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These Are The Days – Jamie Cullum in der Musik-Arena (Bericht)

Wenn beim Tollwood-Sommerfestival der letzte Vorhang fällt, geschieht das traditionell nicht leise – sondern mit einem musikalischen Ausrufezeichen. Auch in diesem Jahr setzen die Veranstalter:innen auf Klasse und haben für das große Finale einen Künstler gewonnen, der seit über zwei Jahrzehnten zu den prägenden Stimmen des Jazz gehört: Jamie Cullum beschließt mit seinem Konzert am 20. Juli 2025 in der Musik-Arena das diesjährige Sommer-Tollwood.

Und dafür kommt er nicht allein: Begleitet wird er von einer hochkarätig besetzten Band, die seinen genreübergreifenden Sound aus Jazz, Blues und Pop mit beeindruckender Leichtigkeit auf die Bühne bringt. Gitarrenriffs, pulsierender Bass, treibende Drums und ein fein abgestimmtes Bläserset aus Trompete und Saxofon/Klarinette verschmelzen mit gefühlvollen Backing-Vocals zu einem facettenreichen Klangkörper, der den Raum musikalisch erfüllt. Dabei bleibt genügend Raum für das, was den Jazz so lebendig macht: improvisierte Solopassagen, in denen jede:r Musiker:in die Bühne kurzzeitig für sich allein hat – virtuos, spontan und ganz im Sinne der großen Jazztradition.

Unterstützung hat er sich außerdem auch bei der deutschen Singer-Songwriterin Julie Kuhl geholt, die den Abend für ihn eröffnet. Die 20-jährige Frankfurterin steht dabei mit ihrer Gitarre auf der Bühne und wird unterstützt durch eine Cellistin. Ihr Sound: berührend und emotional. Ihre Stimme: wunderbar weich und seidig. Mit dabei hat sie einige Songs ihres 2022 veröffentlichten Albums Born with Nostalgic Bones sowie auch einige neue, teilweise nicht veröffentlichte Lieder. Vor der Show in München eröffnete sie bereits einige Shows für Jamie Cullum in anderen Städten, und wir verstehen wieso: Ihre Stimme weist einen spannenden, jazzigen Charakter auf und der entspannte Klang ihrer Musik leitet gut in den Konzertabend ein.

© Charles Agall

Die gleiche Bühnenpräsenz und Energie wie der Hauptakteur des Abends hat sie dabei sicher noch nicht – aber dieser steht auch bereits seit circa 25 Jahren auf internationalen Bühnen. Mit seiner offenen, charmanten Art zieht Jamie Cullum das Publikum in seinen Bann, ist dabei nahbar und für jegliche Interaktion zu haben. Für den Song These Are The Days erfüllt er einem Zuschauer einen Traum und holt ihn auf die Bühne. Er darf sich zu ihm ans Klavier gesellen und mitspielen – und beweist dabei, dass er hinsichtlich Jazz-Improvisation einiges drauf hat. Auch Cullum ist begeistert und kommentiert daraufhin lässig: „This could’ve been a total disaster. But it was absolutely amazing.“

Aber im Klavierspiel macht Jamie Cullum so schnell niemand etwas vor. Der britische Musiker hat sich das Musizieren größtenteils autodidaktisch beigebracht – wahrlich beeindruckend bei seinen schnellen, fantasiereichen und fehlerfreien Klaviersoli. Und er ist nicht nur ein herausragender Pianist, sondern auch ein versierter Sänger. Wie schnell er von einer musikalischen Disziplin zur anderen wechselt bzw. diese verbindet und dabei kein Ton daneben geht, lässt das Publikum staunen. Ein talentierter Virtuose, der die Musik-Arena zum Tanzen und Mitsingen bewegt.

Denn gerade bei seinen bekanntesten Songs wie z.B. What A Difference A Day Makes oder der Cover-Version von Rihannas Don’t Stop The Music ist die ganze Halle aktiv mit dabei. Wie schön und laut das Publikum dabei singen kann, beweisen sie in mehreren Mitsing-Teilen, die Cullum anleitet. So bleibt der Abend abwechslungsreich und kurzweilig. Jamie Cullum besitzt eine fantastische Bühnenpräsenz, ist durch und durch ein Entertainer, der das Publikum zu begeistern weiß. Das Repertoire beinhaltet dabei alles – von jazzigen Balladen bis hin zu energetisch-moderneren Songs ist alles dabei. Ein Abend von extrem hoher musikalischer Qualität, der die 2025er-Auflage des Tollwood-Sommerfestivals würdig beschließt.

Bericht: Rebecca Raitz

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