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Secret Garden – Die neue Show im teatro München (Bericht)

Seit über zwanzig Jahren behauptet sich das teatro bereits als Show- und Kulinariklocation der besonderen Art im Münchner Osten. Das Spiegelzelt lief viele Jahre noch mit Unterstützung von Alfons Schuhbeck, mittlerweile hat Käfer die Menükreation übernommen – Kreativ- und Gestaltungsteam ist aber seit den Anfängen konstant geblieben. Im Jahr 2025 eröffnet die Saison so unter dem Motto „Secret Garden“ mit spielerisch verzierten Grafiken und einer Show, die verspricht, einen artistischen Ausflug in die Natur zu wagen. Am 6. November 2025 fand die Premiere im teatro Spiegelzelt statt.

© teatro

Betritt man die Location in München-Riem, wird man sogleich von Concierge und Personal begrüßt. Die Foyer-Bar ist schick und einladend, wertig eingerichtet und bietet weitere Blickfänge mit Artisten, die bereits in prunkvollen Kostümen herumschreiten. Im Hauptsaal, der rund 45 Minuten vor Beginn öffnet, zieht sich dieses wertige Bild weiter durch: Das runde Zelt ordnet die Tische um die Mitte herum an, denn dort ist die kleine, aber präsente Bühne. Als Untermalung spielt ein Pianist über dem Eingang, auch eine grandiose Saxophonistin gibt immer wieder Einlagen während des Essens oder der Show zum Besten. So entsteht eine angenehme, wohlige Atmosphäre.

Den „Secret Garden“ findet man zwar in der ganzen Ausstattung nicht, aber dafür umso mehr in „Mother Nature“ Amy G. Die amerikanische Sängerin und Comedy-Darstellerin übernimmt die Host-Rolle und führt humorvoll und mit einer grandiosen Portion US-Humor durch den Abend. Dabei lockert sie immer wieder die Stimmung auf und kann auf eine Gag-Dichte mit hoher Trefferquote blicken. Auch stimmlich weiß sie zu fesseln und liefert fraglos die beste Gesangsperformance des Abends ab. Was für ein Highlight!

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Nicht weniger passend sind die Künstler*innen ausgewählt, die zu großen Teilen mit artistischer Körperkunst auf kleinstem Raum das Publikum überzeugen können. Besonders hervorstechend ist das Duo Rose am Trapez und Three G, die im Bereich Handvoltige irrsinnige Körperspannung beweisen und einzig und allein mit ihrem Körper zu dritt Figuren bauen, die weit in die Höhe reichen. Im letzten Teil der Show kann das Duo Dola Bola am Rola Rola fesseln: Die chinesischen Artisten verbinden Körperhaltung, Balance, Artistik und absolute Präzision. Vielleicht sind genau solche Aufführungen noch einmal fesselnder, weil es so nah und direkt vor den Augen des Publikums stattfindet. Dieser Effekt ist bemerkenswert.

Doch all diese handwerklich so begabten Acts verlieren sich in einer Show, die offensichtlich ohne jeglichen roten Faden oder Dramaturgie entwickelt wurde. Natürlich ist das teatro eine Nummernrevue, aber das Konzept „Secret Garden“ sollte sich schon öfter wiederfinden als in der Selbstbezeichnung der Moderatorin. Stattdessen wirkt der Ablauf gewürfelt, nicht wirklich stimmig, es folgen zu viele identische Disziplinen der Artisten hintereinander. Warum sich zudem dazu entschlossen wird, leichte Akzente der Interaktion völlig auszureizen und das Publikum immer wieder zum Aufstehen, Mittanzen und Mitsingen auffordert, erschließt sich kaum und ist für den Rahmen auch schlichtweg nicht angemessen. Das hinterlässt einen faden Beigeschmack in den Gesangs- und Tanzmomenten, denn die Sänger*innen – u.a. Samira Bund und Werno Oosthuyzen – sind wirklich gut, wenngleich sie auch Amy Gs Stimmgewalt ein wenig unterliegen.

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Deutlich runder und auch mehr im Konzept präsentiert sich das Essen. Die vier Gänge wurden von Käfer kreiert und bemühen sich deutlich, natürliche Produkte, die nicht nur im Garten wachsen, sondern sich dort auch verstecken, aufzutischen: Maronen, Fichtennadel, Trüffel, Blumenkräuter, Ube-Wurzel, Karotte oder Pistazie. Die Konzeption ist kreativ, geschmacklich astrein und dennoch nicht zu experimentell. Manche Komponenten sind zwar etwas eigenwillig, beispielsweise das Ube-Wurzel-Püree, aber insgesamt kann das Menü vollends überzeugen und findet sich im „Secret Garden“ absolut richtig zugeordnet.

Schlussendlich bleibt ein Abend, der eigentlich alle Komponenten hat, um nachhaltig zu beeindrucken: Eine großartige Location, ein gelungenes Menü, grandiose Artist*innen, eine charmant-humorvolle Gastgeberin und selbst ein Motto, das einiges zulässt. Bezeichnend ist aber, dass gerade die schwache und zumeist fehlende Dramaturgie und Regie am Ende den Abend so wackeln lassen. Ein Beweis dafür, wie wichtig ein konzeptioneller Rahmen ist. Kann man über diese Mängel hinwegsehen, steht einem wertigen und besonderen Abend nichts im Wege.

„Secret Garden“ läuft noch bis 14. März 2026 im teatro. Weitere Informationen HIER!

Bericht: Ludwig Stadler

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