Mit Kreator, Anthrax und Testament kommt am 1. Dezember 2024 wohl das stärkste Thrash Metal Paket des Jahres ins Zenith München. Alle drei individuell gerne gesehene Gäste in der Landeshauptstadt, gemeinsam ein Must-See des Genres.
Bereits um 18:30 beginnen Testament mit ihrem Set, das einzige Problem? Zahllose Fans sind trotz der frühen Einlasszeit um 17:00 Uhr nach wie vor nicht in der Halle. Die Parksituation am Zenith bleibt auch nach den Umstrukturierungen über die letzten Jahre ein einziges Desaster, resultierend in einer schier endlosen Schlange an Autos. Glücklicherweise dürfen Testament dank dem frühen Startschuss für ganze 60 Minuten abliefern. Ein wirkliches Thrash Metal-Feuerwerk, das man sonst von Testament gewohnt ist, bleibt aber aus. Der Sound ist nicht gut ausgemischt und warum Testament ausgerechnet im Vorprogramm einer solchen Tour auf gleich mehrere ihrer Hits zugunsten von Deepcuts verzichten, bleibt ein Enigma. Für Testament-Fans, die die Band bereits mehrfach gesehen haben, ist die Setlist auf der anderen Seite eine sicherlich willkommene Abwechslung. Alles in allem ein grundsolider Auftritt, der aber leicht Luft nach oben lässt.
Setlist: D.N.R. (Do Not Resuscitate) / 3 Days In Darkness / WWIII / Children Of The Next Level / The Formation Of Damnation / Return To Serenity / First Strike Is Deadly / Low / Native Blood / Electric Crown / More Than Meets The Eye / Into The Pit
Ganz anders sieht es bei Anthrax aus. Die Kultband aus New York entscheidet sich einmal mehr für ein Best-Of-Set. Nach einem etwas fragwürdigen Intro-Video voller Lobeshymnen über die Band von diversen prominenten Fans, beweist die Band um Frontmann Joey Belladonna einmal mehr ihre endlose Spielfreude. Leider fallen auch Anthrax dem offensichtlich anspruchsvollen Mischpult zum Opfer und lediglich Belladonnas hohe Stimme schneidet durch den Sumpf aus Bass und Mitten. Abgesehen von einem dreidimensionalen, chromartigen Backdrop ist showtechnisch nicht viel geboten, Anthrax brauchen aber auch nicht viel mehr, um trotzdem eine hervorragende Show auf die Beine zu stellen. Das Publikum, nun vermutlich vollständig, ist an diesem ersten Advent mehr als bereit und motiviert, das Energielevel ist auf einem hohen Niveau. Die Co-Headliner des Abends heizen durch ihre Erfolgsalben Spreading the Disease und Among the Living, die Bewegung im Publikum nimmt von Song zu Song zu. Zum Schluss kommt das Versprechen des baldigen Wiedersehens und neuer Musik, bevor die 45-minütige Umbaupause beginnt.
Setlist: A.I.R. / Got The Time (Joe Jackson cover) / Caught In A Mosh / Fight ‚Em ‚Til You Can’t / Madhouse / Metal Thrashing Mad / Be All, End All / I Am The Law / Medusa / Antisocial (Trust cover) / Indians / Gung-Ho
Nachdem der Vorhang fällt, wird klar, wofür Kreator so lange gebraucht haben: Zwei circa fünf Meter hohe Dämonen starren auf den Seiten ins Publikum, während eine überdimensionierte Ausgabe ihres Maskottchens Violent Mind von hinten über der Bühne thront. Mit jedem Song entwickelt sich das Bühnenbild weiter, die Konfettikanonen werden durchgeladen oder die Bühne in Flammen gehüllt. Der Sound Engineer von Kreator beweist endlich, dass es auch im Zenith möglich ist, einen glasklaren und gut ausgemischten Sound zu kreieren. Kreator haben sich für eine Setlist zwischen neuen, Allgemeinmetal-freundlicheren Songs, und einem Best-Of entschieden. Kreator haben sich schon lange in Richtung Headliner-Positionen auf mittelgroßen Festivals bewegt und sich von der breiten Masse abgesetzt, aber diese Show ist nochmal auf einem neuen Level. Von Co-Headliner kann hier nicht die Rede sein, zwischen den Produktionen liegen Welten. Die Band motiviert, Frontmann Mille einmal mehr typischerweise leicht übermotiviert, reißen sie metaphorisch die Halle ab. Zu Songs wie Hordes of Chaos oder Enemy of God gibt es tatkräftige vokale Unterstützung aus dem Publikum. Mit Violent Revolution und dem Evergreen Pleasure to Kill läuten Kreator das Ende ihres Sets ein und beenden damit wahrscheinlich einen potentiellen Anwärter auf „Konzert des Jahres“. Ein Abend, der einen hohen Maßstab für künftige Tourneen setzt.
Setlist: Hate Über Alles / Phobia / Enemy Of God / 666 – World Divided / Hordes Of Chaos / Hail To The Hordes / Betrayer / Satan Is Real / Phantom Antichrist / Strongest Of The Strong / Terrible Certainty / Violent Revolution / Pleasure To Kill
Bericht: Luka Schwarzlose
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