Wer Thrash Metal sagt, muss auch Sacred Reich sagen. Die oft vergessene Thrash Metal-Formation aus Phoenix hat in den späten 80er- und frühen 90er-Jahren Thrash Geschichte geschrieben mit bahnbrechenden Alben wie Ignorance, The American Way, Independent oder auch Heal. Ihr Stilmix aus groovigem Heavy und schnellen Thrash Riffs erschuf damals eine vorher nur selten gesehene Metal-Dampfwalze, die damals möglicherweise auch Bands wie Pantera inspiriert haben dürfte. Jetzt, gute 23 Jahre nach ihrem letzten Album, ist mit „Awakening“ ein neues Sacred Reich Album (mit äußerst passendem Namen) erschienen und das wiederum bedeutet eine Sacred Reich-Tour mit neuem Material, die glücklicherweise auch Halt in München macht.
Am Samstag, den 14. Dezember 2019 tummelt es sich bereits früh auf dem Backstage Gelände. Die Backstage Halle ist pünktlich zum very special Guest Night Demon rappelvoll und die Band selbst vermeldet „ausverkauft“. Zurecht, denn Night Demon sind mehr als nur ein übliches Vorprogramm. Die dreiköpfige Heavy Metal-Truppe aus Ventura (USA) hat sich über die letzten Jahre eine große Fanbase aufgebaut und gelten im Allgemeinen als unglaublich starke live Band. Viele Zuschauer am heutigen Abend haben wohl hauptsächlich für die NWOBHM angehauchten Musiker ihr Ticket erworben. Ein schweißtreibendes 10-Song langes Set zeigt, wie man das Publikum, ja, auch das alteingesessene Thrasher-Publikum, in seinen Bann zieht. Eine Prise Motörhead, jede Menge Riffs und ein gekonntes Iron Maiden Cover als Grande Finale überzeugen auch den letzten Zweifler. Der einzige kleine Wermutstropfen ist, dass Sänger Jarvis Leatherby zumindest anfänglich ein wenig Kraft in der Stimme verloren hat, was am letzten Tag dieser doch ausgiebigen Tour definitiv zu verzeihen ist.
So großartig es für den Zuschauer ist, ein solch gelungenes Vorprogramm zu haben, so schwierig ist es oft für den folgenden Hauptact. Sacred Reich sind allerdings lange genug im Geschäft, um zu wissen, wie der Hase läuft. Mit sichtlicher Spielfreude und fast sentimentaler Nähe zum Publikum walzen Sacred Reich munter drauf los. Die 15 Songs umfassende Setlist bietet einen wirklich gut balancierten Mix aus Alt und Neu und lässt kaum Wünsche offen, auch die neuen Songs wissen definitiv zu überzeugen. Genau wie die neue Besetzung an der zweiten Gitarre und dem späten Wiederkehrer am Schlagzeug Dave McClain, den viele wahrscheinlich aus seiner Zeit bei Machine Head kennen. Dieses neue Line-Up wirkt perfekt eingegliedert und verleiht dem Auftritt im Vergleich zu den letzten Malen noch mehr frischen Wind. Zu Surf Nicaragua am Ende stürmen auch Night Demon, wie am letzten Tag einer Tour üblich, mit Sacred Reich-Masken die Bühne, samt ihrem Maskottchen, das in voller Montur crowdsurfen geht.
Ein unfassbar starker Abend geht zu Ende, der eigentlich wirklich keinen Raum für auch nur einen Hauch an Kritik lässt. Wer das Konzert verpasst hat, sollte sich beide der Bands bei der nächsten Gelegenheit auf keinen Fall entgehen lassen.
Bericht: Luka Schwarzlose