„Ich finde schon, dass ich geil schreiben kann“ – Christoph Kramer im Literaturhaus (Bericht)

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Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Profi-Fußballspieler, der viele Jahre in der 1. Bundesliga als auch in der Nationalmannschaft gespielt hat, ein Buch schreibt. Genau genommen, so auf der Seite des Verlags Kiepenheuer & Witsch nachzulesen, ist es sogar eine Premiere. Christoph Kramer ist also der erste Profi-Fußballspieler, der ein Buch veröffentlicht hat. Und nicht ein Sachbuch über Fußball oder eine Biografie über die Zeit der Weltmeisterschaft 2014, sondern: ein Coming-Of-Age-Roman. „Das Leben fing im Sommer an“ ist zwar autofiktional, spielt aber in der Teenager-Zeit des 15-jährigen Kramers, fußballverrückt, aber vor allem: verliebt. Mit diesem Überraschungswerk besuchte er am 28. Mai 2025 das Literaturhaus München.

Der Saal selbst ist schon lange ausverkauft, auch der Live-Stream ist gut besucht. Sicherlich liegt das auch am prominenten Nahmen, aber auch an der Frage, wie denn wohl eine Lesung einer Person aussieht, die zwar nicht über den Fußball geschrieben hat, aber im Leben stetsnentweder Fußball gespielt oder darüber gesprochen hat. Mit ein paar Minuten Verspätung wird die Frage geklärt, als Christoph Kramer und die Moderatorin Franziska Eder auf die Bühne kommen: Es wird locker. Eder beginnt das Gespräch humorvoll, dennoch sehr gut vorbereitet, und lockt Kramer schon zu Beginn immer wieder schlagfertige Antworten heraus. Er scheint nicht ganz auf die ironisch-trockene Art der BR-Moderatorin eingestellt gewesen, es dauert etwas, bis er damit umgehen kann, dann hat sich in den beiden allerdings ein Duo entwickelt, dass die Gäste sehr fleißig zum Lachen und Schmunzeln bringt.

© Markus Tedeskino

Dabei geht Eder auch immer wieder in die Tiefe und erkennt die Ernsthaftigkeit des Buchs und auch die intensiven Themen darin an. Es seien doch auch zwei Liebesgeschichten, sagt sie. Zum einen die von Kramers Jugendliebe Debbie, zum anderen die zu Johnny, seinem besten Freund aus Kinder- und Schultagen. Hätte man ihn damals gefragt, erzählt er, wäre Johnny genau der Freund gewesen, den er bis zuletzt an seiner Seite vermutet hätte. Doch es kam anders, die Freundschaft zerbrach und diese Trennung, auch wenn sie bereits viele Jahre zurücklegt, sitzt so viel tiefer als die Geschichte um Debbie. Als das Thema Tod auf den Tisch kommt, winkt er ab, hierüber könne er nicht reden. Wie denn auch, denn wenn es jemanden gibt, der das Leben auskostet, sich stets neu erfindet und niemals stehenbleibt, dann ja wohl Christoph Kramer. Nicht nur als TV-Experte ist er mittlerweile bekannt und beliebt, er hat außerdem einen erfolgreichen Podcast, arbeitet an der Verfilmung seines Romans und hat dafür sogar einen Song (mit)geschrieben, „So leicht“, der von Sängerin Jessy Lee großartig an diesem Abend live gesungen wird. Dazu kommt, natürlich, sein Debüt-Roman, der es auf Anhieb in die Spiegel-Bestsellerliste geschafft hat und sich dort seit zehn Wochen hält.

Der Grund für den Erfolg? „Marketing“, sagt Kramer. Aber natürlich ist es nicht nur das, allen im Raum ist das bewusst. Die emotionale und tiefgehende Geschichte über intensive Gefühle der ersten Liebe, der Schulfreundschaften, der Leidenschaften, aber auch der Unsicherheiten und Ängste ist so feinsinnig, so gekonnt geschrieben, dass man wahrlich eingesaugt wird. In der Fragerunde wird ein Mann sagen, er habe es in 25 Jahren nicht geschafft, einen Roman fertig zu lesen – nun sei es endlich gelungen. Ein größeres Kompliment ist wohl kaum zu bekommen. Und dennoch hält sich Christoph Kramer nicht völlig zurück, als nochmal genauer nach dem Grund für den Erfolg gefragt wurde. „Ich will mich hier nicht kleiner machen, als ich bin: Ich finde schon, dass ich geil schreiben kann.“ Zurecht, denn wer so einen großartigen Debüt-Roman abliefert, darf ruhig stolz auf sich sein. Man darf gespannt sein auf den zweiten Roman, an dem er bereits schreibt.

Bericht: Ludwig Stadler

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