Konzerte,  Metal & Rock

Samba Pa Ti – Santana auf dem Rosenheimer Sommerfestival (Bericht)

Er gilt als einer der größten Gitarristen unserer Zeit, eine Woodstock-Legende, die bis heute ihresgleichen sucht. Die Rede ist natürlich von Carlos Santana, der nach Corona-bedingten Konzertabsagen nun fünf Jahre später endlich wieder auf Tour nach Deutschland kommt. Eines dieser Konzerte findet am 16. Juli 2025 auf dem Rosenheimer Sommerfestival statt.

Unter freiem Himmel mit gelegentlicher Sonne, die durch die Wolken bricht, herrschen zu Beginn perfekte Wetterbedingungen für ein Konzert. Das Vorprogramm bietet die australische Singer/Songwriterin Toby Beard, die den musikalischen Teil des Abends eröffnet. Mit ihren starken Einflüssen aus dem Gypsy und Blues passt sie hervorragend als Support, mit einer sehr rauchigen Stimme und hervorragender Begleitband bringt sie direkt Stimmung in das zunächst leicht skeptische Publikum. Man merkt die Spielfreude im Auftritt und das Eingehen auf das heutige Zielpublikum wird mitunter durch ein Janis Joplin-Cover von „Mercedes Benz“ deutlich, das den Woodstock-Vibe zusätzlich befeuert. Zum letzten Song hat die Band das Publikum vollends im Griff, es wird geklatscht, es wird mitgesungen, recht viel besser kann man einen Abend nicht eröffnen.

© Denise Truscello

Die Sonne versteckt sich immer mehr hinter den Wolken, als pünktlich um 20:00 Uhr der Großmeister selbst die Bühne betritt. Ohne großes Theater und größtenteils an einen Hocker im hinteren Bühnenbereich vor dem Schlagzeug gelehnt, spielt Santana gewohnt lässig auf. Unterstützt von acht fantastischen Musikern, versetzen Songs wie „Soul Sacrifice“ und „Black Magic Woman“ die Zuschauer direkt zurück in die frühen 70er Jahre. Dass Santana unter freiem Himmel im Mangfallpark durchaus das Potential auf ein historisches Konzert bietet, war klar, aber wenige hätten wahrscheinlich vermutet, dass er drei Tage vor seinem 78. Geburtstag und nach abgesagten Konzerten in den USA inklusive Krankenhausaufenthalt noch so abliefert. Natürlich wird er hierbei tatkräftig von seiner Band unterstützt und die Zeit ist auch nicht spurlos an seinem Gitarrenspiel vorbeigezogen, aber dennoch erzeugt er eine fast schon magische Atmosphäre, wie schon damals bei Woodstock. Nach einem seiner größten Hits, „Samba Pa Ti“, bekommt Carlos Santana eine kurze Pause, denn sein Bassist Benny Rietveld zeigt, dass auch ein Bass-Solo enorm unterhaltsam sein kann. Unterstützt durch Santanas Ehefrau am Schlagzeug präsentiert der Virtuose diverse Stile und Grooves, abgerundet durch die Hauptmelodie des Black Sabbath Hits „Iron Man“.

Die Setlist des Abends ist gleichzusetzen mit einer Best-Of Zeitreise durch seine Diskografie, inklusive einiger akribisch ausgewählter Cover. Eines davon ist eine spontan wirkende Rendition von Bill Withers‘ „Ain’t No Sunshine“, zu dem Santana sein Vorprogramm Toby Beard als Gastsängerin mit auf die Bühne holt. Die Australierin wirkt etwas nervös und kurzzeitig etwas hilflos, bringt das metaphorische Schiff dann aber mit Hilfe der Band in den Hafen. Ein schöner improvisierter Moment im Set, der Santanas Wertschätzung für seine Vorgruppe und auch die Musik als solches zeigt. Kurz darauf erfolgt dann der Wolkenbruch, unter strömendem Regen geht es weiter, seinen Platz verlässt niemand. Die Stimmung bleibt konstant hoch, auch wenn das Lichtermeer zu „Put Your Lights On“ etwas zu wünschen übrig lässt. Zu „Corazon Espinado“ kurz vor der Zugabe beweist das Rosenheimer Publikum noch einmal die Textsicherheit, während der Regen, fast wie heraufbeschworen, immer weiter zunimmt. Mit „Toussaint L’Overture“, einem ausgiebigen Schlagzeugsolo und dem Welthit „Smooth“, der dank Top-Besetzung an den Mikrofonen auch ohne Rob Thomas funktioniert, verabschieden sich Carlos Santana und seine Band unter tosendem Applaus. Eines der möglicherweise besten Konzerte auf dem Rosenheimer Sommerfestival geht zu Ende, der Woodstock-Zauber ist definitiv übergesprungen.

Setlist: Soul Sacrifice / Jin-go-lo-ba / Evil Ways / Black Magic Woman / Gypsy Queen / Oye cómo va / Maria Maria / Foo Foo / Samba Pa Ti / Ain’t No Sunshine / Hope You’re Feeling Better / She’s Not There / Put Your Lights On / The Game Of Love / (Da Le) Yaleo / Everybody’s Everything / Corazón espinadoZugaben: Toussaint L’Ouverture / Smooth

Bericht: Luka Schwarzlose

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