Mike Rosenberg sorgt in München für große Gefühle, macht sich dabei aber nicht mehr Arbeit als nötig. Passenger, so der Künstlername, mit dem der Musiker bekannt geworden ist, spielt in kurzer Zeit zum zweiten Mal in München. Die Fans freuen sich und belagern schon zwei Stunden vor Konzertbeginn die ausverkaufte TonHalle an diesem Samstagabend, 15. September 2018. Eindeutig die größte Gruppe sind hierbei junge Frauen in Zweierteams. Singer/Songwriter – die Rockstars von heute.
Beinahe pünktlich eröffnet der kurzfristig eingesprungene Support-Act Chris Simmons den Abend. Simmons spielt ein stimmungsvolles, 7-Song-starkes Set, für das er gut gelaunt beklatscht wird. Große Aha-Momente bleiben allerdings aus.
Als um 21:30 Uhr Passenger die Bühne betritt, wird er vom Münchner Publikum frenetisch empfangen. Spätestens hier wird auch klar: Rosenberg wird den Abend komplett alleine bestreiten und auf eine Band verzichten; um den Saal zu füllen, vertraut er gänzlich auf seine Stimme. Das gelingt auch gut, denn so eindringlich, voll und stark singen wenige. Passenger beweist, dass die Straße für einen Musiker eine gute Schule ist, und zieht das Publikum mit Accapella-Parts, feurigen Gitarrenarrangements und mit seiner gefühlvoll bis wuchtig-wütenden Stimme in seinen Bann. Diese Stimme, der Gesang – sie ist für manche Show genug. Teilweise setzt Rosenberg mit einer von ihm gesteuerten Midi-Kickdrum Akzente, einige Songs hätten trotzdem ein Schlagzeug vertragen können. Insgesamt spielt der Musiker überraschend wenig vom neu erschienenen Album. Stattdessen wird, zur Freude des Publikums, viel Altbekanntes zum Besten gegeben.
Zwischen den Songs interagiert er meisterhaft mit dem Publikum; hier sitzt jede Pointe, nie wird zu viel oder zu wenig geredet. Das Publikum hängt dem sympathischen Songwriter generell an den Lippen und ist, auf seine Bitte, entweder minutenlang in andächtiges Schweigen versunken oder wie beim unumgänglichen Höhepunkt des Abends, „Let Her Go“, stimmgewaltig am Mitsingen. Generell ist die Stimmung fantastisch, jeder Song wird ausgiebig bejubelt.
Leider endet das Konzert abrupt und deutlich zu früh. Passengers Diskografie ist umfangreich, er selbst erwähnt im Konzert, dass er inzwischen zehn Alben geschrieben hat. Umso trauriger ist es, dass er bereits nach elf Songs die Bühne zum ersten Mal verlässt. Da ist gerade einmal eine Stunde vergangen – und selbst mit den zwei Zugaben kommt das Konzert auf gerade einmal 70 Minuten. Spielzeit. Kaum nachvollziehbar, wieso hier auf Sparflamme agiert wird. So bleiben an einem eigentlich sehr gelungenen Abend viele Lieblingslieder ungesungen und einige leicht enttäuschte Gesichter zurück.
Setlist: Fairytales & Firesides / Life’s For The Living / Hell Or High Water / Things That Stop You Dreaming / To Be Free / The Sound Of Silence (Simon & Garfunkel Cover) / I Hate / Table For One / Suzanne / Let Her Go / Scare Away The Dark – Zugaben: Survivors / Holes
Bericht: Paul Walschburger