Reise – Ansa Sauermann im Muffatcafé (Bericht)

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Geschneit hat es zwar nicht, aber ein wenig Romantik konnte man trotzdem in München spüren. Ansa Sauermann war gemeinsam mit seiner Band im Muffatcafé zugange und brachte an diesem eiskalten Montagabend, dem 4. Dezember 2017, sein im August erschienenes Debüt-Album „Weiße Liebe“ auf die Bühne. In dieser nicht allzu oft bespielten Location sollte der Münchner Singer/Songwriter Chuck Winter den einstimmenden Support übernehmen.

Dieser legt auch pünktlich um 20:30 Uhr los und begrüßt das Publikum mit den cleveren Worten: „Ich fang jetzt an und bleib dann noch ein paar Monate“, eine sympathische Anspielung auf seinen Nachnamen. Auch der Opener „Bird“ weiß zu gefallen, der Münchner weiß sichtlich, wie man interessant bleibende Gitarrenkompositionen mit eingängigen, aber nicht abgedroschenen Melodien verknüpft. Besonders der Vergleich mit seinem alternativen Auftritt gemeinsam mit seiner Band, den „Steuerfahndern“, zeigt, dass Chuck Winter als Solo-Liedermacher auf der Bühne viel mehr Kraft entfalten kann, denn sowohl Stimme als auch die Lieder selbst haben mehr Raum, während das gesamte Band-Arrangement nicht über soliden Indie-Poprock hinausgeht. Leider wissen die Besucher das weniger zu schätzen und beginnen, teilweise lautstark, miteinander zu sprechen. Der 30-minütige Auftritt bleibt trotzdem sehr positiv in Erinnerung.

Setlist: Bird / Perfection / Hipbones / Festive Days / Casket In The Sky / Little Girl / Never Again / People On My Shoulder

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Auch wenn man schon wieder beinahe in den gemütlichen Sitz-Ecken versumpft wäre, springen die Fans, welche das Café tatsächlich bis fast ans Kapazitätenende gefüllt haben, schlaghaft auf und gehen vor die Bühne, als um exakt 21:20 Uhr die Band auf der Bühne bereit steht, das Piano zu spielen beginnt und der Maestro selbst, Ansa Sauermann, das Podest mit Gitarre betritt. „Der Teufel lebt“ und „Reise“ sind klug gewählte Opener, was sich anhand der proportional mit der Kraft der Musik steigenden Publikumslaune zeigt – die Ersten fangen an, zaghaft mitzutanzen. Dieser Zustand sollte sich im Laufe des 80-minütigen Sets noch ändern, denn spätestens bei „Tanzt“ hält es keinen mehr auf den (stillstehenden) Beinen.

Dabei ist der heimliche Held des Abends gar nicht unbedingt Sauermann, der gewohnt gefühlvoll und emotionsstark seine Texte darbietet, sondern seine fantastische Band. Bereits Schlagzeuger und Pianist wissen dabei schon sehr wohl mit ihrer Leistung Eindruck zu schinden, besonders überraschend ist aber sicherlich der Mann am Bass, welcher seine Spuren in mitreißende Rhythmen packt und dabei nicht selten an seinen Genre-Bruder der Band Wanda erinnert. Auch der Gitarrist überrascht nicht nur mit außergewöhnlichen Instrumenten wie z.B. bei „Foto“, sondern auch mit ausgefallenen Solos. Etwas, das aber alle Musiker auf der Bühne verbindet: eine unfassbare Spielfreude. Diese Freude wird, auch mit verhältnismäßig wenigen Ansagen, direkt übertragen.

Die Setlist setzt sich, logischerweise, aus dem gesamtem neuen Album und einigen Songs aus den zwei Vorgänger-EPs zusammen. Letztendlich spielt Sauermann alle Songs, die er hat, außer „Pech und Schwefel“. Wieso genau dieser Song ausgelassen, aber dafür „Reise“ zweimal (zusätzlich als letzter Song) gespielt wurde, bleibt unschlüssig. Dennoch findet der gelungene Auftritt um etwa 22:40 Uhr sein Ende und lässt die Menge glücklich teilweise zum Merchstand, teilweise zum Schnaps-Trinken („MEXIKANER!“) und teilweise nach Hause verschwinden.

Setlist: Der Teufel lebt / Reise / Sieben Leben / Nur im Sturm / Tal der Ahnungslosen / Fliegen / Tanzt / Julia / Weiße Liebe / Foto / Geist / Ich bin ein Kind / Treptower ParkZugaben: Herz / So Weit / Reise

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Fazit: Der Support-Auftritt vor Wanda im März dieses Jahr hat sich gelohnt, denn sicherlich dürfte der Großteil des prall gefüllten Muffatcafés davon reichen. Sowohl Chuck Winter als auch vor allem Ansa Sauermann & Band wissen bestens zu überzeugen, sodass sicherlich ein jeder wieder die Reise auf sich nehmen wird, um den Indie-Rock-Barden zu besuchen, wenn er von romantischer Nostalgie oder der politischen Lage seiner Heimatstadt Dresden singt.

Bericht: Ludwig Stadler

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