8Below Bergfest, 25.05.17 – Mogadischu, Art Against Agony und Deafening Opera

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Vorwort:
(das ist im Übrigen immer dasselbe, das kann gerne übersprungen werden)

Das ist keine ernsthafte Kritik, sondern eher ein subjektiver Bericht, von mir als regelmäßigen Besucher von kleinen und lokalen Konzerten. Genau wie die meisten in dieser Rubrik behandelten Bands, bin ich kein Musikprofessor, Jesus und/oder Batman; allerdings versuche ich meine Eindrücke nachvollziehbar und objektgerecht darzustellen. Ich selbst war und bin Sänger in mehreren Metal- und Hardcorebands und wirke dadurch eventuell manchmal voreingenommen, allerdings liegen meine musikalischen Interessen sehr breit gefächert: von anspruchsvollem Pop bis Hardstyle, von Filmmusik bis Grindcore. Wie schon erwähnt, bin ich kein Profi, ich möchte lediglich Münchner Underground-Bands vorstellen und meinen jeweilgen Eindruck so ehrlich wie möglich schildern.

Das 8Below Bergfest ist eine wöchentliche Konzertreihe, die 2009 ins Leben gerufen wurde und seither jungen und lokalen Bands sowie musikalischen Künstlern aller Genres, vorrangig aus München, eine Möglichkeit gibt, sich zu präsentieren. In der Underground-Szene hat sich das Bergfest in den letzten acht Jahren mit konstant besser werdendem Sound, Equipment und Team langsam aber sicher zu einer Institution für das Kennenlernen neuer Bands mit viel wiederkehrendem und unabhängigem Publikum manifestiert. Was genau dort jede Woche so abgeht, möchte ich in der neuen Rubrik „Undergrounded“ festhalten.

Mogadischu

HARD ROCK!
Ungefähr so plötzlich hat Mogadischu letzten Donnerstag pünktlich um 20:50 den ersten Song gestartet. Mit einer guten Portion Blues in der Musik trifft die Band in ihrer Tätigkeit, nicht zuletzt der rauchig-lässigen Stimme des Sängers geschuldet, einen guten, schmalen Grad zwischen Melancholie straight outta Mississippi und der Freiheit des mittleren Westens, sodass „Kansas City“ als thematischer Bandname fast besser geeignet wäre. Von der musikalischen Coolness abgesehen, wirkt die Band, als hätte man vier zusammengewürfelte Leute aus einer Studentenbar entführt, als musikalisches Gebilde gecastet und einfach mal machen lassen: ich vermisse die Überzeugung auf der Bühne. Keiner der Bandmitglieder ist wirklich eine Rampensau, sodass die emotionalen Höhepunkte der Gesichtsausdruck des Gitarristen während des Solos und das orgasmierende Aufblicken des Bassisten von den Frets, wenn’s RICHTIG rund geht, waren. Ein „Hallo Andi, Hallo Ute“ nach dem ersten Song spricht leider auch nur zwei der vielen Leute im Raum an; durch viel zu langes Umstimmen und zu langen Instrumentenwechsel ging sehr viel Zeit drauf, in der man locker noch einen zusätzlichen Song hätte spielen können. Da ist meiner Meinung nach mit so einem guten musikalischen Ansatz viel mehr drin als größtenteils das Gefühl, in einer Bar mit zu lauter Livemusik zu sein.

 

Art Against Agony

Diese Band hat mich komplett weggeblasen, so nicht nur mich, sondern auch die restlichen Gäste des mittlerweile gut gefüllten 8Belows. Stellen sich vier Typen in Kostümen auf die Bühne, die genauso aus dem Film „Der Wixxer“ (2004) entsprungen sein könnten (nur mit Masken dazu), spielen ihre Instrumente, als hätte Zeus sich an deren Vorfahren vergangen und fesseln mich fast eine Stunde lang mit progressivem Metal, und das ohne jeglichen Gesang oder Moderation. Geil!
Art Against Agony nehmen es mit der Kunst wirklich ernst, sodass sich in ihren Kompositionen zahlreiche Genres und Einflüsse treffen, wie zum Beispiel Fahrstuhl-Mukke und Black Metal, Djent und das Euromir-Thema aus dem Europapark, Dramatik und Wut, bösester Groove und unglaublich viel Gefühl… Quasi wie ein Plattenladen, der nebenbei auch Leberwurst, Waschmaschinen und Erotikzubehör verkauft. Die Performance dieser Gruppe ist viel mehr eine Las Vegas Zaubershow als ein Clubkonzert, ein WTF-Moment jagt den nächsten (Kommt nach dem halben Gig ein Kerl mit Bongos auf die Bühne?!), man weiss gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll: Das viel zu perfekte Sweep-Picking des Lead-Gitarristen, die abgefahrenen Outfits, oder doch lieber die leicht hüpfenden Nippel des Rhythmus(?)-Gitarristen? Und das ist vielleicht der größte Kritikpunkt: Es fehlt ein Blickanker und auf dauer auch das Entertainment für eben jene, die mit superkrassen Instrumentalskills nicht so viel anfangen können. Sucht euch einen Lichttechniker und lasst eure Bildgewalt durch die Decke gehen, dann seh ich euch ganz ganz oben. Word!

 

Deafening Opera

Etwas gemäßigter und mit tiefergehender Produktion rundet Deafening Opera den Abend ab. Das Intro verspricht einen Universums-Dokumentarfilm der 80er-Jahre, allerdings kommt es beim ersten richtigen Song doch ganz anders: Harte, melodiöse Gitarren und operesquer Gesang. Die Idee der Progressive Rock-Oper kommt musikalisch gut zur Geltung, unter anderem durch das tiefgehende, differenzierte Songwriting und die beabsichtigte Epik. Ich wage mal ganz vorsichtig einen Vergleich mit Blind Guardian, da auch hier der Gesang in bestechend guter Form ist und sehr positiv aus der Masse der Münchner Bands heraussticht. Nicht nur das, der Sänger hat zusätzlich noch ähnlich viel Charisma wie Attila Dorn, was sogar den teilweise genervten Ausdruck der Instrumentalisten wettmacht. Der große Knackpunkt: Das Opern-Konzept ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft! Man könnte noch viel mehr mit dem Artwork, der Performance, dem äußerlichen Style und der Vermarktung arbeiten, um die Band als in sich geschlossenes Gesamtwerk zu präsentieren, das sich sogar auf den größeren Bühnen dieses Landes präsentieren lässt. Ich freu mich drauf, in Zukunft noch mehr von Deafening Opera zu hören.

 

Das nächste Bergfest ist ausnahmsweise am Montag, den 29.5., um 20:00 mit besonderen Stargästen: Gain Eleven aus Schweden, die Gewinner des weltweiten Emergenza-Bandcontest im Jahr 2016, beehren das 8Below in einer Bergfest-Sonderedition mit ihrem Party Rock’n’Roll, zusammen mit den fast-lokalen Rockhelden Raygun Rebels. Dieses supercoole Package für nur 5€ Eintritt sollte man sich definitiv nicht entgehen lassen!
Bis Montag!

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