You Don’t Have To Cry – Emma Ruth Rundle im Milla (Konzertbericht)

Quelle: https://www.milla-club.de/konzert-emma-ruth-rundle/“Thanks for showing up, it means the world to us. We’ve travelled… forever”, bedankt sich Emma Ruth Rundle am Ende ihres Auftritts im Milla Club. “Ewig” ist sie solo und mit Band unterwegs gewesen, um heute, am 21. Oktober im schlauchartigen Kellerraum des Milla anzukommen, vor einem Publikum, das sie im Gegenlicht der Scheinwerfer zwar nicht sehen kann, dessen Applaus sie jedoch durch ihr Set begleitet.

Auf Tour begleitet wird die Künstlerin aus Los Angeles von Jayle Jayle aus Kentucky, der Vierer stellt mit Evan Patterson (Frontmann von Jaye Jayle, Gitarre bei E.R.R.) und Todd Cook (Bass hier und dort) auch zwei Drittel von Emma Ruth Rundles Backing-Band. Punkt 20 Uhr beginnen Jaye Jayle ihr Set, bei sparsamer Film Noir-Beleuchtung zelebrieren sie düstere, minimalistische Rocksongs, bei denen spärliche Gitarren und Synthesizer auf dem harschen Grund der mitunter in Zwei-Mann-Besetzung erzeugten Rhythmen ums Überleben kämpfen. Eigentlich eine mehr als passende Ergänzung zum Stile Rundles, doch so wirklich zünden will der Auftritt der Band nicht. Vielleicht ist ihre Darbietung – insbesondere die von Patterson, der sich hinter dem Rücken Rundles irgendwie wohler zu fühlen scheint als an der Spitze seiner eigenen Mannschaft – zu konzentriert-routiniert, um eine echte Live-Energie zu erzeugen.

Quelle: https://www.sargenthouse.com/emma-ruth-rundle
(c) Kristin Cofer

Dieser Eindruck kommt bei Emma Ruth Rundle von der ersten Sekunde an nicht auf: Ungewöhnlich förmlich, fast schüchtern stellt sie sich vor und scheint während der ersten Songs noch sehr unter Spannung zu stehen, die sich völlig erst bei “Protection” gelöst zu haben scheint — nach drei Songs aus ihrem neuen Album “On Dark Horses” der erste vom vielbeachteten Vorgänger “Marked For Death”. Obwohl, oder gerade weil ihre Musik oftmals hochemotional ist, verzichtet Rundle auf pathetischen Gestus. Dennoch erhält ihr Auftritt durch ihre unbestimmt eigenwillige Haltung und Artikulation eine besondere Präsenz. Im gut gefüllten Milla Club, den ein gemischtes Publikum – hier treffen sich Black Metal- und Singer-Songwriter-Fans – bevölkert, kommen gerade auch die Stücke vom neuen Album sehr gut an, mit dem Doppel aus “Control” und “Light Song” erreicht das Konzert einen Höhepunkt. Im Anschluss an das finale “You Don’t Have To Cry” kommt Rundle noch einmal allein die “Himmelstreppe” der Milla-Bühne herab und spielt als Zugabe “Shadows of My Name”. Verflogen ist jede Verkrampftheit, zu nur skizzierter Gitarrenbegleitung stellt sie die Kraft ihrer Stimme noch einmal besonders beeindruckend zu Schau.

Den Sonntagabend auf diese Weise verbracht zu haben, dürfte niemand der Anwesenden bereut haben – und wer sich um kurz nach zehn zügig auf dem Heimweg macht, wird wohl auch von montäglicher Übermüdung verschont bleiben…

Setlist: Dead Set Eyes / Fever Dreams / Apathy on the Indiana Border / Protection / Races / Marked for Death / Darkhorse / Control / Light Song / Heaven / You Don’t Have To CryZugabe: Shadows of My Name