Beyond The Black spielen im Backstage – das ist nun soweit wahrlich nichts Neues mehr, sind die Symphonic Metaller doch jährlich in München zugegen und eben auch immer in der Location am Hirschgarten. Ein gespieltes Team mittlerweile und für viele Besucher ein routinierter, jährlicher Besuch. Doch dieses Jahr gelang es erstmals, das Backstage Werk bereits im Monate voraus auszuverkaufen – die Kartensucher häufen sich, aber keine Chance, alles rappelvoll. Dementsprechend schwingt an diesem 11. Oktober 2019 eine ungewisse Frage mit: Ist das wohl der letzte Auftritt der Band im Backstage?
Aber bevor man sich die Fragen des TonHallen-Gangs tatsächlich verinnerlicht stellen kann, starten um 20 Uhr erst einmal Mister Misery, die den Abend eröffnen dürfen. Was da allerdings für eine musikalische Dampfwalze kommen sollte, dürften die wenigsten erwarten – bereits zum Opener „The Blood Waltz“ fliegen harte Riffs, gepaart mit irrsinnig eingängigen Refrains, durch das Werk. Wie Sleeping With Sirens, die sich mit Groove Metal gepaart haben und einen Avatar-esquen Bühnenlook bevorzugen, rast die junge Band durch ihre Set und spielen, bis auf einen Song, ihr gesamtes Debüt-Album „Unalive“. Mit ausgefallenen Bühnenoutfits, einem drückenden und mächtigen Sound und feinem Songwriting gelingt es fraglos, die anfangs noch etwas zögerliche Menge abschließend deutlich zu überzeugen. Ihr eigener Tourstopp am 25. Februar im nebengelegenen Backstage Club dürfte sich dadurch ordentlich gefüllt haben.
Setlist: The Blood Waltz / My Ghost / Legion / You And I / Alive / Dead Valentine / Rebels Calling / Tell Me How / Live While You Can
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Spätestens seit der Teilnahme von Jennifer Haben bei „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ hat sich das Publikum doch ein wenig gewandelt – neben den üblichen Rock- und Metal-Fans, das leider auch wieder den während des Konzerts dauerplappernden Wacken-Shirt-Proll inkludiert, gesellen sich nun genrefremden, aber interessierte und wohl von Haben angefixte Besucher, teilweise auch ganze Familien. Natürlich sind Mister Misery da eher ein Schock gewesen – bei Beyond The Black und ihrem Opener „Hysteria“ geht es zwar nicht unbedingt leiser, aber gefälliger zu. Die markanten und prägnanten Riffs übertrumpfen konsequent nur die Vocals der Frontfrau selbst, die am zweiten Tour-Tag einer ausgedehnten, ca. einmonatigen Europatour noch bestens bei Stimme ist und das deutlich zeigt.
Insgesamt stehen die Zeichen auf lautstarken Sturm – die Setlist hält zwar auch einige Perlen und neuen Songs parat, wie „Dear Death“, „Spiderweb Of Eyes“ oder gar das noch nie gehörte „Misery“, in erster Linie werden aber die Kracher-Songs der letzten drei Alben präsentieren. Ganz unkommentiert und vor allem ungespielt lässt Haben die SMS-Phase dabei nicht – „Salve Regina“ von Michael Patrick Kelly packt sie dann doch in die Setlist. Das ist okay, denn das Lied ist tatsächlich wunderbar interpretiert und fügt sich balladesque schön in die Setlist. Schön auch: ein kurzer Akustik-Part an einer B-Stage am Mischpult, inkludierend „Through The Mirror“ und „Song Of The Godless“. Das Publikum, muss man wohl ehrlicherweise gestehen, ist schon einmal deutlich lauter gewesen, Beyond The Black selbst aber noch nie stärker. Das Wissen, sie wohl auf der nächsten Tour in der TonHalle zu sehen, macht etwas traurig – Flair, Nahbarkeit und Sound sinken damit drastisch. Der Erfolg aber gibt ihnen recht – verdient hätten sie sich es absolut.
Setlist: Hysteria / When Angels Fall / Songs Of Love And Death / Beyond The Mirror / Written In Blood / Unbroken / Spiderweb Of Eyes / Running To The Edge / Million Lightyears / Dear Death / Through The Mirror (Akustik) / Song Of The Godless (Akustik) / Salve Regina (Michael Patrick Kelly cover) / Misery / Heart Of The Hurricane / Lost In Forever / Shine And Shade / Hallelujah – Zugabe: In The Shadows
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Bericht: Ludwig Stadler
Fotos: Ronja Bierbaum