Heroismus im Retro-Look – „The Fantastic Four: First Steps“ in der Filmkritik

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Mit dem Kauf von Fox Entertainment fielen auch die Marvel-Rechte vieler Comicfiguren zurück an Disney, unter anderem die der X-Men. Während man diese zwar im Blick hat, aber noch in der Planungsphase belässt, wagt sich das MCU nun an eine der ältesten und prestigeträchtigsten Helden-Zusammenkünfte: The Fantastic Four. Und es ist wahrlich nicht einfach, diese Figuren einzuführen. Als Comicfiguren wunderbar, fehlt ihnen auf der Leinwand oft Tiefe, Fallhöhe oder Kantigkeit – daran sind bereits zwei filmische Auflagen im 21. Jahrhundert gescheitert. Genau diesen Problemen hat sich Matt Shakman angenommen und mit The Fantastic Four: The First Steps tatsächlich einen angenehm altmodischen und zugleich runden Superheldenfilm abgeliefert. Ab 24. Juli im Kino!

© Disney

Schon während des Trailers sticht sofort der Retro-Look ins Auge, für den sich Shakman entschieden hat. Da wir uns jedoch auf Erde 828 befinden – also nicht in der Welt, wie wir sie von den MCU-Figuren kennen – sind lediglich Kleidung und Optik auf diese Zeit gemünzt, während die technischen Fertigkeiten weit darüber hinausgehen. Das erzeugt bildliche Spannung und große Aufmerksamkeit, schon bevor wir unvermittelt in die Geschichte geworfen werden. Eine lange, ausführliche Origin-Story? Gibt es nicht. Wir setzen vier Jahre nach dem Erlangen der Kräfte ein – lediglich ein kurzer, cartoonhafter Fernsehrückblick erzählt knapp, was geschehen ist.

Was wir dann sehen, sind zwar Einzelschicksale, die offensichtlich und streckenweise ein wenig mit sich selbst hadern, aber von der Öffentlichkeit bedingungslos geliebt werden. So sehr, dass sich die Frage stellt, wo dort überhaupt noch zwischenmenschliche Konflikte entstehen können.

Diese bringt am Ende eine Dilemma-Frage hervor, die der Gegenspieler Galactus äußert: Was ist man selbst bereit zu opfern, um alle anderen zu retten? Diese Frage führt durch die zweite Hälfte des Films und verleiht den Charakteren die nötige Fallhöhe, um den überhöhten Heroismus aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Der Film – das wird deutlich – ist sehr bemüht, die wenig tiefgehende Vorlage mit menschlichen Konflikten aufzuladen. Und es gelingt! Selbst relativ schemenhafte Figuren wie Silver Surfer (Julia Garner) bekommen ihre Momente und fügen sich gut in das rund zweistündige Gesamtbild ein.

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Ein Grund dafür ist sicherlich auch der Cast: Mit Pedro Pascal, Vanessa Kirby, Joseph Quinn und Ebon Moss-Bachrach hat man vier talentierte Schauspieler*innen ausgewählt, die ihr Können bereits mehrfach unter Beweis gestellt haben. Zwar können sie innerhalb der gegebenen Zeit und Rollenzeichnung nicht alles ausschöpfen, aber es blitzt immer wieder durch, dass ihr Casting klug gewählt war. Auch die Inszenierung von Galactus – dem beeindruckenden und scheinbar unbesiegbaren Weltall-Gott – gelingt erstmals so mächtig wie nötig und verleiht der Bedrohung auf der Kinoleinwand spürbare Wucht. Dass man dem Antagonisten nur wenig Hintergrundgeschichte und Tiefe verleiht, ist angesichts der Fülle an Inhalten mehr als verschmerzbar.

So ist The Fantastic Four: First Steps tatsächlich ein sehr gelungener erster Schritt der Fox-Charaktere ins MCU. Der Film funktioniert sowohl optisch als auch inhaltlich eigenständig. Er bedient sich zwar des Looks und Heroismus klassischer Comic-Heldengeschichten, traut sich aber dennoch, den prinzipiell unantastbaren Figuren eine Dilemma-Frage aufzuerlegen, die den Film trägt – und zu einem gelungenen Kinoerlebnis macht.

Kritik: Ludwig Stadler

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