Long Live Rock – Axel Rudi Pell im Backstage (Konzertbericht)

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Axel Rudi Pell ist ein Name, um den man, zumindest im deutschsprachigen Teil der Metal-Welt, nicht mehr herumkommt. Im Rahmen seiner „Knight’s Call Part I“-Tour gibt sich der Ausnahmemusiker und seine gleichnamige Band am 1. Mai 2018 in München im Backstage die Ehre.

Vorab sei gesagt, die Konkurrenz des Abends ist groß: In der Halle nebenan spielen Ugly Kid Joe und draußen gibt es das heißumkämpfte Halbfinalrückspiel des FC Bayern auf der Videoleinwand. Umso erfreulicher ist es, dass doch viele Zuschauer den Weg ins Backstage Werk finden, als die ersten Töne von Crystal Ball erklingen. Die Schweizer eröffnen den heutigen Abend – und wie! Mit einem gut gefüllten Innenraum und ihrer Bühnenpräsenz fühlt es sich schon anfangs an, als stünde der Hauptact des Abends auf der Bühne. Eine mehr als solide Performance und ein Publikum, welches dies so zu schätzen weiß, ist einfach die Mixtur für einen gelungenen Start in den Konzertabend. Auch wenn der Großteil des Publikums bei den bekannteren Songs wie „HELLvetica“ schon textsicher mitgrölt und die Haare wirbeln lässt, haben die Jungs von Crystal Ball mit Sicherheit an diesem Abend einige Fans dazugewonnen. Nach stolzen elf Songs ist dann auch schon Schluss, die Halle lichtet sich ein wenig, immerhin ist ja direkt vor dem Eingang das besagte Bayernspiel am Laufen.

Setlist: Crystallizer / Anyone Can Be A Hero / Curtain Call / Hold Your Flag / Gentleman’s Agreement / Déjà Voodoo / HELLvetia / Alive For Evermore / Eye To Eye / Mayday! / Paradise

Axel Rudi Pell lassen allerdings keine lange Verschnaufpause zu, denn nach kurzer Umbaupause startet die Band um den deutschen Ritchie Blackmore schon ins Rennen. Beim Opener „The Wild And The Young“ merkt man schnell, dass Axel über die Jahre nicht irgendwelche Musiker um sich gescharrt hat, sondern eine erlesene Auswahl, eine absolute Elite. Johnny Gioeli zeigt am Mikrofon eine Glanzleistung, fehlerfrei gibt er die quer durch die Ären führende Setlist zum Besten, eine phänomenale Leistung, die man nicht oft genug betonen kann. Auch das dynamische Duo zur Linken an Bass und Keys strahlt förmlich eine gute Laune aus, man sieht ihnen den Spaß auf der Bühne wirklich an, und das spiegelt sich auch im Publikum wieder. Spätestens nach „Wildest Dreams“ und „Fool Fool“ singt das Werk jeden Refrain, ja sogar Gitarren- und Keyboard-Passagen mit. Die Setlist führt nicht nur durch die Jahrzehnte, sondern auch über hart und weich, „Oceans Of Time“ und „Only The Strong Will Survive“, gefolgt vom ersten Instrumentalsolo des Abends während des Klassikers „Mystica“. Bobby Rondinelli darf als Erster ran und bietet ein abwechslungsreiches Schlagzeug-Solo, unkonventionell anfänglich mit den Händen getrommelt, eine interessante Abwechslung zu den meist etwas eintönigen Trommlersoli.

Nach „Long Live Rock“, das quasi exakt ein Mashup aus „Long Live Rock’n’Roll“ von Rainbow und „We Rock“ von Dio sein könnte, folgt auch schon das zweite Solo des Abends. Diesmal darf der ewige Strahlemann Ferdy am Keyboard ran und liefert ein cooles, aufbauendes Tastengewitter, was gleichzeitig als Intro für „Game Of Sins“ fungiert. Mittendrin wird dann „Tower Of Babylon“ angespielt und wieder zurück, eine gelungene Kombination. Neben den Comedyeinlagen des Frontmanns und seinen kleinen Sticheleien gegen den derzeitigen Präsidenten seines Heimatlandes, ist „The Line“ ein wahres Highlight des Abends – eine emotional geladene Meisterleistung der gesamten Band, allen voran Johnny Gioeli, der wie ein Wirbelwind den ganzen Abend über die Bühne fegt. Mittlerweile ist das Fußballspiel vorbei und ein kurzer Einbruch der Stimmung ist spürbar, dieser hält allerdings nur kurz an, denn Axel Rudi Pell liefern ein grandioses Set ab, auch wenn dem einen oder anderen diverse Songs abgehen; sndererseits kann man das fast schon als Kompliment sehen, da man diese grandiose Karriere eben gar nicht in einer einzigen Setlist festhalten kann. Den Abschluss machen „Warrior“, „Edge Of The World“, „Truth & Lies“ und „Carousel“; man bekommt einfach das, was man erwartet, einen wirklich soliden, handgemachten melodischen Metal. In der Zugabe folgen dann noch „Masquerade Ball“, „Casbah“ und „Rock The Nation“ – ein gelungener Abschluss eines grandiosen Konzertes.

Setlist: The Wild And The Young / Wildest Dreams / Fool Fool / Oceans Of Time / Only The Strong Will Survive / Mystica / Long Live Rock / Game Of Sins / Tower Of Babylon / The Line / Warrior / Edge Of The World / Truth & Lies / Carousel Zugaben: The Masquerade Ball / Casbah / Rock The Nation

Das Fazit ist hier schnell gezogen, denn zu meckern gibt es an diesem Abend so gut wie nichts. Natürlich ist es schwer, eine Setlist zu finden, die jeden im Saal glücklich macht, gar unmöglich, dennoch war es musikalisch abwechslungsreich und spannend gestaltet. Wenn man unbedingt nach einem Kritikpunkt sucht, könnte man sich an Axel’s Monitormanier aufhängen, denn dieser hatte über das ganze Set über etwa 100 Anweisungen an seinen Soundtechniker gegeben, mal lauter mal leiser, und seine Gitarren wollten an diesem Abend auch nicht so recht, doch selbst die Gitarrenwechsel mitten im Song wurden reibungslos überspielt. Ein Abend, an dem sich Kritiker definitiv die Zähne ausbeißen werden.

Bericht: Luka Schwarzlose

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