Kaum eine Meldung sorgte für mehr Aufsehen, als die der nun Frontfrau von Folk Punk-Heroen Against Me!. Aus Tom wurde Laura und entgegen der schlimmsten Erwartung stieß dies damals auf absolutes Verständnis und Solidarität. Vor allem schossen Against Me! durch sämtliche Medien und erfuhren endlich den Hype, den sie eigentlich seit Jahren verdient hatten. Immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen war es nur eine Frage der Zeit, bis Laura Jane Grace neben Against Me! wieder ihr Solo-Projekt reaktiviert. Mit den Devouring Mothers und prominenten Gästen spielte sie am vergangenen Sonntag, den 8. September 2019 in der Backstage Halle München!
Zum Beginn um Punkt 20 Uhr ist die Backstage Halle eher mäßig gefüllt, was sich im Laufe des Sets von Opener Mobina Galore noch deutlich ändert. Das Powerfrauen-Duo überzeugt mit zwar simpel gestricktem, aber authentischem Pop Punk und steckt mit jedem Song das Publikum etwas mehr an. Sie machen das Beste aus dem beschränkendem Faktor „Duo“ und holen alles aus Stimme, Gitarre und Schlagzeug raus, was geht. Mit tosendem Applaus und einem gut besuchten Merchstand wird ihnen für die Performance gedankt!
Der nächste Act hätte eigentlich für deutlich mehr Hype sorgen sollen, denn es geht um niemand geringeren als Frank Iero, der sich nach der abrupten Auflösung der Kultband My Chemical Romance wieder seinem Solo-Projekt gewidmet hat. Leider ist während seinem Auftritt mit seinen Future Violents ein wenig zu erkennen, wieso dem so ist. Mit seiner Vergangenheit bei MCR hat der Sound wenig zu tun, hier und da kommen schöne und innovative Melodien zum Vorschein und mit Geigerin/Keyboarderin insgesamt ein tolles, innovatives Ensemble, aber insgesamt keine weltbewegende Performance. Nach einer guten Stunde übernimmt die zweite Gitarre bereits den meisten Teil des Gesangs, denn der ruppig angehauchte Post/Alternative Punk raubt dem einst Arenen füllenden Gitarristen die Stimme. Der Stimmung tut dies keinen Abbruch, denn neben den leicht enttäuschten MCR–Fans, die sich zumindest ein Lied ihrer Helden gewünscht hätten, hat auch Frank Iero And The Future Violents ein treues Fangefolge. Natürlich ist das hier ein weiterer Fall vom üblichen Meckern auf hohem Niveau, am Ende war es ein solider Auftritt, allerdings auch nicht mehr.
Setlist: Moto Pop / I’m A Mess / Young And Doomed / No Love / Fever Dream / Tragician / World Destroyer / Medicine Square Garden / Joyriding / Viva Indifference / Basement Eyes / Ode To Destruction / Dear Percocet, I Don’t Think We Should See Each Other Anymore / Weighted
Mit der Frau der Stunde Laura Jane Grace wird es erstmals wirklich oldschool-punkig. Ihr Soloprojekt klingt auf den ersten Blick, beziehungsweise Hörer, wie eine etwas kommerzialisierte, poppigere Version von Against Me!, aber nicht etwa wie Pop Punk. Mit ihrer stilprägenden, rauen Stimme und immenser Bühnenerfahrung überzeugen sie und ihre Truppe gänzlich und man vergisst völlig, wie spät es eigentlich schon ist. Einziger kleiner Wermutstropfen ist, dass auch hier, bis auf eine akustische Ausnahme in Form von „True Trans Soul Rebel“, Against Me! ausgelassen wird und der Fokus komplett auf den Solowerken liegt. Eigentlich ist es wortwörtlich eine halbe Against Me!-Show, denn auch Schlagzeuger Atom Willard ist mit von der Partie. Ein ausgewogenes Set mit der etwas anderen Seite von Against Me! findet ein spätes Ende und in diesem Moment wünscht man sich doch eigentlich nur, dass auch bald die ganze Band wieder nach Deutschland kommt!
Setlist: China Beach / Born In Black / Apocalypse Now (& Later) / The Friendship Song / Dilaudid (The Mountain Goats cover) / The Hotel Song / Conceptual Paths / Amsterdam Hotel Room / I Hate Chicago / Amputation / Reality Bites / The Apology Song / The Acid Test Song / The Airplane Song / Screamy Dreamy / Valeria Golino / Manic Depression / True Trans Soul Rebel (Against Me! song)
Bericht: Luka Schwarzlose