Rotten To The Core – Overkill im Backstage Werk (Bericht)

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Mit ihrem neuen Album „Scorched“ kommen die US Thrasher von Overkill am 17. April 2023 einmal mehr in das Backstage Werk der Landeshauptstadt München. Diesmal mit dabei: Groove Metal-Begründer Exhorder, Thrash Powerhouse Heathen und Newcomer Keops aus Kroatien.

Nach dem frühen Einlass um 18:00 Uhr, sind gleich eine halbe Stunde später schon die Debütanten Keops dran. Mit starker Stimme und eher Midtempo-lastigen Riffs lockt die Band, trotz des überdurchschnittlich frühen Startschusses, einiges an Zuschauern in das auf maximale Größe ausgelegte Backstage Werk. Musikalisch sind, trotz starkem Sound und guter Performance, wenige Alleinstellungsmerkmale zu finden, es fühlt sich etwas an wie eine weitere 0815 Metalband, die oftmals den „einfachsten“ Weg zu wählen scheint, wie auch bei ihrem Megadeth-Cover von „Symphony of Destruction“.

Im Anschluss ist es, gefühlt viel zu früh, bereits Zeit für ein Highlight des Abends: Heathen. Mit ihrer ersten Show in München seit 10 Jahren haben sie mit Sicherheit ihren Beitrag zum heute mehr als gut gefüllten Werk geleistet. Anbrennen lässt das Quintett vom ersten Ton an nichts, mit ordentlich Tempo sprinten die Kalifornier durch ihr Set, wenige Ansagen, viel Musik und sichtbare Spiellaune. Lediglich die Abwesenheit von Gitarrist Lee Altus, wie schon letztes Jahr, ist ein kleiner Wehrmutstropfen, auch wenn er durch Kyle Edissi von Invitca würdig vertreten wird. Nach nur sieben Songs ist leider auch schon Schluss, für All Time Favourites wie „Death by Hanging“ scheint leider keine Zeit mehr.

Mit den US-Groovern von Exhorder geht nun bereits die dritte Band des Abends an den Start. Deutlich salopper unterwegs als noch Heathen, spielt die Truppe um Sänger und Gründer Kyle Thomas anfänglich mit technischen Problemen, ein Song muss sogar abgebrochen werden. Gespielt wird bis auf zwei Songs ausschließlich ihr berühmtestes Album „Slaughter in the Vatican“, sehr zur Freude der anwesenden Fans. Thomas betont, dass die Band sich selbst nicht zu ernst nimmt, und so wirkt der Auftritt am Ende auch eher wie eine Bandprobe als eine Show, was zwar etwas intimer ist, aber auch etwas einfach wirkt. Eventuell hätte man im Billing hier Exhorder und Heathen tauschen sollen.

Nach unnötig in die länge gezogener Wartepause ist es nun Zeit für Overkill! Mit ihrem neuen Album „Scorched“ auf Tour, zeigt die Gruppe um Frontmann Bobby Blitz, warum sie mittlerweile den Legendenstatus im Thrash verdient haben. Scheinbar war das Catering des Backstage München gewohnt gut, denn Blitz bekommt über mehrere Songs und kurze Ausflüge hinter die Bühne seinen Gürtel nicht mehr zu, irgendwann gibt er auf, seine Gesangsleistung leidet nicht darunter.

Wahrscheinlich hört die Truppe nach 43 Jahren Bandgeschichte selbst nicht mehr sonderlich gut, aber was hier an Lautstärke aufgefahren wird, grenzt an Körperverletzung. Ja, Metal muss laut sein, aber das macht selbst Motörhead zu ihrer Hochphase Konkurrenz. Trotz neuem Album versuchen Overkill so viel ihrer mittlerweile 20 Alben umfassenden Diskografie in ihr Set zu pressen. Wenig Pausen, wenig Ansprachen, Overkill sprinten volle 90 Minuten durch ganze 16 Songs. Mit Zugabe „Overkill“, „Rotten to the Core“ und dem The Subhumans Cover „Fuck You“ geht ein unfassbar starkes Konzert zu Ende, an das man sich, auch dank des Tinnitus, noch einige Zeit erinnern wird.

Bericht: Luka Schwarzlose

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