Weihnachtszeit! Das bedeutet in München nicht nur Wintermärkte, Geschenktrubel und Weihnachtssongs, sondern auch irgendwann im Dezember das alljährliche Gastspiel der Emil Bulls in ihrer Heimatstadt. Der X-Mas Bash ist unlängst zu einer lieben und konsequenten Tradition geworden, mittlerweile schon so beliebt, dass es bereits zwei aufeinanderfolgende Termine sind, die im Backstage Werk abgehalten werden. So auch im Jahr 2024, am 20. & 21. Dezember beehren sie die Münchner*innen. Mit dabei: Slope und Self Deception.
Die Schweden sind es auch, die um 19 Uhr mit gleich zwei Intros und viel Theatralik loslegen. Irgendwo zwischen Five Finger Death Punch und Bring Me The Horizon angesiedelt, merkt man Self Deception zwar viel Willen und Motivation an (Bassist Patrik Hallgren startet das Set sogar als Grinch verkleidet), so recht zünden mag es aber nicht. Ähnlich geht es Slope, die kurz vor 20 Uhr ihre impulsive Mischung aus Skatepunk, Funk und Crossover auf das Publikum loslassen. Mit einer irrsinnigen Spielfreude bewegen sich vor allem die beiden Frontmänner wie verrückt auf der Bühne, rappen sich in beachtlicher Geschwindigkeit durch eine Vielzahl an Liedern und präsentieren Songs, die teilweise Taktwechsel im Halbminuten-Takt vorweisen. Das macht zu Beginn viel Spaß, wird aber schnell recht anstrengend und holt auch hier die Menge nicht so recht ab.
Anders ist das beim Headliner. Als die Emil Bulls um 21:10 Uhr die Bühne betreten und mit „The Ninth Wave“ unverblümt in den Abend starten, öffnet sich rasend schnell ein Moshpit und versiegt auch bis zum Abschlusslied „Worlds Apart“ nicht mehr. Dazwischen gibt es eine kuratierte Auswahl aus ihren elf Studio-Alben, sprichwörtlich von ihrer allerersten Single-Auskopplung „Take On Me“ bis zum erst wenige Wochen alten Werk „My Favourite Waste Of Time“. Die Band rund um Frontmann Christoph von Freydorf ist bestens aufgestellt und spielt sich gut gelaunt durch die Setlist, selbst wenn wohl vor dem Auftritt bei der „Geziefer Warm-Up-Feier“ schon das eine oder andere Bier geflossen ist. Aber den Bulls tut das meistens gut, dann drehen sie erst richtig auf – und das Publikum sowieso. Da wird gemosht, getanzt, gegrölt, auch wenn es in diesem Jahr deutlich ruppiger zugeht als noch in den Vorjahren.
Die Setlist, welche in den kommenden Jahren doch eine gewisse Regelmäßigkeit erreicht hat, wird jedenfalls ordentlich durchgewürfelt. Ein paar lieb gewonnene Stücke wie „Between The Devil And The Deep Blue Sea“ fliegen raus, dafür gibts einiges vom aktuellen Album „Love Will Fix It“, außerdem gleich zwei Songs aus dem Cover-Album „Mixtape“ und sogar ein paar Rückkehrer und Deepcuts wie „The Way Of The Warrior“ und „Epiphany“. Insgesamt stehen die Zeichen aber dieses Mal mehr auf den rockigeren und gesungenen Momente, Freydorf darf stimmlich dieses Mal besonders häufig glänzen und locht diese Gelegenheiten problemlos ein. Am Ende weiß man doch ziemlich genau, worauf man sich bei einem Emil Bulls-Heimspiel-Konzert einlässt: einen über zweistündigen, grandiosen Konzertritt, den man verschwitzt und überglücklich verlässt. So ist es auch im Jahr 2024 – und so wird es sicherlich auch 2025, dem Jahr des 30. Jubiläums der Band, sein.
Setlist: The Ninth Wave / The Devil Made Me Do It / The Way Of The Warrior / Tell It To my Heart (Louisa Florio cover) / Not Tonight Josephine / Oceans Of Grief / Leaving You With This / My Favourite Waste Of Time / Euphoria / Here Comes The Fire / The Most Evil Spell / Sick / When God Was Sleeping / Love Will Fix It / The Age Of Revolution – Zugaben 1: Winterblood (The Sequel) / The Concubiness Of Debauchery / Epiphany / Hearteater / Man Or Mouse / Where Is My Mind? (Pixies cover) – Zugaben 2: Happy Birthday You Are Dead To Me / Nothing In This World / The Jaws Of Oblivion / Take On Me (a-ha cover) / Worlds Apart
Bericht: Ludwig Stadler
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