Maria Stuart – Königin von Schottland (Filmkritik)

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© Universal Pictures Germany

Regisseur/in: Josie Rourke

Genre: Historiendrama

Produktionsland: Vereinigtes Königreich

Kinostart: 17. Jan. 2019

Laufzeit: 2 Std. 4 Min.

 

 

 

Die Gewinnerin des Golden Globes 2018 für Beste Schauspielerin in einem Musical/ einer Komödie für ihre Rolle in „Lady Bird“ Saoirse Ronan– von der man immer nicht genau weiß, wie ihr Name ausgesprochen wird (Serscha) – lässt gleich zum Beginn des neuen Jahres wieder von sich hören. In der anspruchsvollen Rolle von Maria Stuart, der Königin von Schottland, wurde ihr die Möglichkeit gegeben ganz tief in die Kiste ihres schauspielerischen Talents zu greifen und damit zu beweisen, dass sie auch ihre Oscar Nominierungen aus den Jahren 2001, 2016 und 2018 redlich verdient hatte. Mit viel wunderschöner und liebevoll gestalteter Szenenmalerei – denn nur so kann man es nennen, wenn einzelne Bilder des Filmes wie Gemälde der großen Meister wirken – versucht Regisseurin Josie Rourke, eine designierte Theaterregisseurin in ihrem Filmdebüt dem Zuschauer ein bildgewaltiges Erlebnis – einer Königin würdig – zu erschaffen. Leider gelingt es diesem Fillm nicht, die hohen Erwartungen zu erfüllen, die an das Genre eines Historiendramas gestellt werden. Trotz vielversprechendem Material und einer aufwändigen Produktion muss man leider sagen, dass hier ein etwas langatmiger Film entstanden ist, bei dem die Spannungskurve eher mau ausfällt: steil abfallend, lange auf einem Niveau verlaufend, um am Ende wieder für einen kurzen Moment zu steigen.

Die Geschichte beginnt mit der Rückkehr der Monarchin Maria Stuart (Saoirse Ronan) in ihre Heimat Schottland, nachdem diese fast ihr ganzes junges Leben aufgrund von Aufständen in Frankreich verbracht hat. Als Witwe des französischen Monarchen und zudem Katholikin wird die willensstarke Maria von dem vorwiegend protestantischen Volk und ihrem derzeit regierenden Halbbruder James nicht sonderlich herzlich empfangen. Die Widrigkeiten am Hof und Spannungen zwischen der rechtmäßigen Königin des zu dieser Zeit noch souveränen Schottlands und ihrer royalen Cousine Elisabeth von England (gespielt von der australischen Schauspielerin Margot Robbie) machen Maria Stuart die Regentschaft fast unmöglich. Nicht zuletzt, weil Maria per Geburt einen Anspruch auf den englischen Thron hat. Die Konkurrenz der beiden Regentinnen in ihrer Lebensweise und Hoheitsmacht beherrscht das Leben und Wirken dieser beiden starken Persönlichkeiten.

© Universal Pictures Germany

Wie bereits erwähnt handelt es sich hier um einen bildlich sehr schönen Film, bei dem viel Wert auf Originalschauplätze und authentische Kostüme gelegt wurde. In allem spiegelt sich die langjährige Erfahrung der Regisseurin Josie Rourke am Theater wieder und man hat oft das Gefühl eine Szene könne genauso auch auf einem Gemälde in Versailles zu sehen sein. Die Komposition der Bilder ist jedoch nicht das, was zu wünschen übriglässt, sondern unter anderem der filmische Spannungsbogen wie eingangs bereits erwähnt. Trotz einiger spannender Vorkommnisse in Maria Stuarts Leben wirkt der Mittelteil des Filmes etwas langatmig. Die Szenen wiederholen sich gefühlt immer wieder: Maria Stuart hoch zu Ross, Maria Stuart in ihren Gemächern, Königin Elisabeth in ihren Gemächern, Maria Stuart hoch zu Ross, und so weiter… So wirkt selbst das schönste Bild irgendwann abgedroschen und vermag nicht mehr zu erstaunen. Eine weitere Sache, die einen fahlen Nachgeschmack hinterlässt, ist die gezwungene Vielfalt an ethnischen Gruppen, die in dieser Produktion vorkommen. Selbst als größter Kämpfer für die #diversity Bewegung wird man wohl zugeben müssen, dass es vielleicht sinnvoller wäre, zunächst einmal einen Schwarzen für GZSZ zu casten, als den Botschafter von England in den 50er Jahren des 15. Jahrhunderts in dieser Produktion. Es ist einfach falsch eine Zeit in einem Land, in dem die Sklaverei erst 1834 verboten wurde so darzustellen. Zumal es leider Gottes sicherlich Personen gibt, die ihre gesamte Bildung aus dem Fernsehen beziehen und hier einfach ein falsches Bild der damaligen Zeit vermittelt bekommen. Mit einer solch verzerrten „Friede-Freude-Eierkuchen“-Darstellung historischer Ereignisse ist niemandem geholfen. Die harten Fakten der Sklaverei können nun mal nicht weg „ge-black-washed“ werden.

