Henry Rollins ist ein Mann vieler Talente: Über die letzten Jahrzehnte war er Musiker, Schauspieler, Autor, Journalist, Fotograf und vieles mehr, bereiste die Welt und hat wahrscheinlich mehr erlebt als manche in zehn Leben. Mit seiner Spoken Word-Tour ist er seit mehreren Jahren mehr als erfolgreich unterwegs, unter anderem war er damit auch auf dem Wacken Open Air. Dieses Jahr wurde das ganze Prinzip noch etwas verfeinert, denn Rollins hat ein paar Dias der besonderen Art mit im Gepäck, auch diesen Sonntag, 9. Dezember 2018, in einer mehr als gut gefüllten Muffathalle.
Eine Diashow mit Urlaubsbildern, das klingt erst einmal wie ein Familienabend, dem man am liebsten entkommen würde, doch Henry Rollins gibt sich nach jahrzehntelanger Bühnen- und Leinwanderfahrung als geborener Entertainer und navigiert mithilfe seiner Reisebilder durch den Abend. Als ehemaliger Frontmann der Punk-Legenden Black Flag erwartet man grundsätzlich ein kontroverses, musikgeladenes Programm, doch heute geht es um eigentlich eher trockene Themen: die Kulturen anderer Länder, die Auswirkungen von Krieg und Politik. Das klingt erst einmal nicht zwingend nach einem unterhaltsamen Abend, doch Rollins beweist, dass auch das wirklich Spaß machen kann. Mit Dias einmal quer um die Welt von Sibirien bis nach Nordkorea zeigt er, wie verschieden die Menschen rund um den Globus ticken und wie banal sich der Einfluss der westlichen Länder oft zeigt. Der Vortrag ist nicht nur für Fans seiner Musik spannend, über fast zweieinhalb Stunden erzählt die Legende auf großer Bühne ohne viel drumherum die Geschichten hinter den auf dem riesigen Display gezeigten Bildern. Wie ein Maschinengewehr feuert er Anekdote um Anekdote und mischt bewusst verschiedenste Gefühlslagen, von lustig bis traurig, von spaßig bis ernst ist alles vertreten. Eine abwechslungsreiche Achterbahn der Gefühle, die Henry Rollins stolz sein Leben nennen darf. Am Ende gibt es dann auch noch den Beginn seiner atemberaubenden Reise durchs Leben, ein paar Black Flag-Geschichten und viel Applaus. Ein mehr als unterhaltsamer Abend, den man nur mehr als empfehlen kann.
Bericht: Luka Schwarzlose