Haggard ist wieder in der Stadt! Ehrlich gesagt waren sie ja nie weg, denn sowohl die Ursprünge als auch die Wohnorte vieler Musiker befinden sich in München, der bayerischen Landeshauptstadt. Dass die Klassik/Metal-Band also wieder in das Backstage zurückkehrt, war nur eine Frage der Zeit – diese sollte sich am Freitag, 21. September 2018 beantworten. Die Residenz begründet sich mit einer Deutschland-Tour, gemeinsam mit Storm Sound und Unshine. Etwas windig und regnerisch ist der Himmel, aber sonst stehen die Zeichen bestens.
Nachdem Unshine den Abend eröffnen, starten gegen 20:50 Uhr Sound Storm, um ihren Mix aus Symphonic und Heavy Metal zu verbreiten. Satte 60 Minuten Spielzeit haben die Italiener bekommen – diese kosten sie auch voll aus, können Teile des Publikums zu etwas Kopfnicken anregen, aber leider nicht mehr. Zu unterschiedlich die Musik zum Headliner, zu stereotypisch die Umsetzung.
Die ersten Musiker von Haggard betreten bereits kurz nach Zehn die Bühne, stellen ihr Instrumente ein, spielen sich teilweise etwas warm. Eine begrüßende Ansage von Frontman Asis Nasseri später starten die insgesamt 14 Musikern um 22:15 Uhr ihr Konzert – reichlich spät, bedenkt man, dass eine Show von satten 130 Minuten folgen sollte. Erst gegen 0:30 Uhr und mit dem wuchtigen „Awaking The Centuries“ findet der Trip sein Ende – in Anbetracht des Freitagabends und der seltenen Besuche in München dennoch kein allzu großes Problem. Denn das, was auf der Bühne dargeboten wird, lohnt sich allemal, bis in die ersten Minuten des Folgetags auszuharren.
Satte 17 Songs befinden sich auf der Setlist, dabei ein wilder Trip vom Erstling „And Thou Shalt Trust… The Seer“ bis zum kommenden Album „Grimm“. Ganz sicher im Jahr 2019, wie Nasseri versichert, käme das neueste Werk. Die Erklärung, wieso eigentlich die zehn (!) Jahre zuvor nichts erschienen ist, legt er aber etwas schwammig dar. Egal – neuer Output ist in unmittelbarer Nähe. Die alten Lieder funktionieren zwar immer noch bestens, aber das nächste Mal darf dann gern etwas ausführlicher vom neuen Material vorgetragen werden.
Insgesamt befinden sich zehn Musiker in der Fraktion der Klassik und nur vier Musiker in der üblichen Metal-Band – beide zusammen ergeben irre Soundbilder. Vor allem dann, wenn Sopranistin Janika Groß über die instrumentale Wand von metallischer und klassischer Wucht singt, entstehen Momente, die man sonst wohl nie im Backstage zu hören bekommt. Das entschädigt auch allemal für die vierjährige Wartezeit auf ein neues München-Konzert. Zwar wird der doch sehr ähnliche Stil auf Dauer etwas ermüdend, dennoch sind Haggard so einzigartig in ihrer Umsetzung, dass sie getrost ihre Supports an die Wand spielen und eindrucksvoll zeigen, wie Symphonic Metal wortwörtlich zu klingen hat.
Setlist: A Midnight Gathering / Of A Might Divine / Prophecy Fulfilled – And The Dark Night Entered / Tales Of Ithiria / In A Fullmoon Procession / Herr Mannelig / Heavenly Damnation / The Final Victory / The Observer / Eppur Si Muove / Upon Fallen Autumn Leaves / In A Pale Moon’s Shadow / Per Aspera Ad Astra / Seven From Afar – Zugaben: The Day As Heaven Wept / Origin Of A Crystal Soul / Awaking The Centuries
Bericht: Ludwig Stadler