Am Montag, den 16. September 2019, waren die Death Metal-Veteranen von Nile zu Gast in der Münchner Backstage Halle. Neben Größen wie Cannibal Corpse gelten sie als eine der bekanntesten Technical/Brutal Death Metal Bands des Planeten. Doch was die Death Metal-Pharaonen live auf die Bretter legen?
Erst einmal gar nichts, denn heute stehen vor ihnen weitere vier Bands auf dem Programm und es folgt auch schon der erste Wermutstropfen, denn aufgrund des unüblich frühen Beginns der Veranstaltung (18:30 Uhr) konnten Fallcie und Omophagia nicht in die Berichterstattung aufgenommen werden.
Somit startet der Abend für die Redaktion also mit den US Tech-Deathern von Vitriol. Ein recht viel stärkerer Einstieg wäre eigentlich auch nicht möglich gewesen, denn hier werden gleich einmal alle Kanonen aufgefahren. Vitriol überzeugen mit einem unglaublich technischen, aber auch sehr emotional geladenen Auftritt und setzen die Messlatte verdammt hoch. Hier steckt pure Leidenschaft und sichtbares Können dahinter, großes Kino, das man glücklicherweise nächstes Jahr zusammen mit Krisiun und Gruesome bereits erneut erleben kann!
Als nächstes sind die quasi Co-Headliner von Hate Eternal an der Reihe. Wo gerade noch tiefer Hass verankert war, fließen jetzt Melodie und mehr Rhythmik ein. Hate Eternal stechen hier ein wenig aus dem Billing, sind aber eben genau die gewünschte Abwechslung, bevor es in die tiefen des Nil hinabgeht. Dass die Herren Meister ihrer Instrumente sind, beweisen sie jedes Mal erneut und liefern eine 1A Metal-Performance ab, zurecht ist die Halle nun auf einem Höhepunkt der Fülle angelangt.
Nun aber ist es Zeit für Geschichtsunterricht der anderen Sorte, wortwörtlich, denn es wird langsam ganz schön spät. Es ist der erste Auftritt von Nile in München mit Neubesetzung an der zweiten Gitarre und Gesang, nachdem Dallas Toler-Wade ausgestiegen ist. Nach nunmehr 20 Jahren als fester Teil der Band war er eigentlich nicht mehr wegzudenken, aber schon nach den ersten Songs wird klar, dass Karl Sanders für sein Herzensprojekt natürlich einen würdigen Ersatz auserkoren hat. Die Setlist streckt sich über weite Teile ihrer mittlerweile mehr als umfangreichen Diskographie, bis hin zum neuen Album. George Kollias setzt hier neue Maßstäbe, was das Tempo der Double-Bass anbelangt, und feuert die Blast Beats in die Menge, dass es raucht. Leider kam nach dem Auftritt von Hate Eternal der zu erwartende Publikumsabgang und die Halle ist nun nur noch mittelmäßig gefüllt. Nile ist das vollkommen egal, man merkt ihnen die Spielfreude wirklich an. Wer denkt, Nile können nur ballern, dann ist das musikalisch gesehen zwar korrekt, aber auch die Interaktion mit dem Publikum ist fast schon liebenswert. Etwa 23:30 Uhr ist dann Schluss und nach fünf Stunden reiner musikalischer Druckbetankung ein mehr als erfüllender Abend.
Setlist: The Blessed Dead / Sacrifice Unto Sebek / Kafir! / Call To Destruction / Long Shadows Of Dread / In The Name Of Amun / The Fiends Who Come To Steal The Magick Of The Deceased / Kheftiu Asar Butchiu / Vile Nilotic Rites / Snake Pite Mating Fenzy / The Howling Of The Jinn / Sarcophagus / 4th Arra Of Dagon / Black Seeds Of Vengeance
Nile sind mit ihrem ägyptischen Flaire und unglaublicher gutturaler Dreistimmigkeit vielleicht nicht Jedermanns/-fraus Sache, aber unumstritten eine Live-Macht, die man so oder so unbedingt einmal gesehen haben sollte!
Bericht: Luka Schwarzlose