Nachbeben – Alligatoah im Zenith (Bericht)

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Er ist unzerstörbar und nur immer weiter auf Erfolgskurs: Alligatoah. Seit seinem Durchbruch mit „Willst Du“ im Jahr 2013 hat sich der Berliner Rapper wahrlich einen Namen gemacht – ganz ohne Exkrementierung auf Straßen. Seine Alben sind konsequente Erfolge, die Lieder erfreuen sich großer Beliebtheit und so hält er seitdem nicht nur den Status Quo, sondern vergrößert immer noch stetig die Fanschar. Sein Konzert auf der aktuellen „retour“ in München am 10. März 2023 im Zenith ist bereits lange restlos ausverkauft, für den 10. November gibt es bereits ein Zusatzkonzert, für das man HIER noch Karten bekommt!

Mayberg; © Rafael Paul Michel

Als Support fällt die Wahl auf einen Musiker, der derzeit steil bergauf steigt: Mayberg. Der Leipziger Liedermacher hatte erst vor kurzem mit „Endlos“ einen beachtlichen TikTok-Trend, der sicherlich auch dafür sorgte, dass seine Tour zum jüngst erschienen Debütalbum „MINI“ sehr gut verkauft ist – im Falle von München bereits restlos voll. Erwarten darf man hier äußerst tanzbaren Indie im Stil von Milky Chance, allerdings etwas weniger fokussiert auf auskomponierte Melodien. Zwar sind Songs wie „Spiegelbild“, „Hilferuf“ und „Endlos“ echte, sich steigernde Ohrwürmer, die sich in der Melodie auch durchaus etwas ähneln, dennoch tanzen nicht nur Keyboarder und Frontmann Luis Raue, wie der Sänger bürgerlich heißt, zu ihren Liedern, sondern auch die Münchner Menge, spätestens zum abschließenden „Oh Mayberg“. Gesanglich zwar wenig hervorstechend, aber im Gesamten recht erfrischend – man darf gespannt sein, wie die Reise weitergeht!

Setlist: Endlos / Der neue Stil meiner Generation / Anomalie / Hilferuf / Spiegelbild / Shirt & Handtuch / Oh Mayberg

Längst angekommen dagegen ist Alligatoah, der pünktlich um 20 Uhr mit seiner Show beginnt – und wer ihn kennt, weiß, dass das Wort „Show“ äußerst wörtlich genommen wird. Die Leinwand fährt nach oben – und es erscheint ein Paketzentrum. Natürlich, die Paketoptik des Album-Covers als auch des Tour-Namens werden wörtlich genommen und so sind dort zwei Laufbänder über die ganze Bühnenlänge gehend aufgebaut, dazwischen ein DJ-Pult und ganz hinten das Schlagzeug. Plötzlich fahren vier große Pakete ein, dort herauskommend: die Band-Mitglieder. Nur kurz darauf erscheint der Hauptmann des Abends mit der E-Gitarre, Alligatoah himself, der mit einem ersten Solo seine ausführliche Reise durch die Lieder der vergangenen zehn Jahre einläutet – beginnend mit „Wo kann man das kaufen“ und „Ein Problem mit Alkohol“, das durchaus für die ersten Euphorie-Bekundungen sorgt. Künstler und Publikum sind bestens aufgestellt – was soll da schon schiefgehen?

Nichts – denn tatsächlich läuft das rund 130-minütige Konzert astrein und unterhält ungemein. Liebhaber des neuesten Albums „Rotz & Wasser“ sollte man dennoch sein, denn das gesamte Werk wird dargeboten, teils auch in einem kurzen Medley, aber zumeist in Vollversionen. Dementsprechend fallen langerhaltene Traditionswerke wie „Trostpreis“, „Namen machen“ und „Mein Gott hat den Längsten“ aus dem Programm – der Fokus liegt auf den neueren Stücken, nur gelegentlich gibt es Ausflüge in vergangene Jahre, älter als vom Album „Triebwerke“ wird es aber nicht. Doch Lukas Strobel, wie das musikalische Multitalent heißt, ist eben wahrlich kein Künstler, der irgendwann aufhört, kreativ zu sein – konstant kommen neue, großartige Lieder dazu, die gespielt werden wollen, so auch ein Song für jede Stadt, in der er im Rahmen der Tournee auftritt. Passend dazu gibt es also in der Zugabe den „München“-Song mit allerlei Freddie Mercury-Content – ein witziges Gimmick, wenngleich die bayerische Landeshauptstadt einen eher schwächeren Song erhalten hat.

Dagegen immer wieder begeisternd ist die Live-Qualität der Band – und ihm selbst. Hier passt alles, die Musiker sind bestens aufeinander eingespielt und jeder Ton sitzt; ganz besonders überzeugend wird es immer dann, wenn die Musik deutlich am Härtegrad zulegt, dann das steht sowohl Strobel selbst als auch dem fleißig herumtollenden Publikum bestens. BattleBoiBasti, auf dieser Tour zu BotenBoiBasti mutierend, bleibt als Backup-Rapper treu ergeben und ist in dieser Funktion immerhin noch auf einer Bühne erlebbar, nachdem seine Solo-Karriere vermeintlich beendet erscheint. Ob als Paketträger, Regenschirmhalter oder spionierender Paket-Geist bei „Fick ihn doch“ – die Show-Einlagen sind abwechslungsreich und Basti beweist die größte Wandelbarkeit an diesem Abend. An einer festen Stelle bleibt aber sowieso nichts – Crew-Mitglieder schieben Schlagzeug- und DJ-Pult immer wieder umher, das Paketband transportiert Kartons, Bierkästen oder Musiker. Stillstand gibt es nicht, höchstens, wenn Strobel zum Solo-Piano-Medley ansetzt. Lange dauert es aber nicht, dann singt die gesamte Halle den Refrain zu „Trauerfeier Lied“ oder tanzt zu minutenlangen Beats, bevor „Nachbeben“ die Zugaben einläutet. Eine Garantie geben Alligatoah und seine fantastischen Mitmusiker konstant: sie sind jeden einzelnen Cent des Eintrittspreises wert. Chapeau!

Setlist: Wo kann man das kaufen / Ein Problem mit Alkohol / Feinstaub / Unter Freunden / Fuck Rock’n’Roll / Lass liegen / Fick ihn doch / Nebenjob / Nicht adoptiert / Mit dir schlafen / Hart Vermissen / Ich hänge / Monet / Alli-Alligatoah / Du bist schön / Medley / Trauerfeier-LiedZugaben: Nachbeben / München / Willst Du / Wie zuhause

Am 10. November kommt Alligatoah für ein Zusatzkonzert ins Zenith! Karten gibt es noch HIER!

Bericht: Ludwig Stadler