre irgendwie falsch, immerhin ist der Brite bereits seit 2017 unermüdlich auf den Bühnen der Welt unterwegs und hat sich ein beachtliches Standing erspielt. Doch mit seinem vierten Album „Idols“ ist ihm etwas Ungewöhnliches gelungen: Generationen zu verbinden. Waren seine Fans zumeist noch recht jung gewesen, ist die neue, vom Rock der 70er- und 80er-Jahre inspirierte Platte auch ein spannender Aspekt für die ältere Generation. Spätestens seit seinem Auftritt bei Ozzy Osbournes letztem Konzert und seinem überragenden Cover von „Changes“ dürfte er zu Recht im Musiker-Olymp angekommen sein. Das Konzert am 14. Oktober 2025 im Zenith ist, wie zu erwarten, restlos ausverkauft.
Dabei ist der Tag in München heiß umkämpft: Sting bespielt die Olympiahalle, während The Darkness im Backstage Werk ihren Glam Rock zum Besten geben. Zur Freude aller sind alle drei Konzerte ausverkauft, die Konkurrenz ist daher wohl nur zweitrangig. Für das Vorprogramm im Zenith sorgen Weathers und Palaye Royale. Während erstere eine moderne Interpretation von Glam-Poprock bedienen, sind letztere schon seit Jahren erfolgreich auf den Bühnen unterwegs. Die Formation aus Las Vegas strahlt eine irrsinnige Energie auf der Bühne aus, wenngleich die Musik mit den letzten Alben etwas an Qualität verloren hat. Dennoch passen sie in diese musikalische Phase von Yungblud absolut perfekt als Support und holen das Münchner Publikum auch fraglos ab.
Setlist: Death Or Glory / Hang On To Yourself / No Love In LA / Showbiz / Dying In A Hot Tub / Fucking With My Head / You’ll Be Fine / Mr. Doctor Man / For You

Eine fast quälend lange Umbauphase findet mit „War Pigs“ von Black Sabbath ihr Ende, dass das baldige Erscheinen von Yungblud ankündigt. Es ist naheliegend, dass „Hello Heaven, Hello“, der rund neunminütige, schlichtweg epochale Opener, auch das Konzert eröffnet – und tatsächlich feuert er um 21:15 Uhr erst einmal diesen beachtlichen Brocken an Musik gen Publikum. Insgesamt zehn Musiker*innen stehen auf der Bühne, die weiblichen Instrumentalistinnen deutlich in der Überzahl: Streicher, Keyboard, Gitarren und Bass, Drums und vornedran, natürlich, Yungblud als Sänger. Drumherum gesellt sich eine arena-würdige Produktion, die mit Feuer, Konfetti, reichlich Nebel und einer intensiven Lichtshow alles bietet, um eine ganz große Rockshow zu inszenieren. Selbst wenn nicht alle Songs so richtig in das 80s-Gitarrenrock-Image passen, das hier bestmöglich vermittelt werden soll, tut es einer ganz besonders: Yungblud.
Die Energie, die der 28-jährige Brite auf die Bühne bringt, sucht ihresgleichen, in den rund 90 Minuten seines Auftritts gibt er nicht eine Sekunde Ruhe und heizt sich und das Publikum ununterbrochen an. Was gerne einmal als Phrase für Konzertbezeichnungen verwendet wird, findet hier seine bildliche Ausführung: Eine dermaßen körperliche und rastlose Performance hat man lange nicht mehr, vielleicht sogar noch nie gesehen. Gepaart mit den starken Songs des aktuellen Albums, einigen ausgewählten Hits seiner Karriere und dem eindrucksvollen „Changes“-Cover von Black Sabbath, mit dem er seinen verstorbenen Mentor Ozzy Osbourne würdigt, gelingt ihm ein beeindruckendes und absolut gelungenes Konzert. Dass der Weg noch lange nicht vorbei ist, zeigt seine riesige Amerika-Tour 2026, die in nur einer Minute ausverkauft war, ebenso die anstehende EP „One More Time“ mit Aerosmith. Seine unendliche Energie hat sogar diese Rock-Urgesteine dazu gebracht, erstmals seit zwölf Jahren wieder eigene Musik zu veröffentlichen. Und das ist erst der Anfang.
Setlist: Hello Heaven, Hello / The Funeral / Idols Pt. I / Lovesick Lullaby / My Only Angel / fleabag / Lowlife / Changes (Black Sabbath cover) / Fire / War / Tin Pan Boy / braindead! / Loner – Zugaben: Ghosts / Zombie
Bericht: Ludwig Stadler
