Metal Machine Music – Die Krupps im Backstage (Konzertbericht)

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Wenn sich eine Industrial-Riesen-Tour in Form eines Gespanns von Die Krupps und Front Line Assembly ankündigt, wundert es nicht, dass die Hallen deutschlandweit wahnsinnig gut gefüllt sind. Genau diese Tour wurde nun mit „The Machinists United“-Tour 2018 vollzogen, der Spätsommer hat sich als passender Zeitraum herausgestellt und so ziehen die beiden Formationen durch die Ländereien und dabei auch dreimal durch Deutschland. Am 4. September 2018 kam der Zug in der Backstage Halle an – wir waren natürlich für euch dabei.

Etwas verspätet starten erst einmal Tension Control um kurz nach 20 Uhr ihr Support-Set. Ob sie den Sinn eines Vorheizers erfüllen, kann man wohl nur subjektiv bewerten, in jedem Fall wummert ihr Bass bereits ordentlich durch die Halle und lässt die auf den Tischen abgestellten Bierflaschen reihenweise umkippen. Alles Weitere geht allerdings meilenweit in Stumpfheit unter. Die Texte sind an Primitivität kaum zu übertreffen („Das ist Sex, blondes Mädchen“), das Bühnen-Acting ist mehr als fragwürdig inszeniert und insgesamt wirken die lyrischen Machenschaften plump und unangenehm einfallslos. Das Ende des Sets gegen 20:40 Uhr kommt mehr als gelegen – vielleicht sollten sich die Herren mal die Songzeile ihres ersten Liedes zugute führen: „Use your brain“.

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Um 21 Uhr ist es dementsprechend soweit für den ersten Teil der Double-Headliner-Show: Front Line Assembly. Seit 1986 treiben die Kanadier bereits ihr Unwesen und dementsprechend sieht man den Herren bereits ihr Alter ein wenig an. Nach dem tragischen Tod von Jeremy Inkel, für die Synthies zuständig, hat man sich etwas neu aufgestellt und präsentiert ein übliches Set aus vorrangig altem Liedgut. Wirklich zünden mag das alles aber leider nicht – die Songs verlieren immens schnell an Esprit, was sie über die lange Laufzeit nicht halten können. Auch die Bühnenshow verdient den Begriff „Show“ kaum, sprüht man nur viel Nebel auf die Bühne und bewegt sich recht wenig. Für den Slot eines Co-Headliners wahnsinnig enttäuschend – das Ende um etwa 22:05 Uhr kommt da schon maßlos zu spät.

Setlist: Anthropod / Eye On You / Neologic Spasm / Killing Grounds / Vanished / Shifting Through The Lens / Gun / Plasticity / Deadened / MillenniumZugabe: Mindphaser

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Überraschend spät, nach weiterem, langwierigem Umgebaue, beginnen um 22:30 Uhr die gefühlt wahren Headliner des Abends. Die Krupps hatten allerdings einen schweren Job vor sich, um den schwachen Abend noch irgendwie zu retten – und tatsächlich, es gelingt ihnen. Mit Esprit, einiges an Gitarrenwucht und in einer angenehmen Geschwindigkeit legen die Musiker bereits mit „The Dawning Of Doom“ los und bringen das vorherige Getänzel auf eine ganz andere Liga. Frontmann Jürgen Engler schreit sich motiviert durch das Set, das einen zwar zu erwartenden, aber dennoch schönen Querschnitt aus der Diskographie liefert.

Die Krupps sind auch die einzige Band des Abends, die das Genre Industrial so umsetzt, wie man es erwarten kann, nämlich stählern. Die E-Gitarren dazu sind natürlich zum subjektiven Gefallen sehr schön, aber nicht nötig, um dennoch dem Namen gerecht zu werden. Alle Assoziationen, von Krupp-Stahl zu „Eisen“-Wortspiele bis zu einem großen Stahlrohr-Instrument, auf das fröhlich draufgehauen wird – all das wird umgesetzt und konsequent weitergeführt. Dabei geht die Band aber mit Songs wie „Black Beauty White Heat“ und „To The Hilt“ gerne auch andere Pfade und schnuppert etwas im Groove Metal, was eben genau das bringt, was die Vorgänger nicht so recht kannten: Abwechslung. Engler und seine Mannen schaffen also überraschenderweise doch noch das, was man nicht mehr für möglich gehalten hat: den Abend zu einem lohnenden Ende zu bringen. Nächstes Mal bitte nur etwas früher anfangen – das Showende um 23:45 Uhr an einem Dienstag war doch recht spät.

Setlist: The Dawning Of Doom / Der Amboss (Visage Cover) / Schmutzfabrik / Germaniac / Fly Martyrs Fly / Fuck You / Black Beauty White Heat / To The Hilt / Metal Machine Music / Robo Sapien / Nazis auf Speed / Fatherland Zugaben: Machineries Of Joy / Bloodsuckers

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Bericht: Ludwig Stadler
Fotos: Ronja Bierbaum