© Universal Pictures Germany

Ganz allgemein hat man mit der Zeit das Gefühl, dass hier statt der korrekten Wiedergabe von Begebenheiten, versucht wurde eine Kandidatur für eine Auszeichnung in der Kategorie „Vielfalt“ zu gewinnen… So wird eine der Hofdamen Königin Elisabeths von der chinesisch-stämmigen Britin Gemma Chan gespielt, die obgleich ihrer hypnotisierenden Schönheit vermutlich nicht deswegen so unglaublich viel Screentime erhält, zumal sie auch kaum drei Sätze sagt in der Zeit. Das alles wäre sicherlich unter dem Gesichtspunkt noch zu akzeptieren, dass tatsächlich ein Wandel in der englischsprachigen und leider viel zu weißen Filmbranche vonnöten ist. Jedoch grenzt es beinahe an Hohn, als auch noch der Vertraute von Maria Stuart, David Rizzio (gespielt von Ismael Cruz Cordova) als Homosexueller dargestellt wird. In der Historie galt dieser vielmehr als der vermutete Liebhaber der Königin und eventueller Vater des späteren Monarchen König James, Sohn von Maria Stuart, denn als (Zitat) „Schwester“ im Hofstaat der Königin… Es wurde sich also viel Freiheit eingeräumt bei Details in der historischen Korrektheit, was an sich ja nicht schlimm erscheint, aber bei einem Historiendrama wohl etwas besser bedacht werden sollte.

© Universal Pictures Germany

Im Weiteren konzentriert sich der Film auf die Beziehungen von Maria Stuart zu Männern und zu ihrer alleinstehenden Cousine der Königin von England. Diese wird ganz hervorragend von Margot Robbie gespielt, welche dieser historischen Figur viel Tiefe verleiht und die Schwierigkeiten einer Frau in einer von Männern dominierten Welt sehr gut darstellt. Vor allem ihre Eifersucht und ihr Neid gegenüber ihrer viel freier lebenden Cousine Maria wird gut vermittelt und lässt tief in die Seelenwelt dieser bemerkenswert starken Frau blicken. Die Botschaft der Gleichberechtigung der Frau und dass Frauen auch die besseren Männer sein können, spielt in diesem Film insofern eine zentrale Rolle. Diese Botschaft passt auch sehr viel besser in diesen Film und in diese Zeit. So wäre es anzuraten gewesen, sich vielleicht nur auf dieses wirklich wichtige und derzeit hochaktuelle Thema zu konzentrieren und den Rest der Geschichte eben so zu belassen, wie diese auch war. Mit der ganzen Bandbreite der „Vielfalt“ in diesem Film geht dieser Gesichtspunkt leider unter…

Fazit: Alles in allem ist der Film schon sehr schön gemacht und klassisch inszeniert von einer erkennbaren Theaterregisseurin. Er schafft es jedoch leider nicht sich auf eine einzige Botschaft zu konzentrieren, sodass Teile davon schon fast ins Lächerliche gezogen wirken. Ein Eindruck, der vermutlich ganz und gar nicht gewollt ist. Ein Abend daheim, jedoch kein Geld im Kino wert.

 

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