Intuition – Northlane im Strom (Bericht)

Veröffentlicht in: Konzerte, Metal/Rock | 0

Unbekannte sind die australischen Metaller von Northlane in München wahrlich nicht mehr, aber dennoch auf jeder Tour immer wieder gern gesehene Gäste. Zuletzt haben sie als Support von Architects im Januar 2023 in München gastiert, wie wir berichteten, nun begeben sie sich wieder auf Reise durch die europäischen Lande, dieses Mal als Headliner. Im Gepäck: ihre neue EP „Miasma“. Überraschend aber, dass man sich in München lediglich für das kleine Strom als Spielort entscheidet, zudem das Datum auf einen Samstag fällt und die Supports äußerst namhaft sind: Novelists und ten56. Kein Wunder also, dass der 5. Oktober 2024 zeitnah ausverkauft ist.

ten56.

Schon bei der Ankunft findet man eine wilde Mischung aus Lederhosen- und Dirndl-Träger*innen und das klassische Metalcore-Publikum in Schwarz. Die einen auf dem Weg zum wenige Gehminuten entferntem Oktoberfest, die anderen in der Schlange zum Strom. Der Einlass geht zügig und so sind die meisten schon in der Location, als ten56. pünktlich um 19:30 Uhr mit „Saiko“ loslegen. Wuchtig laut und messerscharf kommt es aus den Boxen, passend zu den Liedern der Franzosen, die sich irgendwo zwischen Beatdown und NuMetal ansiedeln, insgesamt aber im extremen Metal zuhause sind. Ein alles andere als zimperlicher Start, den die Gruppe um Frontmann Aaron Matts allerdings gewöhnt stark meistert und trotz monatelanger Dauertour auch in München die Menge schon so früh am Abend zum Headbangen bringt. Mit jedem Auftritt steigert sich die Band – wenngleich es langsam Zeit für eine erste Headliner-Tour wäre.

Setlist: Saiko / Diazepam / ICU / Yenta / Good Morning / Traumadoll / Boy / Kimo

Die Headliner-Tour von Novelists ist erst im vergangenen Frühjahr gewesen, so ist es eine angenehme Überraschung, dass das Gespann so zeitnah wieder in München zu sehen ist. Die ebenso aus Frankreich stammende Band wagt einen Spagat aus Alternative Rock und Metalcore, wie er nicht unüblich in dem Genre ist, will musikalisch aber nicht so ganz rund funktionieren. Zwar sind die Parts für sich gesehen nicht schlecht, kombinieren sich aber schlecht und werden angemessen, aber auch nicht euphorisch performt. Hervorstechend und den Auftritt deutlich tragend ist Sängerin Camille Contreras, die sich durch alle Gesangsarten technisch astrein hindurchsingt und den 40-minütigen Auftritt am Ende doch jubelnd abschließen lässt.

Setlist: Lost Cause / Prisoner / Do You Really Wanna Know? / Terrorist / Heretic / Mourning The Dawn / Smoke Signals / Turn It Up (Keyboard Warriors Social Club)

© Kane Hibberd

Grund des Abends ist aber natürlich der Progressive Metal von Northlane, mit dem die Herren um 21:15 Uhr sogleich loslegen – „Carbonized“, „Intuition“ und in rein in den knüppelharten Block aus „4D“ und „Talking Heads“. Die immer mal wieder poppiger wirkende Musik reiht sich ein mit extrem harten Passagen, auch bei ihrer neuesten EP „Miasma“, die sowohl den rifflastigen Titeltrack als auch das Rock-Manifest „Dante“ beinhaltet. 4/4-Takte gibt es im Laufe des 75-minütigen Auftritts nicht allzu oft zu hören, stattdessen grooven sich die Australier durch allerlei Taktarten, Strukturen und Breakdowns. Sehr zur Freude der Münchner*innen, die im ausverkauften Strom zwar traditionell sehr gedrängt stehen, aber dennoch gut zum Tanzen und Hüpfen kommen.

Sympathisch an der Front: Sänger Marcus Bridge, der gesanglich eine so beeindruckende Leistung zeigt, dass man gar nicht mehr zu applaudieren aufhören möchte. Auch wenn er den ein oder anderen Effekt auf die Stimme legt, kommen gerade die außergewöhnlich hohen Clean-Passagen in manchen Refrains vollends live aus seiner Kehle, was nicht selten mit offenem Mund im Publikum zurücklässt. Natürlich wird so eine Musik, ist man nicht gerade brennender Fan von progressiven Djent-Metalcore, irgendwann auch anstrengend, aber Northlane gelingt mit einer elektronischen Variante von „Solar“ und der Poprock-Nummer „Nova“ genug Abwechslung, um kurz entspannen und durchatmen zu können. Am Ende, als die Zugabe „Citizen“ verklingt, bedanken sich Bridge und seine Kollegen besonders bei ihrer Crew, die wohl mit einigen Problemen in ihrer kurzen Reise- und Aufbauspanne vom gestrigen Euroblast-Festival nach München gekämpft haben, aber natürlich auch bei den Münchner*innen, die nicht weniger glücklich mit Dank kontern. Was ein gelungener Abend!

Setlist: Carbonized / Intuition / Miasma / 4D / Talking Heads / Kraft / Bloodline / Dante / Echo Chamber / Clarity / Dispossession / Jinn / Solar / Afterimage / Clockwork / NovaZugabe: Citizen

Bericht: Ludwig Stadler

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert