Eine seltene Gelegenheit bietet sich am 10. Juli 2024 im Backstage Club München. Die japanischen Extreme Metal Vorreiter Sabbat, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen britischen Band, beehren die Landeshauptstadt auf ihrer 40-jährigen Jubiläumstour. Gleich in drei Untergenres sind Sabbat mittlerweile eine feste Institution, ihre offensichtlich gut gelungene Mischung aus traditionellem Heavy Metal, gepaart mit aggressivem Thrash und Black Metal ist schon lange nicht mehr aus der Szene wegzudenken. Verstärkung für diese Tour haben sie sich ausgerechnet in dem einen Genre geholt, welches sie nicht abdecken: Gruesome, Vertreter des US Death Metal, sind als Special Guest mit von der Partie.
Bereits eine halbe Stunde vor eigentlichem Beginn der Veranstaltung kommen einem Fans entgegen, die ihr Merchandise im Auto abladen, bei Betreten des Clubs wird auch klar wieso: Es ist kaum noch etwas da. Einige Teile sind bereits komplett ausverkauft oder nur noch in X Größen erhältlich. Nach dem Teleshopping beginnt bekanntermaßen das eigentliche Programm, heute mit den Münchner Eigengewächsen Beyond Havok, die bereits um 19:45 Uhr starten. Grundsätzlich ist das Konzert schon früh gut besucht, allerdings verharren einige Ticketinhaber vorerst nur vor der Halle. Diese Reaktion ist nicht etwa der Leistung der Vorgruppe geschuldet, sondern liegt eher an der möglicherweise etwas zu bunten Mischung an Genres an diesem Abend. Während die Main Acts Gruesome und Sabbat sich klassischen und extremen Genres verschrieben haben, sind Beyond Havok eher im moderneren Melodic Death Metal mit deutlichen Core Einflüssen angesiedelt. Ob sie sich mit dieser Mischung heute einen Gefallen getan haben, bleibt fraglich. Musikalisch kann man hier das Prädikat „solide“ verwenden, die cleanen Gesangspassagen stoßen hier und da etwas auf Verwirrung, aber grundsätzlich brauchen sich die Münchner nicht zu verstecken.
Zu Gruesome sieht das Publikum schon etwas anders aus: Die Death Metal Institution aus den USA ist schon lange ihrer Rolle als Geheimtipp entwachsen und das zeigt sich bereits zu Beginn ihres Sets. Zum ersten Song „Trapped in Hell“ ist der Club am vollsten Punkt des Abends angelangt. Die Frage, welche Band der Haupteinfluss im Hause Gruesome ist, hat sich bereits binnen der ersten 30 Sekunden erübrigt. An manchen Stellen fragt man sich sogar, ob es ein Original oder ein Cover der Band Death ist, so nah kommen sie an deren berühmten Sound. Leider ist der Bass im Mix enorm dominant und schluckt einige der filigranen Gitarreneinlagen, während das Schlagzeug mit spürbarer Präzision das Tempo antreibt. Ein guter Auftritt, auch wenn man ihnen die Länge der Tour nach den 45 Minuten Setzeit etwas anmerkt.
Ordentlich aufgeheizt geht es nun in die letzte Runde des Abends. Mitbegründer und Frontmann Gezol ist bereits in seinem ikonischen Harness aus Leder und Nieten unterwegs, und damit ist gemeint ausschließlich in eben diesem. Was folgt ist gut eineinhalb Stunden mit durchgedrücktem Gaspedal. Auch wenn die Death Metal-Puristen nach Gruesome teilweise den verfrühten Heimweg angetreten sind, bekommen die verbliebenen Fans ein wahres Metal Feuerwerk um die Ohren. Ansagen sind kurzgehalten, die drei japanischen Metal Musketiere haben sichtliche Motivation, den Club an diesem Abend in seine Einzelteile zu zerlegen. Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums geht es einmal quer durch Sabbats umfangreiche Diskografie, der Elan der Band springt ab der ersten Sekunde auf das Publikum über. Die Energie im Club besiegt selbst die mittlerweile stickige Hitze, Sabbat und das Publikum treiben sich gegenseitig an. Immer wieder gibt es Bewegung im Publikum, sogar ein generationenübergreifendes Stagediven, zu keinem Punkt im Set gibt es einen Moment der Ruhe. Ihr phänomenaler Auftritt geht gegen 23:15 Uhr zu Ende, es bleiben halb-taube, zufriedene Gesichter vor und auf der Bühne. Hoffentlich kommt der nächste Europatrip der Band schneller als der letzte.
Setlist: Envenom Into The Witch’s Hole / Satan Bless You / Evil Nations / Black Metal Scythe / Sabbaticult / Desecration / Grindinghoul / Satanic Witches Fires / Bowray Zamurai / Hellfire / Charisma / Mion’s Hill / Darkness And Evil / Black Fire
Bericht: Luka Schwarzlose
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