„Hier kann dir keiner deine Träume nehmen“ – „Aladdin“ im Stage Apollo Theater Stuttgart (Kritik)

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Der subtile Geruch von Safran und Kardamom, feine Seide in den schimmernsten Farben und ägyptische Smaragde, würdig einer Prinzessin – all dies ist nicht länger eine Flugreise in den Orient entfernt, denn das Erfolgsmusical aus dem Hause Disney nennt seit Mitte März Stuttgart seine neue Heimat. Nach der erfolgreichen Zeit in Hamburg ist Aladdin – Das Musical jetzt in greifbare Nähe gerückt und spielt im Stage Apollo Theater im SI-Centrum, nur eine knapp zweieinhalb stündige Autofahrt von München aus. Das Musical nach dem gleichnamigen animierten Disney-Klassiker von 1992 lädt sein Publikum ein, sich in eine andere Welt entführen zu lassen. Kein Alltagsstress, keine Langeweile, keinerlei Sorgen sollen die Zuschauer beschäftigen, während sie in der Fantasiemetropole Agrabah dem jungen Aladdin dabei über die Schulter schauen, wie er mithilfe eines Dschinnis seine geliebte Prinzessin für sich gewinnt.

(c) Stage Entertainment

Der bekannte Kinderfilm „Aladdin“ wurde 2011 zum ersten Mal als Musical auf einer Bühne präsentiert und seitdem ist die Geschichte mit dem magischen Flaschengeist international ein Publikumsmagnet. Egal ob New York, London, Tokio oder Sydney, alle lieben Aladdin! 2015 kam dann endlich auch eine deutsche Fassung mitsamt den rund 350 mit Swarovski-Kristallen besetzten Kostümen, 1000 LEDs für den Zauber einer Sternennacht und einem fliegenden Teppich. Das Warten hat sich gelohnt, denn die Magie des Komponisten Alan Menken funktioniert.

(c) Stage Entertainment

Der Straßendieb Aladdin (Phillip Büttner) lernt auf dem Bazar eine geheimnisvolle und wunderschöne Fremde kenne, in welche er sich prompt verliebt. Die Frau seines Herzens stellt sich als Prinzessin Jasmin (Nienke Latten) heraus, die den strengen Regeln und Verkupplungsversuchen ihres Vaters zu entkommen versucht. Ein charmanter aufstrebender Niemand und eine unabhängige und selbstbestimmte Prinzessin – ein Traumpaar, wie es nur in den Geschichten aus 1001 Nacht vorkommen kann. Büttner und Latten entfesseln mit ihrer Bühnen-Dynamik zurecht Begeisterungsstürme. Das von Phillip Büttner zärtlich geflüsterte „Ich liebe dich“ dürfte bei einem Großteil der Zuschauer Gänsehaut hervorgerufen haben und egal ob emotionales Zwiegespräch oder beherzte Verfolgungsjagd – stimmlich ist Büttner in absoluter Top-Form. In seinen Szenen gemeinsam mit Bühnenpartnerin Nienke Latten gelingt es beiden, ihr Niveau zu steigern und sich gegenseitig zu Bestleistungen anzuspornen. Latten verliert in den Duetten sogar ihren leichten Akzent und versinkt lieber gemeinsam mit dem Publikum in ihrer eigenen magischen Welt. Maximilian Mann währenddessen ist als Dschinni von Anfang bis Ende der Liebling jedes Zuschauers. Er redet schnell, viel (und dabei genauso viel Unfug) und verzaubert damit mühelos Jung und Alt. Seine überragende Stepptanznummer, bei welcher er es auf wundersame Art schafft, auch noch genug Luft zu bekommen, um zu singen, macht seine darstellerischen Fähigkeiten nur noch bemerkenswerter. Auch Paolo Bianca und Eric Minsk glänzen in ihren Rollen als Bösewichte nicht nur mit grauenvollem Gelächter, sondern mit viel humoristischem Talent und beeindruckendem Stimmvermögen.

Die liebevoll gestalteten Bühnenbilder und Requisiten können die Zuschauer in eine andere Welt versetzen und bieten den perfekten Hintergrund für die märchenhafte Liebesgeschichte aus 1001 Nacht. Die Zeit scheint sehr schnell zu vergehen, während man in Agrabah zu Gast ist und schneller als einem lieb ist, bewegt man sich wieder in der Realität. Zurück bleibt eine Erinnerung an ein Abenteuer im weit entfernten Orient und die Ohrwürmer der fantastischen Melodien.

Kritik: Anna Matthiesen
Besuchte Vorstellung: 21. April 2019, Matinee