Gerade erst haben die drei Jungs von Toska, übrigens in Anlehnung an die allseits beliebte Puccini-Oper benannt, ihr zweites Studioalbum veröffentlicht unter dem Titel „Fire By The Silos“. Dieser suggeriert bereits: hier wird es noch einmal lauter und schneller. Wie sich das live ausgestaltet, sollte sich an diesem 14. November 2018 im Hansa 39 des Feierwerks jedoch erst noch zeigen. Denn man hatte gleich zwei Vorbands eingeladen, die beide durchaus auf ihre Art überzeugen konnten.
Kurz nach 20 Uhr beginnen This Is Not An Elephant ihren Auftritt. Eine hochgezüchtete Metal-Gitarre von ESP, ein knackiger Fünfsaiter-Fender-Bass in schwarz, ein schnelles akzentuiertes Schlagzeugspiel mit Double-Bass – was man erwarten könnte, wäre aggressiver Metal. Doch als der Sänger einen cleanen hohen Gesang über die teils durchaus progressiven und melodischen Riffs legt, wird klar, dass man sich hier anders orientiert hat. Die Band steht übrigens in direkter Nachfolge zur ebenfalls Münchnerischen electro-prog-rock-Gruppe Tanertill, die leider auseinandergegangen ist. Doch auch This Is Not An Elephant liefern trotz des etwas zu laut gemischten Schlagzeugs bereits eine solide Show ab, die allerdings auch nur 30 Minuten umfasst. Wenig verwunderlich allerdings insofern, dass das erste Album der Band noch in Arbeit ist und wohl frühestens in mehreren Monaten erscheinen wird. Als am Ende das Publikum noch groß applaudiert, heißt es von Seiten des Sängers wohl wahrheitsgemäß: „Es tut uns leid, aber wir haben keinen Song mehr…!“
Nach einer überraschend kurzen Umbaupause (wir haben es fast nicht zum Getränkestand und zurück geschafft) treten um 20:40 Uhr die Nächsten auf die Bühne. Es sind zunächst drei Musiker – ein zu jung aussehender Schlagzeuger, ein Hüne am Bass und eine Jimi-Hendrix-Reminiszenz an einer wunderschön kolorierten Stratocaster. Schließlich betritt auch etwas unsicher lächelnd die Sängerin Katie McConnel die Bühne und Hypophora sind vollzählig. Was sie liefern, ist ein gelungener Genre-Mix aus Progressvie und Alternative Rock mit Elementen aus den verschiedensten Stilen wie Metal, Punk, Grunge und auch definitiv nicht zu leugnen: Funk. Das ganze kommt ziemlich laut und energievoll daher. Dieses Konzept zieht – das Publikum scheint zumindest sehr angetan. Besonders auffällig ist, wie sehr die Band allerdings selbst zu ihren Songs abgeht auf der Bühne. Gitarrist und Bassist tanzen breitbeinig, während McConnel ihren angezerrten, sehr starken Gesang ins Publikum schmettert, der im Mix leider oft etwas untergeht – abermals sind Schlagzeug und Bass zu laut gemischt. So hört man leider auch etwas zu wenig von dem vom Wah-Pedal getriebenen Solo des Gitarristen Karum Cooper. Als die Band um 21:15 Uhr ohne eine Zugabe das Publikum zurücklassen muss, wünscht man sich durchaus, sie würden doch in nicht allzu ferner Zukunft in München vorbeischauen.
Der nächste Umbau sollte ein längerer werden. Nachdem das zweite Drum-Set und zahlreiches anderes Eqipment entfernt, Gitarren gestimmt und Kabel verlegt sind (übrigens bereits unter Beihilfe der Band selbst), beginnt schließlich um 21:45 Uhr das Intro. Dieses besteht aus einer nicht immer verständlichen, tiefen englischsprachigen Stimme und einer lauten Synthie-Metal-Schlagzeug-Musik – und dauert mit sieben Minuten eindeutig zu lange. Erst jetzt betritt Toska offiziell die Bühne. Was sie mitbringen sind tolle, bunte Riffs, komplexeste Rhythmen und eine strukturierte, bis ins Detail geplante Performance. Die Spontanität leidet zwar darunter, aber dennoch ist es eine tolle Leistung, die die Band da auf der Bühne bringt. Die Lichtshow erinnert vermutlich nicht zufällig an ihren letzten Auftritt in München mit Arcane Roots, ebenfalls im Feierwerk (wir berichteten). Damals war es jedoch vor allem die Hauptband, die mit den ins Publikum gerichteten LED-Türmen arbeitete. An diesem Abend haben es Toska jedoch etwas zu gut gemeint damit und man entdeckt an manchen besonders hellen energischen Stellen nicht wenige Leute, die sich dem Lichtgewitter entziehen und lieber mit geschlossenen Augen zuhören. Allerdings ist die Lichtshow auch so gut auf die Musik abgestimmt, wie man es selten erlebt. Bestimmte musikalische Themen erhalten im jeweiligen Stück eigene Farben und Muster und das teilweise in schnellstem Lichtwechsel. So kann man doch sagen, dass es sich trotzdem durchaus um eine künstlerische Bereicherung handelt.
Musikalisch ist die Band gewohnt stark. Alles sitzt perfekt, jeder Riff und jedes Solo werden glatt und fehlerfrei abgeliefert, die Rhythmen und Breaks in teils kaum nachvollziehbarer Präzision gemeistert. Leider ist es so laut, dass man viele der musikalischen Details in dem vergleichsweise kleinen Raum kaum noch wahrnimmt. Darunter leidet vor allem das gekonnte Spiel des Bassisten Dave Hollingworth. Auch der virtuose Riff-Meister Rabea Massaad, vor allem bekannt durch diverse Youtube-Gitarren-Formate, kann sich manchmal nicht gegen die geballte Lautstärke im Gesamtsound durchsetzen. Erst in ruhigeren Passagen wird sein Können so besonders deutlich. Einzig Schlagzeuger Ben Minal kann sich immer gut durchsetzen. Sein Instrument ist im Live-Mix deutlich prägnanter als auf den Alben. Sein Spiel muss sich aber selbstverständlich nicht verstecken. Mit so gut wie keinen Ansagen prescht die Truppe durch ihr Set, dem das Publikum, das mittlerweile aus gut über 200 Personen besteht, interessiert lauscht. Plötzlich war es wohl der „letzte Song“, denn die Band verlässt die Bühne. Auch zur Zugabe führt wieder eine eigene Intro hin, die wie die erste daherkommt, nun aber nur drei Minuten einnimmt. Schließlich gibt die Band, die noch so energiegeladen scheint wie zu Beginn der Show, noch ein Stück zum Besten, bevor wir uns mit einem leisen Pfeifen in den Ohren auf den Heimweg machen.
Setlist: Fire By The Silos / A Tall Order / Chasm / Phoneme / Illumo / Congress / Abomasum / When Genghis Wakes / Infantile – Zugabe: Prayermonger
Bericht: Thomas Steinbrunner