Mit den Eagles Of Death Metal gastiert eine Band im Münchner Backstage Werk, die man durchaus als Inbegriff der Coolness bezeichnen könnte. Nach ein wenig hin und her bezüglich des Austragungsortes wurde das Konzert am 12. Mai 2022 nun kurzfristig doch wieder in die ursprünglich angesetzte Location verlegt.
Bereits beim Betreten der Halle fällt einem eine leicht erhöhte Anzahl an Securities auf, was bei der tragischen Vergangenheit der Band leider nicht verwundert. Das Werk bleibt zunächst erstaunlich leer, erst zum Beginn des Openers Josy Volk & her Fiery Buddies bilden sich die ersten Reihen im unteren Stehbereich. Die Band startet mit ein paar technischen Schwierigkeiten, findet aber schnell ihren Rhythmus wieder. Was musikalisch betrachtet grundsolide ist, wirkt optisch noch etwas in den Kinderschuhen. Sängerin Josy Volk weiß, was sie tut, gesanglich und in ihrer Performance, nimmt sich aber nach jedem Song mit einer kurzen Ansprache wieder selbst den Wind aus den Segeln. Hier ist durchaus Potenzial zu erkennen, aber möglicherweise ist es einfach noch etwas zu früh für die „großen“ Bühnen.
Mit den Eagles Of Death Metal startet mit einer kleinen Verspätung dann eine Band, die längst vom Wind in den Segeln auf V8 Motoren umgestiegen ist. Die Band um Frontmann Jesse ‚The Devil‘ Hughes bringen mit ihrer originellen Mischung aus Boogie, Rock’n’Roll und heruntergewaschenem Gitarren-Rock immer gute Laune auf und vor die Bühne. Mit fulminantem, Rockstar-esquen Startschuss „I Only Want You“ und sichtbarem Spielspaß gehen die Routiniers gleich von 0 auf 110. Es folgen Schlag auf Schlag Hits wie „Don’t Speak“, „Anything ‚Cept the Truth“ und „Complexity“ und das mittlerweile gut gefüllte Werk ist von Beginn an voll mit dabei. Hughes ist in der Vergangenheit besonders nach dem furchtbaren Anschlag auf ihr Konzert in Paris 2015 oftmals mit verworrenen Theorien und fragwürdigen politischen Aussagen in Verruf geraten, doch am heutigen Tage ist davon nichts zu sehen (oder zu hören): Der sichtbar gerührte Frontmann lässt das gesamte Repertoire an Politik zu Hause und predigt einzig und allein Zusammengehörigkeit und die Musik.
Die Tatsache, dass in der Setlist fast jedes Album etwa gleich viel vertreten ist, zeigt die immense Konstanz der Band. Neben der doch signifikant hohen Zahl an Hits werden noch einige Deepcuts und Cover präsentiert, unter anderem David Bowies „Moonage Daydream“, mit dem der Hauptteil des Konzertes nach 13 Songs endet. Auch die Zugabe beginnt mit einem Cover, diesmal eine akustische Rendition des Elvis Presley-Klassikers „Can’t Help Falling in Love“, das vom Publikum lautstark mitgegrölt wird. Im Anschluss startet Sänger Jesse Hughes samt Gitarre ins Publikum und spielt zusammen mit der Band auf der Bühne „I Like To Move In The Night“, gefolgt von einem ausgiebigen Gitarrensolo im Graben vor der Bühne. Man spürt, wie viel es dieser Band und gerade ihrem Frontmann bedeutet, endlich wieder live spielen zu können, was das Konzert auf eine ganz andere Ebene der Konnektivität zwischen Publikum und Künstlern hebt. Während Hughes sich kurz von seiner Wanderung erholt, wird auf dem Bass ein etwas längeres Snippet aus „Ace of Spades“ von Motörhead angestimmt, gefolgt von „Speaking In Tongues“, dem letzten Song des Abends.
Es gibt schlechte Live-Bands, gute Live-Bands und Live-Bands, die sich nochmals von den vielen guten Live-Bands abheben können. Sollte jemals ein Olymp für letztere errichtet werden, gebührt den Eagles Of Death Metal auf jeden Fall ein Platz darin. Tag für Tag eine solche Performances abzuliefern, immer gute Laune zu versprühen und trotz den furchtbaren Ereignissen in ihrer Vergangenheit so eine Verbundenheit zu den Fans zu zeigen, beweist dies immer wieder.
Setlist: I Only Want You / Don’t Speak (I Came To Make A Bang!) / Anything ‚Cept The Truth / Complexity (Boots Electric cover) / Silverlake (K.S.O.F.M.) / Secret Plans / Cherry Cola / Flames Go Higher / Now I’m A Fool / I Want You So Hard (Boy’s Bad News) / Whorehoppin‘ (Shit, Goddamn) / I Love You All The Time / Moonage Daydream (Davide Bowie cover) – Zugaben: Can’t Help Falling In Love (Elvis Presley Cover) / I Like To Move In The Night / Speaking In Tongues
Bericht: Luka Schwarzlose