Die vergangenen Jahre, besonders seit Pandemie-Ende, haben Motionless in White richtige Aufbauarbeit in Europa geleistet: Unermüdlich waren sie auf den Festivals zu Gast, haben eine große Support-Tour mit Beartooth gespielt und jede Möglichkeit genutzt, ihre Fanbase auf dem hiesigen Kontinent auszubauen. Die Früchte können sie nun auf ihrer Headliner-Tour Anfang 2025 ernten: Trotz wirklich großer Hallen ist fast alles vollständig ausverkauft! Das ist eine ehrenwerte Belohnung, auch, um den Tour-Zyklus zum Erfolgsalbum „Scoring The End Of The World“ abzuschließen. Gemeinsam mit Fit For A King und Brand Of Sacrifice liefern sie einen prallgefüllten Abend härterer Metal-Musik und beehren am 31. Januar 2025 die ausverkaufte TonHalle.
Schon zum Einlass steht eine schier endlos lange Schlange vor der Location, dementsprechend befindet sich der Großteil des Publikums längst in der Halle, als Brand Of Sacrifice um 19:30 Uhr mit einem Pokémon-Intro loslegen. Stellvertretend für die Musik ist das aber nicht, die Kanadier liefern 30 Minuten extremen Deathcore mit knüppelharten Sound und einer Stroboskop-Show, die ihresgleichen sucht. Wer hier mit harten Klängen noch nicht genug bedient wurde, wird bei den folgenden Fit For A King fündig. Die Metalcore-Größen aus Texas packen in ihr 45-minütiges Set beachtliche elf Songs und rasen fast schon durch ihren Breakdown-lastigen Auftritt. Hier gibt es auch reichlich Clean-Gesang zu hören, wo man es allerdings etwas zu gut mit dem Autotune meinte und es streckenweise unangenehm wird.
Setlist Brand Of Sacrifice: Dawn / Demon King / Lifeblood / Altered Eyes / Exodus / Blinded / Eclipse
Setlist Fit For A King: Vendetta / Technikum / Eyes Roll Back / End (The Other Side) / Reaper / Keeping Secrets / Backbreaker / Breaking The Mirror / Shattered Glass / When Everything Means Nothing / God Of Fire
Selbst wenn das Tour-Package durchaus attraktiv ist, dürfte das Publikum fast ausschließlich für die Headliner des Abends gekommen sein: Motionless in White! Schnell fällt die beachtliche Bühne in den Blick, die sogar eine zweite Ebene bietet und die maximalen Möglichkeiten der TonHalle ausschöpft. Lumpen lassen haben sich die Amerikaner mit ihrer ersten Tour durch die größeren europäischen Konzerthallen nicht. LED-Leinwand, große Lichtshow und sogar vier Tänzerinnen, die in wechselnden Outfits auf die Bühne kommen – mal als Zombies bei „Not My Type: Dead As Fuck 2“, dann als Mickey Mouse im knappen Leder-Outfit bei „Rats“ oder gottesfürchtige Maskenträgerinnen mit Wasserpistole bei „Thoughts & Prayers“. Beim für die Band eher experimentellen „Werewolf“ statten sie passend mit Werwolf-Maske dem Publikum einen Besuch ab, in der Hand eine Schüssel voller Süßigkeiten, die ins Publikum geworfen werden.
So wundervoll die Produktion, der Ton und das Licht auch sind, es täuscht nicht über das Wesentliche hinweg: Die Band-Mitglieder sind krank. Teilweise sogar richtig krank, darunter auch Frontmann Chris Motionless, der zu Beginn zwar auf Halbmast singt, noch einigermaßen zielsicher vorankommt, aber im Laufe des Konzerts so drastisch an Stimme verliert, dass zwei Lieder rausfliegen und die letzten drei Stücke ohne jegliches Volumen im Gesang zu Ende gehen. Der Bitte, sie mögen doch laut mitsingen und ihn bestmöglich unterstützen, kommen die Münchner*innen gerne nach, aber letztendlich bleibt es eben doch eine Not-Show, die man verständlicherweise nicht absagen will und deshalb noch irgendwie zu retten versucht. Am Ende bleibt es auch ein gutes, rund 75-minütiges Konzert – aber das ist für eine der aktuell besten Metal-Bands natürlich weit hinter ihren Möglichkeiten. Beim nächsten Mal!
Setlist: Meltdown / Sign Of Life / Abigail / Thoughts & Prayers / Masterpiece / Rats / Voices / Slaughterhouse / Werewolf / Reincarnate / Not My Type: Dead As Fuck 2 / Scoring The End Of The World / Soft / Another Life / Eternally Yours
Bericht: Ludwig Stadler
Schreibe einen Kommentar