Annabelle 3: Comes Home – Filmkritik

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© Warner Bros. Pictures Germany

Regisseur: Gary Dauberman

Genre: Horror, Grusel

Produktionsland: USA

Kinostart: 4. Juli 2019

Laufzeit: 1 Std. 46 Min.

 

Als der erste „Insidious“-Film im Jahr 2010 in die Kinos kam, war noch nicht absehbar, dass er damit eine Wiederbelebung des klassischen Gruselfilms mit sich ziehen sollte. Splatter, Zombies, Vampire? Gibt es schon zu genüge! Die Zeit hat nach Gänsehaut und Jumpscares verlangt. Ebengenannte Filmreihe ist allerdings nicht mehr die erfolgreichste, stattdessen hat der ebenfalls von James Wan gedrehte Film „The Conjuring – Die Heimsuchung“ im Jahr 2013 die Herzen der Zuschauer gewonnen und bisher nicht verloren. Etliche Spin-Offs reihen sich um den Original-Film. Doch die Geschichte um die Horror-Puppe „Annabelle“ treibt dabei die Zuschauer am häufigsten in die Kinos – klar also, dass am 4. Juli 2019 der mittlerweile dritte Teil in die Kinos startet: „Annabelle Comes Home“.

Back to the roots: Ed und Lorraine Warren (Patrick Wilson & Vera Farmiga) haben die dämonische Puppe Annabelle bei sich aufgenommen und wegen ihrer Bösartigkeit gleich in einen Kasten gesperrt. Als sie einige Tage verreisen und ihre Tochter Judy (Mckenna Grace) von Babysitterin Mary Ellen (Madison Iseman) betreuen lassen, scheint soweit alles in Ordnung zu sein. Bis Mary Ellens viel zu neugierige Freundin Daniela (Katie Sarife) kommt und Kontakt zu ihrem verstorbenen Vater herstellen will. Dazu geht es ab ins Artefakte-Museum der Warrens. Und diese eingesperrte Puppe, die scheint doch helfen zu können…

© Warner Bros. Pictures Germany

Es kommt, wie es natürlich kommen muss: die Artefakte erwachen zum Leben. Soweit kein Spoiler, ansonsten wäre man im falschen Film. In welcher Vielfalt und Kreativität diese allerdings auf die Leinwand gebracht werden, gebührt großen Respekt. Man klappert nicht plump einen Jumpscare nach dem anderen ab, sondern stellt manche zurück, lässt dann einfach auch nichts passieren, aber niemals eine Situation ins Leere laufen, selbst wenn es manchmal fast so wirkt. Regisseur und Drehbuchautor Gary Dauberman versteht sein Handwerk bestens, verzichtet dabei größtenteils auf plumpen Gruselfaktor und gibt sich Mühe, jede der dämonischen Artefakte mindestens eine minimale Hintergrundgeschichte zu verpassen. Das hat natürlich den Faktor, dass es streckenweise zu leichten Überladungen führt, insgesamt steuert es dadurch deutlich gegen das üblicherweise stumpfe Grusel-Schemata. Außerdem kämpfen die Protagonisten erstmals nicht gegen die unheimliche Puppe, sondern gegen Dämon. Das ist Dauberman sichtbar wichtig.

© Warner Bros. Pictures Germany

Natürlich hat es mit dem Start von Wilson und Farmiga in ihren Warren-Paraderollen kurzzeitig das Gefühl, man wäre in einem neuen „Conjuring“-Teil gelandet. Angenehmerweise steuert der Fokus auf ihre Tochter Judy und die Folgen der Arbeit ihrer Eltern, die sie ertragen muss – die Freunde sagen zu ihrer Geburtstagsfeier ab, sie bekommt mehr Abneigung und Furcht als Verständnis zu spüren. Aufpasserin Mary Ellen scheint auch wirklich was an der Kleinen zu liegen. Selbst wenn sich die kleine, nette Romanze nebenbei mit dem Supermarkt-Verkäufer entwickelt, vergisst sie nie ihre Aufgabe. Auch das anfangs naive Handeln der etwas penetranten Daniela wandelt mit Background-Wissen schnell zu mehr Verständnis. Allgemein schafft es das Drehbuch schlüssig alle Stränge zusammenzuführen und sich nicht nur mit Klischees einzudecken. Für einen Gruselfilm überdurchschnittlich durchdacht.

Fazit: Bisher der mit Abstand stärkste Teil der „Annabelle“-Reihe. Schauspielerisch und dramaturgisch überdurchschnittlich ausgefeilt, überzeugt der Film letztendlich dadurch, dass nicht eine einzige Länge entsteht und jeder einzelne Handlungsstrang clever in einem Guss funktioniert. Hier und da etwas weniger Input hätte dem Film allerdings nicht geschadet – dafür aber etwas mehr Annabelle, die fast in den Hintergrund rückt.

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